Der Medicus von Heidelberg
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2014
- 4
- Droemer-Knaur, 2014, Titel: 'Der Medicus von Heidelberg', Originalausgabe
Vom Studentenleben im frühen 16. Jahrhundert
Anfang des 16. Jahrhunderts. Lukas Nufer ist der Sohn eines Kaponenmachers, aber er will nicht auch den Beruf des Vaters ausüben. Da erlebt er, wie sein Vater bei seiner Stiefmutter eine Schnittentbindung vornimmt. Dieses Ereignis beeindruckt Lukas so sehr, dass er beschließt, ein Medicus zu werden. Er will den Menschen helfen und nicht nur zusehen. Er macht sich auf, um zu studieren. Sein Weg führt ihn zunächst nach Basel und dann später weiter nach Heidelberg. Auf seiner langen Reise begegnet er der Liebe seines Lebens, Odilie, eine junge Adelige, und auch Martin Luther kreuzt seinen Weg. Er lernt einiges Interessantes an medizinischem Wissen und seine Abenteuer sind bunt gestreut.
Ein Student, die Liebe und Martin Luther
Wolf Serno lässt seinen Protagonisten Lukas Nufer seine Geschichte selbst erzählen. So ist der Leser direkt bei Lukas und erlebt sein Studentenleben hautnah mit. Leider sind nicht alle Begebenheiten von Lukas auch spannend, einiges hat man vermutlich einfach schon zu oft gelesen. Der Aspekt der Medizin allerdings ist interessant. Hauptsächlich beschäftigt sich dieser Student mit dem Leiden der Frauen. Es wird viel von der Frauenheilkunde erzählt und von der gefährlichen Schnittentbindung. Interessant ist, wie damals die Jungen studierten, was erlaubt war und was nicht. Es wird geschildert, wie schwierig es war, überhaupt etwas über den menschlichen Körper zu erfahren. Außerdem schreibt Serno gekonnt von den politischen Gegebenheiten der Zeit und so hat auch Martin Luther den Weg zu Lukas gefunden. Als junger Student freundet er sich mit Lukas an und der Autor erklärt, wie aus dem Studenten Luther ein Mönch wurde. Zudem ist die Pest ein großes Thema. Lukas muss sich auch dieser Herausforderung stellen, was anschaulich und ausführlich geschildert wird. Aber immer ist auch das Glück auf Lukas' Seite und so geschieht eigentlich nicht viel Unvorhergesehenes. Ein Erlebnis nach dem Anderen reiht sich aneinander, ohne viele Höhen und Tiefen. Lukas selbst ist ein Mensch, der versucht, es jedem recht zu machen, wo er helfen kann, hilft er. Hat er selbst Probleme, findet er auch immer eine Lösung oder Freunde, die ihm helfen.
Auf seinem Weg von Stadt zu Stadt begegnet Lukas dann der Liebe seines Lebens, Odilie. Odilie ist eine hochnäsige Frau von Adel, die eigentlich so gar nicht zu Lukas zu passen scheint. Sie macht aber eine interessante Entwicklung durch. Und am Ende würde wohl jeder Leser ihnen ihr Glück gönnen. Der Schluss kommt hier dann doch ziemlich plötzlich und unvermutet und lässt einen auch etwas ratlos zurück. Mag sein, dass hier eine Fortsetzung geplant ist, ansonsten ist der Schluss irgendwie merkwürdig.
Die Hardcoverausgabe ist liebevoll gestaltet worden, so gibt es gleich zu Beginn ein Personenregister und am Ende eine Karte des alten Heidelbergs. Auch stehen vor jedem Kapitel Orts- und Zeitangaben, so dass der Leser immer genau weiß, wo er sich gerade befindet. Das Buch ist noch einmal in drei Teile unterteilt. Diese Teile tragen Überschriften, die den Leser darauf hinweisen, wie weit Lukas mit seinem Studium gekommen ist. Auf dem Cover befindet sich eine Stadt, vermutlich Heidelberg, und somit passt es wunderbar zu der Geschichte. Der Klappentext verrät vielleicht schon ein bisschen viel von der gesamten Geschichte und könnte somit einiges an Spannung nehmen.
Lukas Nufer - ein Student geht seinen Weg
Der Medicus von Heidelberg erzählt den Werdegang des Studenten Lukas Nufer, sein Leben, sein Studium und seine Liebe. Seine Erlebnisse mit den unterschiedlichen Studenten und Lehrern und nicht zuletzt auch die Pest werden anschaulich geschildert. Nicht immer ist es spannend und einiges sicher vorhersehbar, aber die Zeit, in der Lukas lebte, ist gut eingefangen und wiedergeben worden. So entsteht ein schönes Bild dieser Zeit. Hier und da gibt es sicher einige Schwächen, aber davon abgesehen ist es gute Unterhaltung und sorgt für kurzweilige Lesestunden.
Wolf Serno, Droemer-Knaur
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