Dunkle Geschäfte

  • Bebra
  • Erschienen: Januar 2014
  • 1
  • Bebra, 2014, Titel: 'Dunkle GEschäfte', Originalausgabe
Dunkle Geschäfte
Dunkle Geschäfte
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Carsten Jaehner
741001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2014

Morde an Berliner Brigardieren

Im Jahr 1808 ist Berlin von Napoleons Truppen besetzt. Jede Familie muss irgendwie Franzosen beherbergen. Das allgemeine Chaos wird dadurch genutzt, verbotene Waren zu schmuggeln und anderen schmutzigen Geschäften nachzugehen. Eines Morgens wird eine Leiche bei der Bandmühle gefunden, was Kommissar Gustav Reiser auf den Plan ruft.

Die Leiche ist Mitglied des berittenen Schützenkorps, doch seine Kameraden und Vorgesetzten sind nicht besonders auskunftsfreudig. Dennoch wird er ohne seine Mütze, aber mit einigem Falschgeld in der Tasche gefunden, was Reiser sofort interessiert registriert. Da wird eine zweite Leiche an derselben Stelle gefunden, ebenfalls ein Soldat und mit der ersten Leiche bekannt. Reiser wittert eine mögliche Verschwörung und macht sich an die Arbeit.

Während Reisers Assistent Krüger in Gefahr gerät, hat auch sein Frau Friederike Angst um ihren Mann und kann zudem wertvolle Beiträge zur Aufklärung leisten&

Deutliche Steigerung

Werner Münchows zweiter Fall um den Berliner Kommissar Gustav Reiser spielt elf Jahre nach dem ersten, was für eine Krimireihe schon eine sehr lange Zeitspanne ist. Reiser hat seine Friederike, die er im ersten Band kennen gelernt hat, inzwischen geheiratet und wohnt mit ihr und ihrer Tante Anna, seiner früheren Wirtin, zusammen in einer Wohnung. Als sich sein früherer Mitbewohner Leutnant Künow als Gast ankündigt, ist sie ganz aus dem Häuschen und freut sich auf das Wiedersehen.

So geben sich einige bereits bekannte Figuren aus dem Vorgänger Magisches Glas ein Stelldichein und mischen auch fröhlich in dem Fall mit oder geben zumindest entscheidende Hinweise. Nachdem die Figuren im ersten Roman vorgestellt wurden, ist es nur konsequent, sie im nächsten Roman wieder auftreten zu lassen. Allerdings fragt man sich, warum der Autor einen Sprung von elf Jahren macht, um seine Personen erneut in einen Kriminalfall zu schicken. Der Roman spielt im Jahr 1808, als Berlin von Napoleons Truppen besetzt ist, der Zeitraum zwischen 1797 und nun hätte bestimmt noch den einen oder anderen Fall hergegeben. Nun, vielleicht wird der Autor ja in weiteren zu erwartenden Fällen einen Zeitsprung zurück machen.

Gutes Zeitkolorit

Neben der technischen Frage des Zeitsprungs hat der Autor dennoch eine spannende Zeit gewählt, in der ganz Berlin im Umbruch ist und immer wieder neue Gesetze, mögen sie sinnvoll sein oder nicht, die Bevölkerung treffen und einschränken. Nicht nur, dass die französische Besatzungsmacht ihre Rechte einfordert, manche Soldaten haben sich Napoleon angeschlossen und andere bleiben beim preußischen Heer, sodass Freunde oder auch Verwandte gegeneinander kämpfen müssen. Die Brotpreise werden festgelegt, die Kriminalitätsrate steigt, da ist es kein Wunder, dass der Schwarzhandel blüht, damit einhergehend immer mehr Falschgeld in Umlauf kommt und man nie genügend Polizisten hat, um dem Übel Herr zu werden.

Werner Münchow beschreibt in seinem Roman sehr gut die Verhältnisse in Berlin. Man kann sich vorstellen, wie die Bevölkerung gelitten hat und bekommt an einigen Beispielen ein interessantes Bild der Stadt und ihren Menschen. Hier liegt auch eindeutig die Stärke des Romans, in seinen Beschreibungen von Menschen, Orten und Verhältnissen. Fein beobachtet der Autor die Menschen und lässst auch gelegentlich die Berliner Schnauze zu Wort kommen.

Dichter gewebt

Fast möchte man meinen, dass der Kriminalfall in Gestalt der beiden Polizistenmorde in den Hintergrund tritt. Tatsächlich gibt es streckenweise Leerlauf, was den Fall angeht, und am Ende geht alles dann doch recht schnell, doch das soll hier nicht weiter verraten werden. Die Räder von Gustav Reisers Privatleben und seiner beruflichen Tätigkeiten greifen schließlich gekonnt ineinander, und so bekommt am Ende jeder das, was er verdient. Konstatiert werden muss auf jeden Fall eine sprachliche und auch spannungsmässige Steigerung zum Vorgängerroman, was eine weitere Steigerung für einen dritten Roman erhoffen lässt.

Ein zwanzigseitiges (!) Nachwort, wie aus dem Hause Bebra üblich, eine Auflistung der fiktiven und realen Personen sowie eine Zusammenstellung de Quellen und eine Danksagung ergänzen die 230 Seiten aus dem von den Franzosen besetzten Berlin und bieten vor allem auf der Sachebene gute Unterhaltung. Wenn künftig auch die Spannung bis zum Schluß erklärbar gehalten werden kann, wird man noch viel Spaß mit dieser Romanreihe haben.

Dunkle Geschäfte

Werner Münchow, Bebra

Dunkle Geschäfte

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