Katzmann und die Dämonen des Krieges
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- Erschienen: Januar 2011
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- , 2011, Titel: 'Katzmann und die Dämonen des Krieges', Originalausgabe
Konrad Katzmann ermittelt in Leipzig
Leipzig, Mitte Februar 1920. Seit fast einem Monat ist die Leipziger Volkszeitung verboten und daher versammelt der Chef seine Mitarbeiter in Leipzig, damit diese parat stehen, sobald wieder publiziert werden darf. Konrad Katzmann, eigentlich Dresdenkorrespondent, lernt auf diesem Weg Heinz Eggebrecht kennen, der als Lehrling normalerweise Anzeigen lithographieren darf. Jetzt soll er Katzmann zur Seite stehen, und prompt geraten die beiden mitten in einen Kriminalfall. Der Fabrikant August Preßburg wurde in seinem Büro erschossen und da keine Tagesarbeit ansteht, können Katzmann und Eggebrecht genauso gut neugierig sein, um in dem Fall zu recherchieren. Schnell stellt sich heraus, dass nicht nur ein Mord stattfand, sondern auch ein hoher Geldbetrag gestohlen wurde. Verdächtigt wird unter anderem Ludwig Weymann, der bei vorangegangenen Streiks als Anführer der Arbeiter in vorderster Front auffiel. Daher ist es nicht gerade von Vorteil, dass sich Katzmann ausgerechnet in Weymanns Tochter Liesbeth verguckt, die als Chefsekretärin in Preßburgs Firma arbeitet...
Zweiter Teil einer interessanten Serie, aber der bildhafte Sprachstil nervt
Den ersten Band dieser als Kettenroman angelegten Serie rund um den Journalisten Konrad Katzmann schrieb Franziska Steinhauer (Katzmann und das verschwundene Kind) und setzte damit durchaus ein Ausrufezeichen! Damals, 1918, spielte die Handlung noch in Dresden und stellte vor allem den Protagonisten und dessen Umfeld vor. Und im zweiten Teil? Wie oben erwähnt wird die Handlung nach Leipzig, zum Redaktionssitz der Zeitung, verlegt. Waren im ersten Teil noch Katzmanns Eltern und hier vor allem der kaisertreue Vater wichtige Randfiguren, so tauchen diese bei Uwe Schimunek erst gar nicht auf. Nur an wenigen Stellen werden sie namentlich erwähnt. Somit muss sich der Leser auf ein komplett neues Umfeld des Protagonisten einstellen, was aber der Sache nicht schadet.
"Nun, wir wollen die Öffentlichkeit informieren. Das ist wichtig für die Demokratie."
"Meine Herren, ich bin Beamter. Ich kenne mich mit diesen neumodischen Dingen wie Demokratie nicht so genau aus."
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser stets mehr weiß als der ermittelnde Reporter. Daher kommt es auch im zweiten Fall bei der Auflösung nicht zu einer Offenbarung; man ahnt - wie schon bei Franziska Steinhauer - frühzeitig, wer der gesuchte Mörder ist (was vor allem der geringen Zahl an Verdächtigen geschuldet ist).
"Guten Tag, Herr Kommissar! Meine Herren! Adalbert von Lötzen. Prokurist beim Großhandel Preßburg. Ermitteln Sie neuerdings in Zivil?" Der Mann musterte kurz Katzmann und schaute dann zu Eggebrecht - mit einem Blick, als täte ihm die schlechte Bezahlung junger Beamter, die zu derart schäbigen Jacketts führte, von ganzem Herzen leid.
"Nein", sagte der Kommissar, "die Herren sind von der Arbeiter-Presse."
"Ach. Und die begleiten die Ermittlungen?" Von Lötzen klang so entsetzt, als habe er soeben von einem zweiten Mord erfahren.
Die Serie soll aber nicht nur fiktive Mordfälle lösen, sondern zudem Sachsen zur Zeit der Weimarer Republik darstellen. Dies gelingt Uwe Schimunek nicht ganz so gut, da er sich mehr auf die Differenzen der gesellschaftlichen Gruppen konzentriert. Hier das kaisertreue, großbürgerliche, teils reaktionäre Lager (Preßburg, aber auch der verbeamtete Polizeiapparat), dort die aufbegehrende Arbeiterfront. Dies alles vor dem Hintergrund des bevorstehenden Kapp-Putsches, der allerdings erst nach der Lösung des Mordfalles stattfindet. Die unterschiedlichen Gruppen werden gut dargestellt, wenngleich die Figuren alle sehr unsympathisch rüberkommen (mit Ausnahme von Katzmann, Eggebrecht und Liesbeth).
"Aber ich sage dir, da braut sich was zusammen."
"Was wollen die schon machen? Eine Partei gründen?"
"Mensch, Genosse Katzmann, die rüsten die Zeitfreiwilligen-Truppen an der Uni und an der Carola- und der Thomasschule auf. Die geben denen Waffen. Die wollen nicht wählen, die wollen, dass niemand wählt."
Insgesamt eine interessante und lesenswerte Fortsetzung, die allein unter dem stark überstrapazierten bildhaften Schreibstil des Autors leidet. Anfangs noch unterhaltsam und zum Schmunzeln anregend, nervt dieser doch im weiteren Verlauf gewaltig. Augen, groß wie ein Kriegsorden, sah sie, klar wie gebrannter Korn, guckte wie ein Soldat, der gerade die weiße Fahne in seinem Sturmgepäck gefunden hatte, guckte, als würde ein Automobil in voller Fahrt auf ihn zurasen und so weiter; in einer Tour. Schauen wir gespannt, wie Jan Eik die Serie fortsetzt ...
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