Blutaxt
- Heyne
- Erschienen: Januar 2013
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- Heyne, 2013, Titel: 'Crowbone', Originalausgabe
Blutiger Abschluß einer Pentalogie
Irland, 979 nach Christus. Olaf Tryggvason, genannt Krähenbein, macht sich mit ein paar Eingeschworenen auf den Weg zu den Orkney-Inseln, um die Blutaxt zu besorgen, die ihm als künftiger König Norwegens zusteht und die ihm zur Macht verhelfen soll. Auf seiner Reise muss er sich um neue Verbündete kümmern, denn alte hat er nicht mehr genügend, und die auf ihn geschworenen Eide sind mehr als wackelig.
Doch ist er nicht der einzige, der die Blutaxt sucht, die bereits einst seinen Großvater auf den Thron verhalf. Neben der Hexenkönigin Gunnhild, die die Axt bewacht, ist es auch der Priester Martin, der sie unbedingt haben will, um damit die Lanze Jesu einzutauschen, die er unbedingt immer noch haben will. Eine nicht unblutige Jagd beginnt, in der auch Jarl Orm noch eine Rolle spielen wird.
In seinem fünften und letzten Roman um die Eingeschworenen Blutaxt ist nicht Jarl Orm die Hauptperson, wie es in den ersten vier Romanen der Fall gewesen ist. Hauptfigur ist Olay Tryggvason, genannt Krähenbein, dem Orm und die Eingeschworenen im dritten Teil Drachenboot das Leben gerettet haben und die ihm nun helfen wollen, den Thron Norwegens, wenn nicht zu erobern, dann doch sein Recht darauf zu stabilisieren. Das führt dazu, dass Orm nur an Rande auftaucht, aber er taucht auf, und in keinem schlechten Moment.
Traditionen und Rituale
Orm ist älter geworden und erhebt Anspruch auf die Blutaxt, die seinem Großvater Eirik bereits seinen Beinamen beschert hat. Da ihm nur eine handvoll der Eingeschworenen gefolgt sind, muss er dringend sehen, wie er neue Männer und Schiffe rekrutieren kann, Silber dafür hat er ja aus Attilas Schatz genügend zur Verfügung. Also geht er ein paar recht brüchige Abkommen mit Iren ein, fühlt sich aber nie sehr wohl dabei. Er ist Krieger und nicht so sehr in Diplomatie verhaftet, und da sitzt das Schwert schon mal etwas lockerer, doch auch er lernt, wobei er immer befürchten muss, dass er von irgendeiner Seite hintergangen wird. Alles ist brüchig, er ist sich stets unsicher, doch seine Geschichten, die er immer noch erzählen kann, helfen ihm auf seiner Mission.
Ihm zur Seite stehen Getreue wie Murrough, Onund, Gjallandi oder Kaetilmund, aber auch das Mädchen Bergliot, das sie zwischendurch aufgabeln und die gerne bei Krähenbein bleiben würde, der sich aber nicht so sehr für sie interessiert wie sie für ihn. Mädchen unter den Wikingern sind nie gern gesehen, es sei denn für eine Sache, aber da sie unter Krähenbeins Schutz steht, wagt sich niemand an sie heran. Hier greift der Autor eine typische Konstellation für Wikinger auf, mit einer jungen Frau unter einer ungebildeten und rüden Horde verfilzter Männer, dennoch wird sie eine wichtige Funktion bekommen, die sie über diese niedere Position hinaushebt.
Orkney und Isle of Men
Die Perspektive der Geschichte hauptsächlich aus einer anderen Sicht als Orms ist ein guter Griff des Autors, wenngleich man sich als Leser lange fragt, welchen Zusammenhang der Roman zu den anderen vieren hat. Als Abschluß einer Pentalogie ist dieser Roman gerade deswegen schwächer als erhofft, aber immer noch spannend und gerade für Wikingerfreunde gut und flüssig zu lesen. Sagen, Mythen und Traditionen werden hier wiederum sinnvoll vermischt und zu einer packenden, teils humorvollen und blutigen Geschichte vermischt, wie man sie erwartet. Das ist erst mal nichts schlechtes, zumal es erst einmal nicht den Erwartungen an einen fünften und abschließenden Teil entspricht.
Doch hätte man sich mehr von Orm gewünscht, den man durch die vorherigen vier Bände begleitet hat. Seine weitere Geschichte wird nur am Rande erwähnt, wenngleich er seinen Auftritt bekommt. Im spannenden und blutigen Finale hat er ebenso seinen Auftritt wie die Schmeißfliege Martin, den verkommene Priester, der schon den ersten Band nicht hätte überleben dürfen. Nicht alle alten Bekannten sieht man gerne wieder, doch sind sie das Salz in der Suppe, und der Autor darf hier noch mal aus dem rhetorischen Vollen schöpfen.
Eine historische Nachbemerkung lässt auf eine Fortsetzung hoffen, ist doch der Weg von Krähenbein zum norwegischen Thron noch lange nicht zu Ende begangen. Ein Glossar sowie eine Karte zu Beginn des Romans ergänzen den fünften Teil der Eingeschworenen. Sprachlich knüpft der Autor mühelos an seine vier Vorgänger an, man erkennt seine bekannten Recken wieder und wird den Wunsch nach einem ausgedehnten Vollbad während der gesamten Lektüre nicht los. Das Leben der Wikinger wird ansprechend und anschaulich dargestellt, die Handlung ist manchmal etwas verwirrend, aber man folgt ihr trotzdem gerne. Freunde der Reihe werden hier einen schönen Abschluß finden, doch wäre gegen einen weiteren Teil nichts einzuwenden, wenn er etwas klarer strukturiert und nicht an so vielen Stellen gleichzeitig handelt, so dass man fast durcheinander gerät. Dennoch eine schöne Reihe, die man sich als Freund von Wikingerromanen mit Niveau nicht entgehen lassen sollte.
Robert Low, Heyne
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