Das Lächeln der Teufelsfratzen

  • Sutton
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Sutton, 2013, Titel: 'Das Lächeln der Teufelsfratzen', Originalausgabe
Das Lächeln der Teufelsfratzen
Das Lächeln der Teufelsfratzen
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Sabine Bongenberg
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Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Wo Teufel drauf steht, sollte auch Teufel drin sein

Dass im Mittelalter vieles nicht gut war, ist vielen Lesern historischer Romane mittlerweile mehr als bekannt. Da waren zum einen die hoch geborenen Fürsten, ängstlich darauf bedacht, ihre Pfründe und Ländereien zu erhalten oder möglicherweise zu erweitern und andererseits die Kirchenfürsten, die aber im Prinzip genau dieselben Interessen verfolgten. Mittendrin strampelte sich das Fußvolk in der verzweifelten Bemühung ab, nicht zwischen die herrschenden oder miteinander verfehdeten Klassen zu geraten und sein eigenes kleines Leben irgendwie zu verfolgen.

Vor dieser Aufgabe stehen die eigentlichen Helden des Buches, der bergische Baumeister Felix und seine mittlerweile angetraute Ehefrau Leonora, die der Autor Franz-Josef Mundt bereits im Vorgängerwerk Die Klostermühle von Altenberg einführte. Beide werden aus ihrem gemächlichen Trott gerissen, als Arnold, der neue Erzbischof in Köln, Felix als Bauleiter einer von ihm geplanten Burg bestimmt. Die Eheleute müssen nunmehr auf sich gestellt ihr Schicksal und ihre Liebe verteidigen und sich den Mühlsteinen der Religion, die so manchen im Laufe der Zeit zermahlte, widersetzen.

Unglückliche Auflösung

Grundsätzlich handelt es sich bei dieser Konstruktion wenn sie auch nichts Neues darstellt immer wieder um einen packenden Lesestoff. Dennoch steckt auch bei interessanten und spannenden Konstruktionen und Ideen der regelmäßig beschworene Teufel im Detail. Mundt greift daher in seinem Buch diverse Ansätze auf, ohne dass diese weiter verfolgt werden und schafft es daher nicht, einen einheitlichen Handlungsstrang zu errichten. Da ist zum einen Leonora, die schöne, selbstbewusste und offensichtlich modernen Ideen gegenüber aufgeschlossene Heldin. Natürlich wird eine derartige Person erfahrungsgemäß nicht nur von einem geliebt oder begehrt. Auch hier ist es so, dass sie offensichtlich einem illegitimen - aber mit Macht ausgestattetem - Sprössling eines der höheren Kirchenfürsten ins Auge fällt. Welches Schicksal würde einer derartigen Frau blühen? Oder noch schlimmer welche Gefahren würden ihrem Mann drohen, der ja offensichtlich den Gelüsten eines Mächtigen im Weg steht? Die Antwort auf diese Fragen ist im Lauf der Geschichte keine Neue, wenn auch keine besonders glücklich gelöste. Hier allerdings wird sie neu beantwortet, denn es passiert nichts. Offensichtlich entflammt Leidenschaft, ohne dass sie befriedigt wird. Für die Helden des Buches ist diese Lösung sicherlich die glücklichste Variante, allein der Leser fragt sich, was zum Teufel der ganze Wirbel denn um ein kurzes Ziehen in den Lenden sollte.

Dieses Einwerfen von Ideen und Vorstellungen, die anschließend nicht weiter verfolgt werden, zieht sich als roter Faden weiter durch das Buch. Morde werden begangen und untersucht - die Täter nicht zur Verantwortung gezogen, brave Christen nehmen Anstoß an der Erschaffung steinerner Teufelsfiguren - das eigenartige Hobby wird kommentarlos eingestellt, ein jüdischer Geldverleiher wird gezwungen Geld zu einem lächerlichen Zinssatz zu verleihen, damit seine Gemeinde weiterhin sicher leben kann - im Großen und Ganzen ist sie aber auch nie ernsthaft in Gefahr, wichtige Gelder fehlen um den Lebensunterhalt eine Familie für den Winter sicher zu stellen - irgendwie schaffen sie es auch so. Bei fortgeschrittener Lektüre des Buches stellt sich daher immer häufiger die Frage, ob der Autor Mitleid mit seinen Figuren verspürte und sie daher - wenn überhaupt - kurz und schmerzlos versterben ließ oder ihnen - sofern möglich - ein hässliches Schicksal ersparte. Dieser Darstellung hinterlässt jedoch ein eigenartiges Gefühl des Widerspruchs. Wenn schon ein Märchen dargeboten wird, in dem Figuren wie in diesem Buch entweder grundsätzlich schwarz (die Oberen der Kirche) oder weiß (die jüdische Gemeinde generell) dargestellt werden, dann rechnet der Leser auch mit der gnadenlosen Struktur eines Märchens. Zum Schluss leben sie alle fröhlich bis zum Ende - dieser Ausgang will aber vorher auch verdient werden.

Interessante Zeit

Bei aller Kritik soll aber auch erwähnt werden, dass Mundt dennoch interessante Informationen zur damaligen Zeit vermittelt. So werden einerseits die Darstellensweisen der Heiligenfiguren - besonders hier speziell der Mariendarstellung - lehrreich erläutert und erklärt. Andererseits wird auch ein Spiegel der damaligen Gesellschaft dargestellt, der die Frage eines so manchen modernen Menschen beantwortet, warum sich das Volk seinerzeit quasi alles gefallen ließ. Dennoch - historische Kenntnisse überzeugen in einem Sachbuch. In einem Roman soll - sicherlich auch mit geschichtlicher Präzision - eine gute und spannende Geschichte erzählt werden. Dieser Vorsatz gelingt hier nur ansatzweise.

Nach Abschluss der Lektüre bleibt daher die Frage, was der Titel, nämlich das "Lächeln der Teufelsfratzen" mit der eigentlichen Handlung zu tun hatte. Immerhin hatte der Teufel beim Druck des Buches auf Seite 177 die Hand im Spiel, sorgte hier doch die Bezeichnung "Pabst" für eine kurze Irritation der Autorin dieses Textes. Aber vermutlich war das nur ein kurzes Aufbäumen des Antichristen. 

Das Lächeln der Teufelsfratzen

Franz-Josef Mundt, Sutton

Das Lächeln der Teufelsfratzen

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