Claras Bewährung

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2004
  • 2
  • Rowohlt, 2004, Titel: 'Claras Bewährung', Originalausgabe
Wertung wird geladen
Katharina Lewald
551001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2006

Der Pastor, die Hebamme und die Huren

Haben Sie genug von historischen Romanen, in denen die Lebensgeschichten von Henkern, Inquisitoren und fiesen Raubrittern verbreitet werden? Möchten Sie zur Abwechslung mal ein Buch über einen Menschen lesen, der gut und hilfsbereit ist, ja sogar neues Leben schenkt?

";Claras Bewährung"; ist Edith Beleites' zweiter historischer Roman, der das Leben der Hebamme Clara erzählt, die nach dem Tode ihrer Ziehmutter einen neuen Anfang in Glückstadt wagt. Während sie tagein, tagaus weniger ihrer Arbeit, als vielmehr Vergnügungen nachgeht, wachsen ihre Zweifel: War es richtig, nach Glückstadt zu kommen? Wenn es so selten Schwangerschaften hier gab – was verständlich war, da viele Unternehmer erst ihren Betrieb aufbauen und dann an Nachwuchs denken wollten – wovon sollte Clara leben, wenn ihre Ersparnisse aufgebraucht waren?

Und doch erzählt dieser Roman nicht nur von Zweifeln und Sorgen, sondern auch von Freundschaften und einer wachsenden Liebe. Außerdem ist es Claras größtem Feind, dem Pastor, gar nicht recht, dass sie sich auch um die Prostituierten kümmert – aber schließlich kann sie nicht so tun, als gäbe es sie und deren Probleme nicht. Im Mittelalter waren Verhütungsmethoden zwar nicht gänzlich unbekannt, jedoch äußerst unzuverlässig – und auch ungewollte Schwangerschaften fordern Claras Unterstützung.

Als die junge Hebamme schon gar nicht mehr weiter weiß, wird sie von ihrer Freundin Johanna nach Hamburg eingeladen – ihre Heimatstadt – und dort muss sie bei einer schwierigen Geburt die Geburtszange benutzen. Dies jedoch war den Hebammen zu Claras Zeiten strengstens verboten. Zu allem Überfluss bricht zurück in Glückstadt eine Seuche aus…

Keine Verschnaufpausen für den Leser

Der aufmerksame Leser hat längst festgestellt, dass für die eben geschilderten Geschehnisse kaum 283 Seiten zum Erzählen ausreichen dürften. Und sofort hat man ein Manko entdeckt, ohne den Roman gelesen haben zu müssen: Er ist für die Fülle von Ereignissen viel zu kurz. Die Autorin springt von einem Vorkommnis zum nächsten, der Leser muss förmlich auf und ab springen wie ein Flummiball. Das kann nicht gut gehen!

Während man noch über eine Begebenheit nachdenkt – schließlich braucht man als Leser auch keine kurze Verdauungszeit – da passieren schon wieder Dinge, die zwar nicht unbedingt überraschen, aber sein wir doch mal ehrlich: Wer wird von Frauen auf einem Marktplatz angekeift und fertiggemacht und geht anschließend nach Hause, nur um kurz zu beschließen sich nicht unterkriegen zu lassen und rennt gleich los zum nächsten Menschen, der einen nicht mag und am liebsten aus der Stadt gescheucht sehen würde? Wahrscheinlich wären die meisten Menschen erst einmal todunglücklich und hätten den Rest des Tages schlechte Laune, gepaart mit Zickigkeit. Aber nein – Clara nicht

Clara, der ewige Gutmensch

Und das ist gleich der nächste Minuspunkt: Clara ist viel zu gut. Sie will immer allen helfen, sie will immer alles für andere und nichts für sich. Sie ist so gut wie nie richtig wütend und wenn, dann nur für die Länge eines Wimpernschlags. Und sie ist wahnsinnig bescheiden, möchte immer allen Menschen alles recht machen. Solche Gutmenschen sind absolut unrealistisch und deshalb sind Romane, in denen sie vorkommen, äußerst unglaubwürdig.

Zusammengefasst passiert nur eins in diesem Roman – und das immer wieder: Clara opfert sich auf, wird angefeindet, rennt nach Hause, beschließt, sich nicht unterkriegen zu lassen und setzt anschließend doch ihren Kopf durch, immer unterstützt durch ihre Freunde, die natürlich nichts auf den schlechten Ruf Claras geben. Wer bitte soll das glauben!?

Insgesamt werden viele Leser, die den ersten Band über Hebamme Clara kennen, enttäuscht sein. Edith Beleites hat weder ihren Stil verbessern, noch die wenigen Fehler ihres Debüts beseitigen können – sie hat noch welche obenauf gesetzt. Lieber 200 Seiten mehr und dafür weniger oberflächliche Charaktere, eine ausgebaute Story (bei der man auch mal aufatmen darf!) und etwas mehr Glaubhaftigkeit und voilà, schon wäre der Roman um Längen besser gewesen. Hoffen wir auf die nächsten Teile!

Claras Bewährung

Edith Beleites, Rowohlt

Claras Bewährung

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Claras Bewährung«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren