Die Ratsherrentochter
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2014
- 3
- Gmeiner, 2014, Titel: 'Die Ratsherrentochter', Originalausgabe
Eine Jungfer, ein Henker und die Liebe
Im Jahre 1523 zieht Anna gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Wymphen. Die Mutter hat sich hier neu mit dem Ratsherrn Steffen Brel verheiratet. Sie hoffen auf ein neues Glück, doch es kommt alles ganz anders. Plötzlich steht die Tochter unter Anklage. Sie wird zum Tode verurteilt und nur die Freibitte des Henkers rettet sie vor dem sicheren Tod. Was nun bleibt ist ein Leben am Rande der Gesellschaft. Anna aber gibt nicht auf und will ihre Unschuld beweisen und die Hoffnung auf ein bisschen Glück im Leben aufrecht erhalten.
Der Erzählstil von Petra Waldherr ist leicht und locker zu lesen, daher fällt der Einstieg in die Geschichte nicht schwer. Der Leser ist gleich von der ersten Seite an bei Anna und ihrer Familie. Die einzelnen Kapitelüberschriften enthalten jeweils das Tagesdatum, somit liest es sich ähnlich wie ein Tagebuch. Es beginnt scheinbar harmlos, die Autorin erzählt, wie es dazu kam, dass Anna und ihre Familie nach Wymphen zogen. Sie erzählt von dem Alltag einer Ratsfamilie, von ihren Freunden, von der Organisation in einem solchen Haushalt, von Festen und Gebräuchen aus dem 16. Jahrhundert aus diesem Landstrich. So lernt man Anna und auch Wymphen gut kennen und verstehen. Immer wieder kommt es dabei auch zu Begegnungen mit dem Henker Michael Kremer. Den Charakter des Henkers hat die Autorin hier sehr gut gezeichnet. Sie legt sein Gefühlsleben offen da und schafft es so, dass man Sympathien für ihn hegt und das nicht nur weil er ein gut aussehendes Mannsbild ist. Auch wird der Beruf des Henkers gut dargestellt und erläutert. Es wird schnell klar, diese Menschen hatten ganz sicher kein leichtes Leben. Auch war ihre Berufswahl nicht immer freiwillig. Waldherr schildert es aber so eindrucksvoll und glaubwürdig, dass es einfach Spaß macht ihn und auch Anna zu begleiten.
Etwas fürs Herz, etwas Spannung und liebenswerte Protagonisten
Vielleicht ist die Geschichte um Anna ein bisschen zu romantisch und fantastisch, denn gerade das der Henker sie vor dem sicheren Tod bewahren kann, ist ungewöhnlich, lässt aber der Fantasie des Lesers dafür viel Raum, und wen das nicht stört, der ist hier genau richtig. Denn auch trotz dieses Kritikpunktes ist Die Ratsherrentochter interessant und spannend zu lesen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben Tiefe. Sie entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Sie lernen aus ihren Fehlern und gerade das macht sie sympathisch. Die Hauptprotagonisten sind hier zwar unzweifelhaft Anna und der Henker Michael, aber auch die Randfiguren wie zum Beispiel Peter, ihr Bruder oder Margaretha Gröbler, die Schwester von Michael, tragen zu dieser guten Geschichte bei. Gerade diese Vielzahl der Protagonisten macht die Geschichte lebendig und lebhaft.
Schade ist sicherlich, dass im Klappentext wichtige Details verraten werden. Details, die jeder Leser vielleicht gern selbst entdeckt hätte. Dafür wird aber das Leben um 1523 ausführlich geschildert.
Am Schluss gibt es ein Personenregister, welches kombiniert ist mit Fiktion und Wahrheit und Aufschluss darüber gibt welche Protagonisten einen historischen Hintergrund haben und welche ganz der Fantasie der Autorin entsprungen sind. Ein Glossar mit den fremden Begriffen dieser Zeit beendet das Buch.
Eine Liebesgeschichte im 16. Jahrhundert
Die Ratsherrentochter ist ein historischer Roman, der zum Träumen einlädt. Er enthält interessante Informationen zum täglichen Ablauf, gibt Einblicke in den Berufsalltag eines Henkers und hat einige Krimielemente, die für Spannung zum Ende hin sorgen. Etwas Romantik und Liebe bringen den nötigen Ausgleich. Eine einfach gut erzählte Geschichte.
Petra Waldherr, Gmeiner
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