Die Pranken des Löwen
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2014
- 12
- Dorfmeister, 2014, Titel: 'Die Pranken des Löwen', Originalausgabe
Ahnenreicher Lesespaß
Der junge Gardist Robert Fitzooth wird 1110 der persönliche Leibwächter der kleinen, englischen Prinzessin Matilda. Robert begleitet Matilda auf das Festland, da sie den deutschen König Heinrich V. heiraten soll. An der Seite von Matilda überquert Robert die Alpen, gelangt bis nach Rom, gerät in den Streit zwischen Kaiser und Papst und trifft die Mystikerin Hildegard von Bingen. Und als er endlich nach England zurückkehrt, muss er in einem jahrelangen Bürgerkrieg kämpfen. Aber er findet auch die Liebe und erkennt sich selbst in seinem Enkel Robin wieder.
Nach Das Herz der Löwen und Das Blut des Löwen widmet sich Mac P. Lorne erneut dem König der Diebe Robin Hood, wenn auch diesmal nicht ganz so intensiv wie in den ersten beiden Romanen. Denn im Vordergrund steht Robin Hoods Großvater. Damit stellt der Roman ein Prequel dar.
Lebendige Geschichte
Mac P. Lorne bleibt sich und seinem Erzählstil treu. So erlebt man keine böse Überraschung, im Gegenteil: Die Pranken des Löwen haben alles, was ein guter historischer Roman haben muss: Spannung, eine erstklassische Geschichte, großartige Figuren und ein sicheres Händchen dafür, Historie lebendig werden zu lassen. Einmal mehr verwebt Lorne geschickt Fiktion und reale Geschichte. Dank gewissenhafter Recherche ist der Roman mit historischem Wissen vollgepackt, ohne den Leser zu ermüden und gar zu langweilen. Er erzählt die Ahnengeschichte des Robin Hood so gut, dass man es glatt für bare Münze halten könnte. Und nebenbei liefert er dem geneigten Leser nicht nur eine Biographie von Matilda, sondern betrachtet reale Figuren wie Hildegard von Bingen auch einmal aus einem anderen Blickwinkel.
Kaiserin Matilda stellt der Autor Robin Hoods Großvater Robert Fitzooth an die Seite. Fitzooth ist ein Draufgänger, mutig, manchmal etwas übermütig, aber eine treue Seele mit wahrer Führungsstärke. Natürlich hat er diese Charakterzüge nicht gleich alle mit zarten achtzehn Jahren parat. Doch Lorne lässt ihm Raum, um sich zu entwickeln und an den Aufgaben zu wachsen und das ist eine wahre Freude zu lesen. Denn an Fitzooths Seite erlebt der Leser auch ein Stück kaiserliche Geschichte. Packend und auch erklärend beschrieben, aber ohne Dinge zu verschönen. Wenn es blutig zuging, dann wird es auch als solches dargestellt. Konflikte im Mittelalter verliefen selten ohne Kampfhandlung.
Ganz ohne Robin Hood kommt der Roman zum Glück nicht aus, denn im letzten Drittel erfährt der Leser, wie und warum Robin zum Geächteten wurde, wie er seine Merry Men fand und wie ein walisischer Bogen ihn zu einer Legende machte. Robin und sein Großvater weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Beide haben Ecken und Kanten, aber ein Hauch Idealismus schwingt immer mit. Und so rundet der Ausflug in Robins Jugendjahre den Roman gekonnt ab.
Kleines Manko
An Spannung mangelt es dem Buch nicht, es fesselt bis zur letzten Zeile. Nur der Schreibstil ist dieses Mal an manchen Stellen nicht ganz so flüssig. Zu pragmatisch wird hier und da beschrieben, was bisweilen etwas hölzern wirkt. Aber das alleine ist absolut kein Grund, die Finger von diesem Roman zu lassen, denn dann würde einem ein Stück lebendige Geschichte durch die Lappen gehen.
Mac P. Lorne, Droemer-Knaur
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