Hoffnung ist ein weites Feld

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  • Erschienen: Januar 2000
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Kurzgefasst:

Das belgische Gallien, 54 v. Chr. Nachdem Caesar Gallien mit Krieg überzogen hat, glaubt er die Könige und Stammesführer auf seiner Seite. Doch im Winter brechen die Könige ihr Wort. Fürsten verschwören sich gegen die Legionen, und Krieger ziehen gegen die Winterlager. Ambiorix, König der Eburonen, und Indutiomaro von den Treverern sehen eine letzte Chance, Roms Herrschaft über Gallien zu brechen, und wagen den Aufstand. Arist, Ambiorix' Sohn, und sein Ziehbruder Acco sind dem Knabenalter gerade entwachsen und leben als Geiseln beim benachbarten Stamm der Aduatucer. Als sie von den Legaten der vierzehnten Legion in der Hoffnung auf Frieden ausgelöst werden, müssen sie ihre Rollen im Plan eines Verräters einnehmen.

 

54 v. Chr. - Belgisches Gallien. Arist und Acco, Sohn und Ziehsohn von Ambiorix, König der Eburonen, werden durch Cotta, Legat der XIV. Legion, von dem Stamm der Aduatucer, wo sie als deren Geiseln leben, gekauft und anschließend an Ambiorix übergeben. Legat Cotta erhofft sich hierdurch, den brüchigen Frieden zwischen Römern und Galliern festigen zu können; zumindest mit dem mächtigen Volk der Eiben. Ambiorix erweist sich als dankbar und bietet den Römern für den nahenden Winter eine Zuflucht in einer ihrer von einem Felshang geschützten Fliehburg, in der es zudem reichliche Nahrungsvorräte gibt. Aber Ambiorix spielt mit gefälschten Karten, denn schnell zeigt sich, dass sein Wort und seine Ehre wenig wert sind. Ihm ist dies egal, denn er möchte lieber in Freiheit sterben als langsam in römischer Unterwerfung. So versucht er gemeinsam mit Indutiomaro, König der Treverer, die gallischen Stämme zu einen und einen Aufstand gegen die Römer zu wagen. Aber nicht alle sind von diesem Plan begeistert, so ist vor allem Cingetorix, Zweitkönig der Treverer, ein ausdrücklicher "Freund" der Römer.

 

Dein Vater hat deine Schwester nach mir benannt. Du hast meine Tochter geheiratet. Was ist mit Cäsar? Wann hast du beschlossen, sein Sohn zu sein, sein Bruder? Sein Bett zu teilen? Als du in Rom warst, haben sie dich da zu einem Bettenwärmer erzogen?

Während der Streit im Lager der Treverer zu eskalieren droht, rüstet Ambiorix mit seinem Stamm zum Kampf gegen die XIV. Legion und bietet Legat Cotta nach einem ersten Kräftemessen ein Geschäft an. Freier Abzug und keine Kampfhandlungen seitens der Eburonen. Lediglich Übergriffe der Treverer und der Aduatucer seien zu befürchten, diese seien aber noch weit weg. Die Römer gehen auf das vergiftete Angebot ein und werden, dem freien Feld schutzlos ausgeliefert, von den Eburonen vernichtend geschlagen.

 

In der Schlachtreihe, die Kameraden zur Linken und zur Rechten, blickten seine Leute diesem Schrecken ohne Furcht ins Antlitz. Und die Disziplin der Legion hatte sich in diesem Krieg als überlegene Waffe gegen die Tobsucht der Gallier herausgestellt. Doch was für eine offene Feldschlacht galt, galt noch lang nicht für einen düsteren Wald am Rande der Welt, in dem Tiergötter umgingen und Geister lauerten.

Nur wenige Römer, darunter Valerius, ein Centurio der XIV. Legion, schaffen es, das Lager von Cicero zu erreichen, von wo aus er sich nach Samarobriva zu Galliens Prokonsul Cäsar durchschlägt. Dieser will die erlittene Schmach rächen und entsendet mehrere Legionen. Ein blutiges Gemetzel droht, aber noch ist völlig unklar, wem es gelingen wird, die gallischen Stämme sowie die kampfstarken germanischen Sueben auf seine Seite zu ziehen ...

 

"Er ... verhandelt", flüsterte Valerius.

"Du bist ein guter Mann, Princeps Prior. Du solltest dir angewöhnen, die Dinge beim Namen zu nennen. Sabinus läuft weg - und möge es ihm vergönnt sein, am Leben zu bleiben, um seine Feigheit Cäsar selbst zu beichten."

Schwertbrüder ist der erste historische Roman von Judith und Christian Vogt, der im Ammianus-Verlag erschienen ist. Dieser brachte bereits von Michael Kuhn die Marcus- sowie die Marcellus-Trilogie auf den Markt und so ist - nicht ganz überraschend - Schwertbrüder der erste Teil des "Eburonenliedes", welcher mit "Verbranntes Land" dereinst seine Fortsetzung und gleichzeitig seinen Abschluss finden wird. Folgerichtig endet der Roman nach 315 Seiten mit den Worten "Sequetur altera pars - Fortsetzung folgt". Darauf folgt zunächst aber noch ein 25 Seiten langer Anhang mit vielen Informationen über den geschichtlichen Hintergrund, über den es - wie die Autoren bereits einleitend bemerken - nur wenige Quellen gibt. "Das Volk der Eibe", jene rätselhaften Eburonen, gebe noch heute viele Rätsel auf.

Im Roman selber hat man das Problem, die zahlreichen Personen und Stämme auseinander zu halten, was durch deren fremdartige Namen nicht gerade erleichtert wird. Dennoch ist der Handlungsaufbau und Schreibstil der Autoren derart angelegt, dass einem der Einstieg relativ gut gelingt, zumal man notfalls im Anhang nachschlagen kann. Neben den bereits erwähnten Stämmen der Eburonen, Aduatucer und Treverer gibt es noch die Carnuten, Senonen und Suessionen (falls jetzt keiner vergessen wurde). Die rechtsrheinischen Stämme lassen wir einfach mal weg (von wegen der Übersichtlichkeit) und erwähnen auch nicht die mitwirkenden römischen Legionen und deren diverse Anführer. Es sei nur der Hinweis gestattet, dass Cicero, Legat der IX. Legion, nicht der berühmte Redner ist, sondern dessen jüngerer Bruder Quintus Tullius. Man muss Judith und Christian Vogt ein großes Lob zollen, dass sie hier den Überblick behalten haben und daran ihre Leser teilhaben lassen.

Kurzweiliges und bildgewaltiges Schlachtenepos

In den zahlreichen Kapiteln wechseln sich die Perspektiven häufig ab, so dass man die Abläufe in den einzelnen Stämmen / Legionen erfährt und die Gedankengänge der wichtigsten Figuren gut nachvollziehen kann. Allerdings beschränkt sich der Roman im Wesentlichen auf die kriegerischen Auseinandersetzungen und bietet ein bildgewaltiges Schlachtenepos mit zahlreichen bluttriefenden Details. Hier wird nichts geschönt, sondern die Brutalität der Kampfhandlungen realistisch dargestellt. Wird einmal nicht gekämpft, so erfahren wir, wer wie über das weitere taktische Vorgehen denkt oder von wo nach wo welche Einheiten verschoben werden, um Nahrungsvorräte zu sichern oder neue Bündnispartner zu finden. Dies alles ist kurzweilig und plastisch dargestellt, so dass dieses Buch für alle empfehlenswert ist, die sich für das Römische Reich (sowie für ein kleines, aufmüpfiges Volk namens Gallier) oder für militärische Kriegsführung - einschließlich der damit einhergehenden Intrigen und Machtspiele - interessieren, auch wenn es ja "nur" ein Aufstand ist. Doch allein die Vernichtung der XIV. Legion zu Beginn es Romans kostet nahezu zehntausend römische Soldaten das Leben. Wir warten gespannt auf die Fortsetzung!

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Annette Gloser
881001

Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Out of Hungerstorf

Kurzgefasst:

Die mecklenburgischen Landarbeiter Marie und Hans Sievers wandern im Sommer 1881 mit ihren Kindern in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Amerika aus. Sie gehören zu den vielen deutschen Auswanderern, die von der US-Regierung kostenloses Ackerland in den Weiten Nord-Dakotas erhalten. Doch der Anfang in der neuen Umgebung ist schwerer als gedacht: Das Wetter ist unberechenbar und die Felder der Neuankömmlinge werden von Feuer und Heuschrecken heimgesucht. Einige der anderen Siedler schrecken zudem vor nichts zurück, um ihre Ziele zu erreichen oder alte Rechnungen zu begleichen.

 

Man schreibt das Jahr 1881, als sich die Familie Sievers entschließt, das mecklenburgische Hungerstorf zu verlassen und nach Amerika auszuwandern. Die große Reise endet dort, wo die Eisenbahn mangels Schienen nicht mehr weiter fährt: in Watertown, Nord- Dakota. Allerdings muß die Familie noch ein Stück weiter fahren, in einen Ort mit dem vielversprechenden Namen Himmelsfeld. Dort werden Hans, Marie und ihre drei Kinder bereits von Karl Wolter erwartet, einem Onkel der Familie und seines Zeichens Inhaber des Gemischtwarenladens von Himmelsfeld.
Aber ansonsten ist das Städtchen eine Enttäuschung, denn es besteht nur aus vier oder fünf Häusern mit viel Prärie drum herum.

Auch die Familie Sievers wird mitten in der Prärie siedeln. Großzügig verteilt die US-Regierung Land an deutsche Einwanderer. Die kommen nicht nur aus Mecklenburg, sondern aus ganz Deutschland. Sogar ein ganzes Dorf Wolgadeutscher ist gemeinsam nach Amerika ausgewandert, um der repressiven Politik des Zaren zu entgehen. Und wie alle anderen auch, wird Hans Sievers zunächst eine Erdhütte aus ausgestochenen Grassoden errichten, damit seine Familie über den Winter kommt.

Unterstützt wird er von Onkel Karl. Allerdings hat dieser auch seine eigenen Probleme, denn Max Kaufmann, der Besitzer des Hotels, ist unerwartet verstorben. Nun ist sein Neffe Christian nach Himmelsfeld gekommen und lässt keinen Zweifel daran, daß er das Amt des Bürgermeisters anstrebt. Allerdings sah Karl Wolter dieses Amt eigentlich für sich reserviert. Und so liefern sich Karl Wolter und Christian Kaufmann ein Wettrennen der Wohltätigkeit für Himmelsfeld. Karl gründet eine Zeitung, Kaufmann dagegen eine Schule, beide in der festen Überzeugung, daß die Himmelsfelder Einwohnerschaft am Wahltag ihren Namen ankreuzen wird. Als Kaufmann ermordet wird, sind sich die Himmelsfelder einig: Das kann nur Karl Wolter getan haben! Allerdings wäre es für viele Neusiedler ein Vorteil, wenn Wolter verschwinden würde. Fast alle haben Schulden bei ihm und er zögert nicht, sie immer wieder daran zu erinnern. Für den Mord an Kaufmann allerdings hat er ein Alibi. Dann aber kommt der Heiligabend 1881 und Wolters Laden brennt lichterloh!

Völlig unromantisch

Kai Blum schickt seine Leser auf direktem Wege in die Prärie. So einfach und geradlinig die Sprache in diesem Roman auch ist, was hier so lakonisch erzählt wird, zieht den Leser in den Bann. Wenn man das Buch aufschlägt, dann landet man mitten im Jahr 1881, in weiter, endlos scheinender Graslandschaft. Man erlebt glühende Sonne und Tornados, den Neueinwanderern völlig unbekannte Naturphänomene. Gerade die schnörkellose Erzählweise holt die Leser schnell mit ins Boot - oder vielmehr nach Himmelsfeld. Dabei wird deutlich, mit welchen Schwierigkeiten die Siedler zu kämpfen hatten. Die Selbstverständlichkeit, mit der diese Probleme benannt und geschildert werden, macht den Roman um so eindringlicher. Keine Spur von Plantagenromantik. Hier kämpfen Menschen hart um ihr Überleben.

Da sind die Russlanddeutschen, die als ganzes Dorf ausgewandert sind, die immer in enger Gemeinschaft gelebt haben, sich gegenseitig stützten und halfen, und die nun weit voneinander entfernt siedeln müssen. Es gibt den Getreideaufkäufer, der mitten im Winter die Preise in die Höhe treibt und es gibt den Arzt, der sich stundenlang durch die meterhoch verschneite Prärie zu seinen Patienten kämpft. Fast alle der Siedler sind Deutsche, aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands zusammengekommen. Aber wenn dann gleich am Anfang des Buches gefragt wird, ob denn in Mecklenburg überhaupt noch Leute übrig sind, dann wird schnell klar, woher der größte Teil der Siedler in dieser Gegend kam. Angelockt durch die Landvergabe, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben als in der Heimat, völlig unvorbereitet auf die Probleme, mit denen sie nun zu kämpfen haben.

Man spürt, daß Kai Blum sein Metier genau kennt. Er schildert den Bau einer Grassodenhütte ebenso plastisch wie die dramatische Rettung der Schulkinder aus einem Blizzard. Nur ein paar Zeilen im Roman nimmt die erste Begegnung des Sheriffs mit Hans Sievers ein, und doch wird hier sofort klar, welche grundlegende Veränderung das Leben in diesem neuen Land mit sich bringt: Ein gewählter Polizist! Für Hans, der aus einem Land der Junker und Gutsverwalter kommt, eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit.

Als Krimi eher zahm

Kai Blums Protagonisten decken die gesamte Bandbreite der Neueinwanderer ab. Da ist Karl Wolter, der bereits anderswo erfolgreich eine Farm betrieb und gewinnbringend verkaufte, um nun in Nord Dakota mit einem Laden seinen Unterhalt zu verdienen. Da sind der hoffnungsvolle Hans Sievers mit seiner Familie, aber auch der undurchsichtige Wanderpfarrer Gottfried Seidel und die junge, schwarze Lehrerin Mary Bayne, die Russlanddeutschen, ein paar Skandinavier, Sheriff Hunfield als Sohn einer deutschen Mutter. Es gibt die ehrlichen Menschen genauso wie die Geschäftemacher und die Ganoven. Zwischen den neu entstehenden Örtchen herrscht Konkurrenz und selbst im kleinsten Nest wohnen Machtkampf und Profitgier mit ein. Karl Wolter gerät dabei wohl zur vielschichtigsten Gestalt in diesem Roman, denn obwohl er immer auf seinen Gewinn bedacht ist, obwohl ihn viele der Siedler nicht mögen, versucht er doch, zu helfen und Mitmenschlichkeit ist ihm nicht fremd.

Generell beruht die Spannung in Hoffnung ist ein weites Feld eher auf diesem Miteinander und Gegeneinander der Protagonisten, auf der Schilderung der Lebensumstände und dem Entwurf eines Neuanfangs. Der auf dem Cover versprochene "Auswandererkrimi" hält sich in überschaubaren Grenzen und findet überhaupt erst ab Seite 123 statt, also im letzten Drittel des Romans. Auch den "Detektiv" gibt es hier nicht, die Lösung ergibt sich letztendlich aus der Handlung und dem Agieren des Personals.

Gelungener Start

Hoffnung ist ein weites Feld ist der gelungene Start eine Romanreihe, die das Leben der Familie Sievers von 1881 bis in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts zum Thema haben soll. Dies ist gewiß ein ehrgeiziges Projekt, dem man nur die Daumen drücken kann. Der Einstieg ist jedenfalls gelungen. Auch wenn das Buch kein Geheimtipp für Freunde des finsteren Thrillers ist, so ist es als Auswandererroman kurzweilig, spannend und sehr informativ. Der Roman ist mit 174 Seiten nicht sehr umfangreich und liest sich flott weg. Plant man für den Urlaub, sollte man ein paar Bücher mehr mitnehmen. Aber für ein Wochenende oder einen langen Winterabend genau das Richtige, um sich in andere Zeiten entführen zu lassen.

Der Folgeband Man erntet, was man sät soll demnächst erscheinen.

Hoffnung ist ein weites Feld

Kai Blum, -

Hoffnung ist ein weites Feld

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