Der italienische Geliebte
- Pendo
- Erschienen: Januar 2011
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- Pendo, 2011, Titel: 'Catching the Tide', Originalausgabe
Wenn der Krieg die Liebe zerstört
Tessa ist jung und voller Lebenshunger. Obwohl sie sich nach dem Tod der Mutter um die jüngere Schwester Freddie kümmert, will sie etwas aus ihrem Leben machen. Als Model verdient Tessa viel Geld und hat eine hoffnungsvolle Zukunft vor sich bis zu dem Moment, in dem sie den charismatischen Schriftsteller Milo kennen lernt. Milo fühlt sich von der lebenshungrigen Schönheit angezogen, Tessa findet in Milo einen Mann, der anders ist, als alle, die sie bisher kennen gelernt hatte. Doch Milo ist bereits verheiratet, mit Rebecca. Als diese von der Beziehung zwischen Tessa und Milo erfährt, begeht sie einen folgenschweren Fehler, der das Leben aller beteiligten Personen nachhaltig verändert. Tessa kehrt, nach einer langen, selbstzerstörenden Phase zurück nach Italien, wo die Engländerin jedoch nicht willkommen ist, obwohl sie die ersten Lebensjahre dort verbrachte. Krieg bricht aus. Freddie möchte ihre Schwester zurück nach London holen, wo sie sie sicherer glaubt. Doch Tessa widersetzt sich und zieht es vor, bei der Familie ihrer ersten großen Liebe Guido Zanetti Unterschlupf zu suchen. Allerdings ist auch Guido verheiratet und so muss sich Tessa erneut dem Schicksal stellen. Freddie hingegen muss in London nicht nur die Angst um Tessa bekämpfen, sie hat offensichtlich auch keine glückliche Hand bei der Wahl ihres Partners. Rebecca hingegen wächst über sich hinaus, kann die Vergangenheit aus einer ganz anderen Warte sehen und nimmt ihr Leben in die Hand.
Drei Schicksale, die miteinander verknüpft sind
Wie von Judith Lennox gewohnt, sieht sich der Leser mit einem höchst komplexen Roman konfrontiert. Die drei Frauenschicksale, die im Zentrum des Romans stehen, haben eine Fülle von Facetten und könnten jedes für sich alleine stehen. Denn, obwohl miteinander verwoben, konkurrieren die drei Geschichten leicht. Die Leser sehen sich gezwungen, sich auf drei höchst unterschiedliche Frauen einzulassen und müssen sich in den verschiedenen Erzählsträngen immer wieder neu zurecht finden. Das kann schnell zu Lasten der Leselust gehen. Dazu kommt, dass es ebenfalls eine typische Art der Autorin immer wieder einige Längen gibt, die es zu überstehen gilt. Schließlich macht es auch die Fülle der handelnden Personen dem Leser nicht immer ganz leicht, den Überblick zu behalten. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt aber einen schillernden Roman geboten, der einiges an Überraschungen bereit hält.
Spannende Betrachtung einer schwierigen Zeit
Sehr schön gelungen ist der Autorin die Betrachtung der Vorkriegs- und Kriegsjahre. Durch die verwobenen Schicksale wird es möglich, den Krieg zwar immer aus englischer Sicht, aber an verschiedenen Schauplätzen zu erleben. Judith Lennox stellt die wachsende Fremdenfeindlichkeit in Italien ebenso dar, wie die Angst der Menschen mit jüdischer Abstammung vor dem zunehmenden Antisemitismus in Europa war. Es ist schwere Kost, die die Autorin hier ihrem Publikum manchmal vorsetzt auch wenn nur wenig Blut fließt. Vielmehr ist es diese subtile Veränderung in der Gesellschaft, die zusetzt und betroffen macht. Allerdings spielt Lennox auch etwas gar leichtfüßig mit dem Thema Spionage, in die sie Freddie verwickelt. Hier kann man eine leicht verklärte Sichtweise der Autorin bemerken. Und genau hier wünschte man sich doch etwas mehr Tiefe, oder als Alternative weniger Verstrickungen.
Gute Unterhaltung
Judith Lennox schafft mit ihrem Roman Der italienische Geliebte auf jeden Fall, was ihr schon bei den Vorgänger-Romanen gelingt: Das Publikum, das mit ihrem Schreibstil glücklich ist, fühlt sich gut unterhalten. Die Autorin ist facettenreich wie gewohnt und versteht es auch immer wieder, kleine sprachliche Feinheiten einzubauen, die den Leser überrascht inne halten lassen. Selbst wenn sich am Schema der Lennox-Romane nicht gar so viel verändert, so ist es doch eine ganz neue Geschichte, die die Autorin hier vorlegt. Eine Geschichte, die durch eine klare Schwarz-weiß-Zeichnung zwar einige Einschränkungen hat, die aber dennoch durch ihr wohldurchdachtes Konzept besticht.
Judith Lennox, Pendo
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