Die Tochter des letzten Königs
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2014
- 8
- Goldmann, 2014, Titel: 'Die Tochter des letzten Königs', Originalausgabe
Wales als politischer Spielball
Wales im Jahr 1093. Die Normannen überfallen den Königssitz und töten die Mutter, wohingegen die Fürstentochter Nesta entführt wird, sie weiss auch nicht, wie es ihren beiden Brüdern ergeht. Als Tochter eines Königs ist sie eine wertvolle Geisel, mit der sich noch vieles erreichen lassen kann. Sie wird an den englischen Königshof gebracht und muss dort die Dienste einer normalen Magd erledigen.
Dort findet sie Freunde, die ihre Situation verstehen, und auch der Bruder des Königs, Henry, wird auf sie aufmerksam. Da Nesta eine ausgesprochene Schönheit ist, verliebt sich Henry in sie und sie in Henry eine wilde Affäre beginnt, zunächst im Verborgenen, später als offenes Geheimnis. Als Nesta schwanger wird, macht sie das zunächst glücklich, entsteht so doch ein unsichtbares Band zwischen ihr und Henry. Doch nach der Geburt des Sohnes soll er bei ihm aufwachsen und nicht bei ihr - so beginnt ihre Liebe zu ihm zu bröckeln.
Und spätestens, als Henry sie mit Gerald de Windsor verheiratet, versteht sie die Welt nicht mehr, war es doch eben dieser de Windsor, der einst am Überfall auf ihre Familie federführend beteiligt war. Sie fügt sich ihrem Schicksal und schon bald merkt Gerald, wen er da geheiratet hat: Eine Waliserin, die in der Heimat nicht vergessen wurde, und so wird Nesta zum Schlüssel der Macht in Wales. Gerald muss noch viel lernen, über Kriegsführung, über Wales und über seine Frau. Allmählich beginnt ihre Fassade ihm gegenüber zusammenzufallen...
Eine starke Protagonistin
Die Liebe der Autorin Sabrina Qunaj zu Wales zeigt sich auf jeder Seite ihres ersten historischen Romans. Immer wieder sehnt sich Nesta nach ihrer Heimat, und egal in welcher Lage oder Situation sie sich befindet, der Gedanke an Wales gibt ihr Halt und Kraft, und letztlich wird ihr diese Einstellung auch voran helfen. Zwar ist Nesta erst vierzehn, als ihre Familie überfallen und sie an den englischen Hof entführt wird, aber dennoch ist sie von Anfang an auf eine bestimmte Art selbstbewusst, schließlich ist sie die Tochter eines Königs. Zudem ist sie bildhübsch, und solche Frauen wissen immer, was sie wollen und vor allem, wie sie es bekommen.
Nesta als Protagonistin bestimmt weite Teile des Romans, der eine interessante Geschichtslektion ist. Nur selten beschäftigen sich Autoren mit der Geschichte von Wales, zumal eine deutschsprachige Autorin. Doch merkt man es der Österreicherin nicht an, dass sie nicht aus Wales stammt. Ihre Beschreibungen von Traditionen und Riten sind so intensiv, dass man sich dabei fühlt und Nesta immer in ihrem Handeln unterstützen mag.
Historisch belegt
Dabei ist sie zu Beginn noch recht naiv, wenn sie sich von Henry verführen lässt. Von Freundinnen gewarnt, dass sie letztlich nur eine von vielen sein wird, lässt sie sich auf ihn ein - und muss doch lernen, dass ihre Freundinnen recht hatten. Als sie mit ihren Erzfeind verheiratet wird, geschieht dies nicht aus Liebe, sondern aus politischem Kalkül schwer zu verdauen, aber an Ende weiß sie ihren neuen Gemahl zu schätzen und letztlich auch zu lieben. Überhaupt, Nesta und die Männer - Spielball der Politik und der Liebe, wobei beides nicht auseinander zu halten ist.
Sabrina Qunaj ist mit Die Tochter des letzten Königs ein Roman gelungen, der der erste einer Reihe über Wales ist und der auf allen Ebenen zu überzeugen weiß. Die Autorin holt en Leser schnell in die Geschichte und weiß sprachlich wie inhaltlich zu überzeugen. Ihre Protagonistin hat Ecken und Kanten und wirkt gerade deshalb wie jemand wie Du und Ich, einfach menschlich, und daher ist sie einem beim Lesen so nahe.
Eine Karte, ein Personenverzeichnis und ein interessantes Nachwort ergänzen einen Roman, bei dem man sich vor allem auch darauf freuen darf, dass wenigstens drei weitere folgen werden, von denen zwei bereits erschienen sind. Auch das Buchcover entspricht dem, wie man einen guten historischen Roman auch äußerlich erwartet. Hier hat der Goldmann Verlag alles richtig gemacht. Er hat sich eine Autorin an Land gezogen, die überzeugend und leserfreundlich schreibt, spannend, packend und mitfühlend, dabei schmalzfrei und immer mit Überraschungen gewürzt. Ein historischer Roman, wie er sein soll und wie er leider nicht oft vorkommt. Da freut man sich auf die Fortsetzungen.
Sabrina Qunaj, Goldmann
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