Die geheime Braut
- Diana
- Erschienen: Januar 2013
- 8
- Diana, 2013, Titel: 'Die geheime Braut', Originalausgabe
Ein todbringendes Gemälde als Racheakt für die neue Weltanschauung Martin Luthers?
Wittenberg im Jahre 1528: Mehr als zehn Jahre sind seit dem Anschlag der 95 Thesen vergangen. Viele Klöster wurden inzwischen geschlossen und die ehemaligen Nonnen müssen sich in der Weltlichkeit ihren Lebensunterhalt verdienen. So auch Susanna und Binea, die sich zunächst mit Gesang und Lautenspiel durchschlagen können. Dann aber verliert Susanna ihre Singstimme und sie sind gezwungen, sich als Diebinnen über Wasser zu halten. In Wittenberg werden sie von Jan Seman, einem Gesellen in der Werkstatt Lucas Cranachs, bei dem Versuch ihn zu bestehlen, erwischt. Doch statt sie an den Pranger zu stellen, bringt er sie ins schwarze Kloster zu Katharina von Bora, der Frau von Martin Luther und selbst ehemalige Nonne. Dort kommen sie als Mägde zunächst auf Probe unter, denn in dem großen Haushalt des Predigers und Gelehrten werden immer Hilfskräfte benötigt.
Ein mysteriöser Auftrag an Lucas Cranach
Jan hat aber noch ein weiteres Problem: Sein Meister Lucas Cranach hat von einem geheimnisvollen Kunstsammler den Auftrag erhalten, die drei Grazien zu malen und zwar nackt, ein zu dieser Zeit unerhörtes Ansinnen. Zugleich macht der Auftraggeber genaue Vorgaben, welche Frauen Modell stehen sollen. Nachdem das erste Portrait angefertigt worden ist, verschwindet die Gemalte und wird wenig später tot aufgefunden. Eine zweite Frau wird gemalt und kurze Zeit danach lebendig begraben. Auch sie ist tot. Schließlich fordert der Auftraggeber als dritte Frau im Bunde Katharina von Bora. Welches Ziel verfolgt der unbekannte Auftraggeber ? Dann überschlagen sich die Ereignisse. Susanna, die längst in Jan verliebt ist, will ihre Herrin und auch Jan, der in Verdacht geraten ist, schützen und bietet sich als Lockvogel an mit dramatischen Folgen ...
Ein verbotenes Gemälde und die Folgen
Die Geschichte wird anhand der Entstehung des Gemäldes und aus Sicht von Susanna, Jan und Binea erzählt. So wechselt die Perspektive des Öfteren und der Leser begleitet die Hauptpersonen auf ihren Wegen. Da ist Susanna, die in der Welt außerhalb der Klostermauern noch nicht richtig angekommen und durch ein schreckliches Erlebnis belastet ist. In Wittenberg holt die Vergangenheit sie ein und sie muss sich den zurückliegenden Ereignissen stellen, um eine Zukunft zu haben. Ihr zu Seite steht Jan, der seinem Ruf als Frauenheld entsprechen und die Modelle für die Grazien zeichnen soll. Durch die Geschehnisse kommen ihm Zweifel und auch er muss Entscheidungen für seine weitere künstlerische Laufbahn und seinen Lebensweg treffen. Und schließlich Binea, die einen geheimnisvollen Fremden kennen lernt und dadurch verhängnisvolle Ereignisse in Gang setzt. Diese drei werden dem Leser vertraut und man verfolgt mit Spannung, wie sich die Persönlichkeiten entwickeln und wie die Handlung vorantreibt.
Der Leser trifft aber auch auf historische Persönlichkeiten wie Luther, der, in seine Studien vertieft, die Aufgaben als Hausherr nur zu gerne seiner jungen Frau überlässt, und auf Philip Melanchthon, einen Freund Luthers und Lehrer an der Leucorea zu Wittenberg. Diese bleiben jedoch neben den Hauptprotagonisten und Lucas Cranach ziemlich blass. Der bereits über Wittenberg hinaus bekannte Künstler liefert interessante Einblicke in die Welt seiner Werkstatt und seiner vielfältigen Nebentätigkeiten, die ihn zu einer Schlüsselfigur des Romans werden lassen.
Kleine Häppchen laden zum Miträtseln ein
Die Aufklärung der Todesfälle, mit der Cranach beauftragt ist, nimmt einen breiten Platz in dem Roman ein und treibt somit die Handlung voran. Dem Leser werden die Informationen in kleinen Portionen serviert. Dies animiert mitzurätseln und den Täter zu enttarnen. Dadurch wird auch der Spannungsbogen gehalten und dies hält den Leser bei der Stange. Die Liebesgeschichte zwischen Susanna und Jan dagegen passiert eher so nebenbei und ist nicht wirklich gelungen. Auf die Entwicklung der persönlichen Beziehung zwischen ihnen wird wenig Wert gelegt und wie aus dem Nichts erkennt Susanna ihre tiefen Gefühle für Jan. Dies ist angesichts von Susannas Vergangenheit als Nonne und ihren Erlebnissen nach dem Verlassen des Klosters nicht ganz nachvollziehbar.
Ein Roman wie das Gemälde
Der Aufbau des Romans ist wie das im Mittelpunkt stehende Gemälde konzipiert und die drei Teile sind nach den Grazien Aglaia, Thalia und Euphrosyne benannt. Die Auflösung der Krimihandlung ist gut entwickelt und schlüssig erklärt. Sie stellt auch den erfahrenen Krimileser zufrieden. Ein Epilog schließt den Roman ab und bietet einen Ausblick auf die Zukunft. Abgerundet wird der Roman durch eine Abbildung des Gemäldes und interessante Informationen der Autorin im Nachwort.
Insgesamt ein gelungener, spannender Historien-Krimi, der die Entstehung eines bekannten Gemäldes mit einer fiktiven dunklen Geschichte verknüpft und dabei Lucas Cranach und Martin Luther aus einem anderen Blickwinkel in ihrem weltlichen und familiären Umfeld zeigt.
Brigitte Riebe, Diana
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