Spiel der Königin
- C. Bertelsmann
- Erschienen: Januar 2014
- 3
- C. Bertelsmann, 2013, Titel: 'Queen's Gambit', Originalausgabe
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Heinrich VIII. ist vielen vor allem wegen seiner Anzahl an Frauen ein Begriff: Er war sechsmal verheiratet, ließ zwei von ihnen hinrichten, sich von zweien scheiden, eine starb im Kindbett, als sie ihm den lang ersehnten Erben gebar und eine überlebte ihn: Katherine Parr die Frau, die Elizabeth Fremantle in ihrem Roman "Spiel der Königin" in den Mittelpunkt stellt.
Katherine Parr ist tatsächlich eine beeindruckende und faszinierende Frau: Als sie mit einunddreißig Jahren Königin wird, ist sie bereits zweifache Witwe, hat eine fast erwachsene Stieftochter, um die sie sich liebevoll kümmert, ist eine leidenschaftliche Reformerin, bemüht, auf den König mäßigend einzuwirken und sich um seine Kinder zu kümmern, deren Mütter alle nicht mehr leben, und zudem schreibt sie zwei Bücher. Doch sie lebt auch in ständiger Angst und Gefahr, denn es gibt viele unterschiedliche Interessen und Strömungen am Hof, ständige Intrigen, zudem können sich die Zuneigung und das Wohlwollen des Königs schneller ändern als das Wetter. Außerdem hat sie noch eine Schwäche, die ihr gefährlich werden könnte: Sie ist hoffnungslos verliebt in Thomas Seymour, den Bruder von Heinrichs verstorbener Frau Jane.
Nicht alle Facetten kommen ausreichend zur Darstellung
Laut eigenen Aussagen wollte Fremantle mit diesem Roman Katherine Parr ein Denkmal setzen, wollte zeigen, was für eine intelligente und starke Frau sie war. In den Grundzügen gelingt ihr das auch. Der Leser erlebt, wie Katherine ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstellt, als der König um sie zu werben beginnt, wie sie unter dem Ende ihrer beginnenden Beziehung zu Thomas Seymour leidet, wie sie Angst vor dieser Ehe hat, da sie bereits erleben musste, wie tödlich das ausgehen kann. Doch sie macht sich selber Mut, versucht die Vorteile zu erkennen, überlegt, wie sie die neugewonnene Macht zum Positiven einsetzen kann. Das weckt die Sympathien der Leser und nimmt sie für Katherine ein. Ihre Ängste sind nachvollziehbar und man kann auch verstehen, dass sie an ihren eigenen Ansprüchen immer wieder scheitert, dass sie es nicht schafft, alles durchzusetzen, was sie sich vorgenommen hat. Dafür ist die Angst um ihr Leben und das ihrer Lieben zu groß.
Doch leider gelingt es Fremantle nicht, dass in einem ausgewogenen Verhältnis darzustellen. Die Passagen, in denen Katherine von ihrer Furcht bestimmt wird, in denen sie sich fügt und den Kopf unten hält und vor allem, in denen sie sich selbst leid tut, überwiegen. Ihre Erfolge wie ihre zwei Bücher oder die Annäherung zwischen Heinrich und seinen Kindern sowie zwischen den Kindern untereinander, gehen dabei fast unter. Man muss schon aufmerksam bleiben, damit man nicht so manches überliest.
Katherines ausführlich dargestellte (Selbst-)Zweifel führen auch dazu, dass man manches Mal fast die Geduld mit ihr verlieren möchte und sie die Sympathien der Leser fast verspielt, so viel Platz nimmt das "Gejammer" ein. Hier wären einige Kürzungen und eine etwas bessere Herausarbeitung der Verdienste definitiv von Vorteil gewesen.
Einblicke in die Tudorzeit
Gelungen ist die Darstellung der Dorothy Fownten, genannt Dot, Katherines Dienerin und Vertraute. Sie bildet mit ihrer pragmatischen Art und Weise ein angenehmes Gegengewicht zu ihrer Herrin und vermittelt dem Leser nebenbei einen Einblick in die Welt der einfachen Leute.
Es gelingt der Autorin insgesamt recht gut, ihren Lesern einen informativen Einblick in die Tudorzeit zu bieten über das Leben am Hofe, das mühevolle Umherziehen von Palast zu Palast und das Leben unter einem jähzornigen, unbeherrschten König, der fast völlig vergessen zu haben scheint, dass er auch menschliche Seiten besitzt.
Insgesamt ist Spiel der Königin ein informativer Roman, der einem in großen Teilen die Tudorzeit näher bringen kann und sich mit einer sehr faszinierend Frau beschäftigt. Doch so wie Katherine Parr selbst ihren Ansprüchen beileibe nicht immer gerecht wurde, so schafft es auch Elizabeth Fremantle mit ihren eigenen nicht. Dazu gibt es ein paar Längen zu viel und die Darstellung der Katherine ist längst nicht so ausgewogen, wie sie sein sollte. Dennoch ist es ein Roman, der Fans der Tudorzeit interessieren und ihnen auch überwiegend gefallen dürfte auch wenn er sich nicht sonderlich aus der Masse der historischen Romane hervorhebt.
Elizabeth Fremantle, C. Bertelsmann
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