Sherlock Holmes und das Ungeheuer von Ulmen
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- Erschienen: Januar 2013
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- kbv, 2013, Titel: 'Sherlock Holmes und das Ungeheuer von Ulmen', Originalausgabe
Sherlock Holmes ermittelt in der Eifel
Doktor Peeters erhält von seinem Bekannten Herbert Blecher, dem Dorfschullehrer aus Ulmen in der Eifel, einen Brief, wonach in der Ulmener Maar ein Fischungeheuer sein Unwesen treibt. Einer Legende aus dem Jahr 1542 nach stirbt immer dann ein Mensch, wenn zuvor das Ungeheuer gesehen wurde, und genau dies hat Blecher nun selber erlebt. Als früherer Klient von Sherlock Holmes bittet Peeters den Meisterdetektiv, diesem seltsamen Phänomen nachzugehen. Als Holmes in Begleitung seines Bekannten David Tristram in Ulmen ankommt, müssen die beiden feststellen, dass Blecher zwischenzeitlich unter merkwürdigen Umständen zu Tode kam. Auch die Frau des örtlichen Apothekers will das Seeungeheuer gesehen haben, allerdings ist sie derzeit verreist. Holmes und Tristram stellen eigene Ermittlungen in dem beschaulichen Dorf an, denn an die Unfallversion des Gendarmen glauben sie nicht. Weitere Spuren führen sie nach Trier und Frankfurt, doch als sie wieder nach Ulmen zurückkehren gibt es einen weiteren Todesfall. Spätestens jetzt ist klar, dass hier ein Ungeheuer in Menschengestalt sein Unwesen treibt&
"Mein ganzes Leben wohne ich schon in diesem Ort! Aber hier ist noch nie jemand eines gewaltsamen Todes gestorben. Bestimmt sind die Arbeiter und Ingenieure der Eisenbahngesellschaft daran schuld. Wie mag das noch enden, wenn nächstes Jahr die Züge alle möglichen Menschen hierher bringen! Wir leben in schrecklichen Zeiten!"
Das Ulmener Maar ist der jüngste Vulkan nördlich der Alpen in dem einer alten Legende zufolge ein riesiger Fisch leben soll, gar von einem Ichthyosaurus ist die Rede. Holmes glaubt natürlich zu keinem Zeitpunkt an derlei Geschichten, umso erstaunlicher ist, dass er dennoch nach Frankfurt reist, um (unter anderem) in der dortigen Senckenberg-Stiftung mehr über Saurier zu erfahren. Darauf von Tristram angesprochen erwidert Holmes knapp: "Man sollte nichts von Anfang an ausschließen." Derartige vermeintliche Ungereimtheiten gibt es im neuesten Fall, den uns Franziska Franke auftischt, gleich mehrfach. Andererseits kennen wir ja alle den genialen Meister der Deduktion und seine nicht immer auf Anhieb durchschaubaren Ermittlungsmethoden. Somit befinden sich die Leser auf einem Level mit David Tristram, Holmes treuen Gefährten und Ich-Erzähler, der den klassischen Part von Dr. Watson übernimmt. Quasi der Laufbursche beziehungsweise der "Depp vom Dienst", der Holmes Rückschlüsse nur selten begreift.
"Mein Gott! Ist die Einrichtung altmodisch", staunte ich. "Wie alt war eigentlich der Lehrer? Ich dachte bisher, er sei um die Vierzig gewesen wie Doktor Peeters?"
"Er war exakt zweiundvierzig Jahre und zwei Monate alt", behauptete Holmes, während er unter das Bett schaute.
"Haben Sie das aus der Beschaffenheit der Treppenstufen und des Kopfkissens geschlossen?", entfuhr es mir verblüfft.
"Das habe ich seinem Totenschein entnommen."
Franziska Franke schreibt ihren bereits fünften Roman des Holmes-Tristram-Reihe mit gelegentlich großem Augenzwinkern, was gekonnt über die Ermittlungen hinwegtäuscht. Denn da man, wie immer bei Holmes, erst auf den letzten Seiten mit einer (mehr oder weniger) spektakulären Auflösung konfrontiert wird, braucht man normalerweise gar nicht erst versuchen, auf eigene Faust den Täter zu entlarven. Dabei sehen sich Holmes und Tristram im neuen Fall gleich zwei Problemen gegenüber. Sie beherrschen beide nicht die deutsche Sprache (dafür kommen sie auffällig gut zurecht) und können zudem nicht inkognito ermitteln, da in dem beschaulichen Dorf jeder jeden kennt und sich daher die Anwesenheit der beiden Privatermittler wie ein Lauffeuer verbreitet.
"Ich glaube nicht, dass er Geheimnisse hatte. Hier kennt jeder jeden. Sie wissen ja, wie das ist", ließ Witwe Henkel ausrichten.
Ich wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.
Sherlock Holmes und das Ungeheuer von Ulmen ist eine gekonnte Fortführung der Serie, wenngleich erste Abnutzungserscheinungen erkennbar sind. Das Schema ist halt immer das gleiche, wobei sind wir ehrlich genau dies ja speziell bei Sherlock Holmes von allen erwartet wird, oder?
Franziska Franke, kbv
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