Der Werwolf von Münster

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2014
  • 3
  • Gmeiner, 2014, Titel: 'Der Werwolf von Münster', Originalausgabe
Der Werwolf von Münster
Der Werwolf von Münster
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Birgit Stöckel
851001

Histo-Couch Rezension vonMär 2014

Wölfische Morde zur Zeit des Kulturkampfs

Es ist die Zeit des Kulturkampfs in Deutschland, Kanzler Otto von Bismarck erlässt einige Gesetze, die die Macht und den Einfluss der katholischen Kirche zurückdrängen sollen. Verständlicherweise stößt das vor allem bei der Kirche nicht auf Gegenliebe, aber auch in überwiegend katholisch besiedelten Gebieten, wie z.B. in Münster und Umgebung sind die Menschen deswegen gegen die Regierung eingestellt.

In dieser Zeit bekommt Heinrich Maler, preußischer Geheimdienstmitarbeiter und bei seiner Behörde aktuell in Ungnade gefallen, den Auftrag, den Bischof in Münster, den er seit Kindheit kennt, auszuspionieren. Widerwillig nimmt Maler den Auftrag an zum einen ist es eine Chance, sich zu rehabilitieren, zum anderen hofft er, den Bischoff so schützen zu können. Kaum in Münster angekommen, wird er jedoch mit einigen bestialischen Morden konfrontiert, die so grausam sind, dass bald das Gerücht die Runde macht, es müsse ein Werwolf sein Unwesen treiben. Bei seinen Ermittlungen stößt Maler auf spiritistische Kreise, deren Ansichten er nicht viel abgewinnen kann, doch scheinen ausgerechnet sie eine Hilfe bei der Suche nach dem Mörder zu sein & aber ist auch alles so wie es scheint?

Überzeugende Kombination aus Kriminalfall und gesellschaftlichen Umständen

Der Werwolf von Münster ist der dritte historische Roman für Dieter Beckmann und der erste für Maria Rhein und sie stellen in ihrem gemeinsamen Debüt eindrucksvoll unter Beweis, dass sie als Autoren gut harmonieren.

Der Kriminalfall ist spannend und überzeugend konzipiert, es gibt einen Haufen Verdächtiger, so dass der Leser stets mitgrübeln kann, wer denn nun hinter all dem steckt, und einige überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten wird, auch wenn der erfahrene Krimileser den Täter gegen Ende sicherlich leicht erahnen wird.

Zudem erhält man als Leser viele Informationen zu den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen. Zwei Themen vor allem umrahmen die Krimihandlung: Der Kulturkampf und der aufkommende Spiritismus.

Die von Reichskanzler von Bismarck erlassenen Gesetze sorgen für einige Unruhe: Pfarrer und Bischöfe werden überwacht, verhaftet und müssen einige Repressalien erdulden, während die Bevölkerung einerseits eine überwältigende Anteilnahme und Treue ihren geistlichen Hirten gegenüber zeigt, sich aber andererseits teilweise auch von einigen Aufwieglern gegen die Kirche und vor allem die Pfarrer aufhetzen lässt.

Der Spiritismus erfreut sich immer mehr Anhängern, die sich bei Séancen treffen um in wohlig-gruseliger Stimmung Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen zu können. Die Faszination dieser "Wissenschaft" wird ebenso gut eingefangen wie die Möglichkeiten zur Manipulation und die Gefahren, die im blinden Glauben an die Geister liegen.

Vielschichtige Figurenzeichnung und eine Portion Lokalkolorit

Mit Kommissar Heinrich Maler haben Beckmann und Rhein einen sympathischen und engagierten Protagonisten mit Ecken und Kanten erschaffen, der auch persönliches Ungemach in Kauf nimmt, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Unterstützt wird er dabei von seinem enthusiastischen und loyalen Kutscher Jolmes, der dem Leser bald ans Herz wächst. In Katharina Kaufmann findet Maler seine Liebe und die tatkräftige und unabhängige Frau gewinnt ebenfalls bald die Sympathien der Leser wenn das gemeinsame Glück auch nicht lange ungetrübt bleibt. Hier ist zu erwähnen, dass es einige ausführliche Sexszenen zwischen den beiden gibt, die eigentlich nicht nötig gewesen wären, um der Geschichte den richtigen Pfiff zu verleihen und die sich zudem auch nicht groß voneinander unterscheiden. Insgesamt sind alle Charaktere hervorragend gelungen, es gibt viele spannende und faszinierende Figuren und damit mehr als genügend mögliche Täter.

Sprachlich kann der Roman über weite Strecken ebenfalls überzeugen, lediglich an einigen Stellen wirkt der Stil durch sehr kurze Sätze abgehackt und ungelenk vielleicht der Tatsache geschuldet, dass zwei Autoren am Werk waren.

Insgesamt ist Der Werwolf von Münster ein spannender historischer Krimi, der auf allen Ebenen fast durchgehend zu überzeugen weiß und von dessen Protagonisten Heinrich Maler man gerne mehr lesen würde. Besonders für Münsteraner dürfte die gehörige Portion Lokalkolorit die Geschichte noch zusätzlich abrunden.

Der Werwolf von Münster

Maria Rhein & Dieter Beckmann, Gmeiner

Der Werwolf von Münster

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