Das Geheimnis von Digmore Park
- Dryas
- Erschienen: Januar 2013
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- Dryas, 2013, Titel: 'Das Geheimnis von Digmore Park', Originalausgabe
Unterhaltsamer Regency-Roman mit Krimiflair
Kurzgefasst:
In Digmore Park, dem herrschaftlichem Familiensitz der Dewarys, verschwindet die Schwester des Lord spurlos. Ist Frederick, der Erbe von Digmore Park, der Mörder? Alles scheint darauf hinzuweisen doch der junge Mann ist nicht aufzufinden. Als die energische Elizabeth Porter einen neuen, attraktiven Stallmeister einstellt, ahnt sie nicht, wen sie vor sich hat ... Wird Frederick seine Unschuld beweisen und das Herz der stolzen Elizabeth erobern können? Denn die hohen Mauern von Digmore Park wissen ihre Geheimnisse gut zu bewahren.
England Anfang des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der Napoleonischen Kriege: Die junge, unverheiratete Elizabeth Porter ist seit dem Tod ihres Vaters die Verwalterin von Portland Manor, bis ihr jüngerer Bruder volljährig ist. Während sie insgeheim hofft, endlich einen interessanten Verehrer zu finden, sucht sie nach einem neuen Stallmeister für das Anwesen.
Zur gleichen Zeit erhält Frederick Dewary, der Erbe von Digmore Park, in Spanien mitten im Krieg eine erschütternde Nachricht: Er wird wegen eines furchtbaren Verbrechens gesucht und in England drohen ihm ein Prozess und der Tod. Frederick ist völlig ahnungslos, was er getan haben soll. Zusammen mit seinem treuen Diener Charlie bricht er in Verkleidung nach England auf. Sein alter Freund, der Pfarrer Simon Bishop, unterstützt seine Tarnung - und verschafft ihm den Posten des Stallmeisters auf Portland Manor.
Elizabeth ist beeindruckt von Charme und Auftreten des neuen Angestellten. Unterdessen erfährt Frederick endlich, dass man ihm den Mord an seiner Tante anlastet, der kurz nach seinem Heimaturlaub geschah. Um sein Leben zu retten, muss er die Wahrheit herausfinden - und Elizabeth ahnt unterdessen, dass der neue Stallmeister ein Geheimnis verbirgt ...
Liebe, Intrigen und Mord im frühen 19. Jahrhundert
Niveauvolle Liebesromane aus der Regency-Epoche sind eine Spezialität der österreichischen Autorin Sophia Farago. Auch Das Geheimnis von Digmore Park kann in dieser Reihe überzeugen.
Die Handlung präsentiert sich als eine Mischung aus Romanze und Kriminalroman. Schnell ist offensichtlich, dass die Geschichte auf Liebeswirren zwischen Elizabeth und Frederick hinauslaufen wird, doch zuvor muss geklärt werden, was es mit dem Mord auf sich hat. Nach einem kurzen Heimaturlaub ist Frederick nach Spanien an die Front zurückgekehrt - und muss jetzt durch einen Freund erfahren, dass kurz nach seiner Abreise seine Tante Barbara verschwunden ist und bald darauf in einem See tot aufgefunden wurde.
Leider sprechen alle Anzeichen gegen Fredericks Unschuld: Er gilt als letzter Begleiter seiner Tante vor ihrem Verschwinden, brach zwei Tage früher als geplant von seinem Urlaub auf und zu allem Überfluss wurde bei ihrer Leiche sein Siegelring gefunden. Frederick kennt eine Person, die seine Unschuld bezeugen könnte - doch dessen Adresse ist in Fredericks Zimmer auf Digmore Park untergebracht, das von Wachen streng observiert wird. Noch prekärer wird Fredericks Lage dadurch, dass ein alter Feind auf Portland Manor auftaucht, vor dem er sich verstecken muss, da er ihn sofort verraten würde. Zudem hat ausgerechnet Fredericks Vater, der Earl von Digmore Park, die Untersuchungen gegen ihn eingeleitet und ist seither für niemanden zu sprechen. Fredericks Unschuld zu beweisen ist ein schwieriges Unterfangen, an allen Ecken lauern Gefahren. Als Elizabeth und ihre Mutter ihm Unterstützung zusagen, ist er noch lange nicht gerettet, denn auch seine neuen Verbündeten müssen umsichtig agieren und stehen vor Hindernissen und komplexen Intrigen. Für weitere Spannung sorgen die Fragen, welche Rolle Fredericks ungeliebter Cousin Edward und dessen frisch angetraute Ehefrau in diesem Ränkespiel innehaben und warum Fredericks Vater sein Zimmer nicht mehr verlässt - vor allem gegen Ende des Romans hält die Handlung noch einige überraschende Wendungen bereit. Freilich bleibt der historische Hintergrund zu den Napoleonischen Kriegen äußert knapp - sie bieten bewusst nur die Folie für Fredericks Aufenthalt in Spanien und werden ansonsten nicht weiter thematisiert, was dem Werk aber keinen Abbruch tut.
Grundsätzlich gelungene Charaktere
Elizabeth und Frederick sind als Hauptfiguren generell überzeugend und vor allem beide sympathisch. Elizabeth ist eine für damalige Verhältnisse teils unkonventionelle junge Dame - nicht geziert, sondern unternehmungslustig und gerne bereit, ganz undamenhaft die Verwaltung ihres Familiensitzes zu übernehmen. Sie ist wählerisch in Bezug auf Männer und nicht bereit, sich auf eine Vernunftehe einzulassen - insgeheim aber fürchtet sie, mit ihren 22 Jahren langsam als alte Jungfer zu gelten und keinen passenden Ehemann mehr zu finden. Ihre Verwirrung bezüglich ihrer Gefühle zum angeblichen Stallmeisters sorgen für vergnügliche und amüsante Szenen - auf der einen Seite ihr Herzklopfen, ihre Unsicherheit und Verlegenheit bei jeder Begegnung, auf der anderen Seite ihr Entsetzen darüber, dass sie drauf und dran ist, sich in einen Untergebenen zu verlieben.
Der tollkühne und charmante Frederick Dewary wird vielleicht ein bisschen zu idealisiert dargestellt: Er ist ausgesprochen gutaussehend, hochgewachsen, elegant, ein tapferer Major und intelligent - allenfalls seine manchmal etwas verwegene, vorwitzige Art fällt als kleine Kante auf. Dabei ist es allemal vergnüglich, die Annäherungen zwischen ihm und Elizabeth zu verfolgen: Frederick ist zunächst sehr voreingenommen und stellt sich Elizabeth als zänkische alte Jungfer vor, denn nur solch eine Frau würde in seiner Vorstellung ein Anwesen verwalten. Später erkennt er immer mehr ihre Qualitäten an und ertappt sich dabei, wie er sie mit seiner Verlobten vergleicht, von der er so lange nichts mehr gehört hat. Elizabeth wiederum muss sich immer wieder ermahnen, sich eine unstandesgemäße Verbindung aus dem Kopf zu schlagen. Auch als die Fredericks wahre Herkunft kennt, ist dies kein rechter Trost - denn immerhin erfährt sie nun vom Mordverdacht und von seiner Verlobung.
Eine liebenswerte Gestalt ist Elizabeth´ Mutter: Eine abenteuerlustige Lady, die gerne zu unkonventionellen Handlungen bereit ist und sich dennoch immer ihre Damenhaftigkeit bewahrt. Als vielschichtige Figur erscheint der Pfarrer Simon Bishop. Er hält Frederick die Treue, ist aber auch sehr kritisch und neigt zu bissigen Kommentaren - gerade diese etwas kühleren Züge an ihm machen den Reiz an seinem Charakter aus.
Ein paar kleine Mankos
Trotz seines fraglos sehr unterhaltsamen Charakters hat der Roman auch seine kleinen Schwächen. Vor allem fällt auf, dass sich brenzlige Situationen oft zu leicht durch einen kleinen Zufall klären und dass insgesamt Fortuna auffallend häufig auf Seiten von Frederick und Elizabeth steht. So wirkt es ein wenig konstruiert, wie bereitwillig Elizabeth´ Mutter Frederick Glauben schenkt und ihm helfen will, obgleich er bislang ein Fremder für sie war. Ebenso erhalten Elizabeth und ihre Mutter etwa bei ihrem spontanen Besuch in Digmore Park ohne große Mühen viele interessante Informationen. An anderer Stelle verplappern sich Pfarrer Bishop und Frederick gleich mehrfach gegenüber Elizabeth über Fredericks wahre Identität, ohne dass sie misstrauisch wird.
Zudem ist es ein bisschen übertrieben, wie schnell Elizabeth an ihrem neuen Stallmeister Gefallen findet. Bereits bei der zweiten Begegnung ist sie von ihm ausgesprochen angetan und nur seine angeblich niedrige Stellung hält sie davon ab, ihn als potentiellen Ehemann anzusehen - sicher hätte es der Handlung gut getan, wenn sich ihre Begeisterung etwas allmählicher aufgebaut hätte, statt dass sie ihm so schnell verfällt. Überhaupt ist diese zweite Begegnung ein wenig langatmig aufgezogen. Über zweieinhalb Seiten wird beschrieben, dass sich ein fremder Reiter nähert, den Elizabeth entzückt für seine Eleganz und Ausstrahlung bewundert. Unterdessen weiß der Leser bereits, dass es sich hierbei um Frederick handelt und der Moment des Erkennens wird unnötig lange hinausgezögert. Hin und wieder fällt außerdem auf, dass Frederick mit der Last des Mordverdachts zu leichtfertig umgeht, ein bisschen zu sorglos erscheint; die Dramatik der Ereignisse bleibt dadurch teilweise zu sehr im Hintergrund.
Als Fazit bleibt trotz kleiner Schwächen ein kurzweiliger Liebes- und Kriminalroman, der seine Leser in die Zeit des Regency entführt. Die Handlung ist spannend und bisweilen sehr amüsant; die Mankos fallen dabei insgesamt nicht schwer ins Gewicht.
Sophia Farago, Dryas
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