Die Stunde des Medicus
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2014
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- Gmeiner, 2014, Titel: 'Die Stunde des Medicus', Originalausgabe
Bestie oder Mensch, wer geht hier um im Jahre 1813?
Es ist Herbst im Jahre 1813, als in der Umgebung von Leipzig eine Frauenleiche gefunden wird. Schnell gehen Gerüchte um, es sei eine wilde Bestie mordend unterwegs. Der ortsansässige Medicus Dr. Prätorius ist aber anderer Meinung. Er macht sich auf, den Fall zu klären. Alle Hände voll zu tun hat er außerdem damit die drohende Typhusepidemie einzudämmen. Truppenbewegungen der Franzosen und Deutschen machen der Bevölkerung ebenfalls schwer zu schaffen und als sei das alles noch nicht genug, gibt es noch eine zweite Leiche. Prätorius selbst wird auch noch in das Lager der Franzosen gerufen, um einen geheimnisvollen Patienten zu behandeln.
Franziska Steinhauer erzählt eindrucksvoll von den Ereignissen rund um die Kriegstage des Jahres 1813. Sie fängt die Stimmung der Menschen gut ein, der Leser kann sich vorstellen, wie es zu der Zeit war. Leipzig läuft über vor Menschen, Krankheiten machen die Runde und dann geschehen die erwähnten Morde. Bestie oder Mensch? Wer oder was ist hier unterwegs? Die Autorin erzählt von den Handlungsweisen der Soldaten und mit welcher Grausamkeit gegen die Bevölkerung gehandelt wurde, nur um die eigenen Ziele durchzusetzen. Anhand des Dr. Peter Prätorius erlebt der Leser diese Tage hautnah mit. Er versucht die Morde aufzuklären und gleichzeitig die Menschen zu beruhigen. Dabei gerät er selbst unter Verdacht, denn seine Behandlungsmethoden sind für damalige Verhältnisse etwas unkonventionell. Mit Hypnose und viel Hygiene behandelt er seine Patienten. Dies führt durchaus dazu, dass manche ihn für einen Zauberer oder schlimmeres halten. Seine Versuche, den Fall zu klären, tragen außerdem dazu bei, ihn nicht immer gut dastehen zu lassen. Aber er meistert diese Herausforderung mit Bravour.
Ein Krimi oder doch nur ein historischer Roman?
Die Geschichte als solches ist spannend und interessant zu lesen, aber der aufmerksame Leser wird schon nach den ersten Seiten wissen, wer hinter den Morden steckt. Etwas zu auffällig sind die Spuren, die gelegt wurden, aber das schmälert nicht das Lesevergnügen als solches. Denn die Protagonisten wie Dr. Prätorius oder seine Haushälterin Eleonora sind liebevoll gestaltet worden und wirken durchweg sympathisch. Es macht Spaß mit ihnen gemeinsam diese Zeit zu durchleben und sie ein kleines Stück ihres Weges zu begleiten. Auch ist das Hintergrundwissen dieser Zeit interessant zu lesen, auch wenn sicher einiges nicht so ganz glaubwürdig erscheinen mag. Einige Szenen wirken schon etwas seltsam wie zum Beispiel die drei Sachsen, die Prätorius im Lager der Franzosen belauschen kann. Sie unterhalten sich darüber, was mit ihnen in der Schlacht geschehen wird und wie sie überhaupt in das Heer geraten sind. Solch kleinen Nebenszenen gibt es einige. Sie sind für die eigentliche Geschichte sicher nicht wichtig, machen aber auch wiederrum Spaß zu lesen und runden das Bild ab.
Ein Medicus, der nicht nur heilt, sondern sich auch als Detektiv bewährt
Die Stunde des Medicus endet mit einem Epilog und leider nicht mit einem Nachwort. So bleibt es dem Leser selbst überlassen, herauszufinden, was Wahrheit und Fiktion ist. Das Cover wiederrum passt sehr gut zu der Geschichte. Es zeigt Soldaten in einer Schlacht, und das ist ja auch Thema des Buches.
Trotz kleiner Schwächen, was die Krimielemente betrifft, ein lesenswerter Roman. Es ist alles da, was der Leser braucht, liebenswerte Protagonisten, Spannung und auch ein bisschen was fürs Herz.
Franziska Steinhauer, Gmeiner
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