Die Strafpilgerin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2014
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- Droemer-Knaur, 2014, Titel: 'Die Strafpilgerin', Originalausgabe
Eine Friesin auf dem Jakobsweg
Okka tom Dieke lebt mit ihrer Familie im 13. Jahrhundert auf einem Bauernhof in der Nähe von Bremen. Ihre Familie gehört zu einer Reihe angesehener Großbauern Frieslands. Doch der Erzbischof der Stadt hat es auf ihr Land und ihr Geld abgesehen. So beginnt er einen Krieg mit den Bauern, den diese schließlich verlieren. Um endgültig die Herrschaft zu übernehmen, schickt der Erzbischof die überlebenden Erben der Höfe auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Da der Hoferbe der tom Diekes schwer verletzt wurde und nicht selber gehen kann, bestimmt er seine Schwester Okka dazu, an seiner statt zu gehen. Diese macht sich mit den Bauern und einer Reihe Bremer Kaufleute auf den beschwerlichen Weg.
Spannend wie ein Krimi, interessant und gut recherchiert
Kari Köster-Lösche nimmt den Leser mit auf eine etwas andere Pilgerreise nach Spanien. Anschaulich schildert sie von den Schwierigkeiten einer solchen Reise, von den Problemen, aber auch von der Schönheit der Landschaft. Aber nicht nur die Pilgerreise als solches wird erzählt. Für Okka ist es nicht nur der Versuch, das Erbe der Väter zu retten, auch ihr eigenes Leben steht auf dem Spiel. Immer wieder geschehen merkwürdige Dinge. Ihre Kleider werden ihr nach einem Bad gestohlen, obwohl die Kleider einer reichen Kaufmannsfrau viel mehr wert sind. Sie entgeht nur knapp dem Tod und auch anderen Mitgliedern ihrer Gruppe stoßen schreckliche Dinge zu. Es stellt sich automatisch die Frage, wer hinter Okka und den Bauern her ist? Spannend wie ein Krimi lesen sich die Ereignisse.
Köster-Lösche schildert Okka als stolze, selbständige Frau mit einem Dickschädel, der sich durchzusetzen weiß. Dabei wirkt sie gleichzeitig glaubhaft und authentisch. Es ist sehr angenehm, hier mal eine Pilgerreise aus der Sicht einer Frau zu erleben, die auch als Frau auf diese Reise gehen darf und nicht in einer Hosenrolle unterwegs ist. Sie muss sich nicht verkleiden, denn auch Frauen gingen im 13. Jahrhundert auf Pilgerreise. Es macht einfach Spaß, sie auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela zu begleiten. An ihre Seite hat die Autorin den Kaufmann Folkmar Platensleger gestellt. Der Charakter ist zunächst nicht so einfach zu durchschauen. Schnell stellt sich die Frage, warum er auf diese Pilgerreise geht und warum er immer an Okkas Seite ist, um ihr beizustehen? Der Leser kann sich diese Fragen gemeinsam mit Okka stellen. Folkmar ist zwar ein Mann, der sich nicht in die Karten schauen lässt, aber gleichzeitig auch ein Sympathieträger, der dafür sorgt, dass Okka nichts zustößt. Allerdings kann er aber auch schon mal auf sich selbst nicht richtig achten. Gerade die immer wiederkehrenden Reibereien der beiden miteinander machen die Geschichte zu einem Lesevergnügen.
Die Aufmachung dieses Taschenbuchs ist ebenfalls gelungen. Gleich zu Beginn gibt es eine Karte, anhand derer der Leser den Weg der Pilger nachverfolgen kann. Am Ende steht ein Glossar der fremden Begriffe und ein kleines Nachwort klärt Fiktion und Wahrheit.
Eine Pilgerreise im Namen der Kirche
Die Strafpilgerin ist ein Roman über eine Pilgerreise einer jungen Frau, die versucht, ihr Leben und das Land ihrer Eltern zu retten. Er schildert anschaulich von den Gefahren, aber auch von den Menschen, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela den Weg der Pilger kreuzen. Zudem wird beschrieben, wie die Friesen im 13. Jahrhundert um ihr Land und ihr Geld gebracht wurden, und zwar alles im Namen der Kirche. Die gute Recherchearbeit, die hier im Vorfeld geleistet wurde, ist beim Lesen zu spüren und kommt direkt beim Leser an. Eine gelungene und spannende Geschichte.
Kari Köster-Lösche, Droemer-Knaur
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