Im Dienst der Gräfin
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- Erschienen: Januar 2014
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- , 2014, Titel: 'Im Dienst der Gräfin', Originalausgabe
Gräfon Báthory - Eine Gräfin Dracula?
Besonders grausame Fürsten und Herrscher haben schon immer Mythen und Legenden im Volksmund hervorgerufen. Man denke z.B. an Vlad III. Draculea, auch mit dem Beinamen Tepes (dt. "Der Pfähler") bedacht, der Bram Stoker zu seinem weltberühmten Roman Dracula inspirierte.
Doch Dracula hat auch ein weibliches Gegenstück, die Vorbild für weibliche Vampirgestalten war: Erzsébet Báthory, die Blutgräfin. Ihr werden unsägliche Grausamkeiten und Gräueltaten nachgesagt, welche besonders ihre Untergebenen getroffen haben sollen. Verlässliche Quellen gibt es dazu wenig, dafür umso mehr Schauermärchen. Tereza Vanek verwebt beides gekonnt, um ihre Version der Gräfin Báthory zu erzählen.
Gelungene Figurenzeichnung
Anfang des 17. Jahrhunderts lebt die junge Emilia Sternerin bei ihrem Onkel und ihrer Tante in Augsburg, nachdem eine Seuche sie zur Waise machte. Doch das Verhältnis zu ihrer Tante ist mehr als schwierig und so wird Emilia gezwungen, mit dem Hausierer Kurt umherzuziehen und für ihn als Näherin zu arbeiten. Obwohl Kurt kein völliger Unsympath ist, ist er doch ein Mann seiner Zeit und Emilia muss sich seinen Avancen immer wieder erwehren. Auf einem Markt in Wien fällt der jungen Adeligen Ilona Hertz ihr Talent als Gewandschneiderin auf und so gelangt Emilia in die Dienste der Gräfin Báthory und genießt bald deren Vertrauen. Doch auch wenn sich ihr Leben nun deutlich verbessert hat, so merkt sie bald, dass ihre neue Dienstherrin auch dunkle Seiten hat – immer wieder sterben Mägde und Gerüchte machen die Runde. Auch Emilias Liebe zu István, der ebenfalls in Erzsébets Diensten steht, macht die Sache nicht einfacher – ganz im Gegenteil.
Tereza Vanek großes Talent ist die differenzierte Figurenzeichnung und das gelingt ihr auch in diesem Roman wieder hervorragend. Die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft fließend und fast jeder Figur ist sowohl etwas Positives als auch etwas Negatives abzugewinnen. Besonders Erzsébet Báthory ist eine schillernde Persönlichkeit und auch wenn sie erbarmungslos und grausam wirkt, erkennt man als Leser doch auch sympathische Züge an ihr – insbesondere, wenn man sie als Kind ihrer Zeit betrachtet und nicht mit heutigen Maßstäben misst.
Allein Emilia ist als eindeutig gut gezeichnet und darüber hinaus teilweise schon sehr naiv – aufgrund ihrer Erfahrungen sollte man meinen, dass sie schneller misstrauisch anderen gegenüber wird. Und sie verzeiht recht schnell – teilweise etwas zu schnell.
Interessante Fakten
Man erfährt zudem viel über die damalige Zeit – besonders die Stellung der Leibeigenen und die der Frau sind glaubhaft und überzeugend herausgearbeitet. Für uns heutzutage nicht mehr vorstellbar, was damals als völlig normal galt. Die Stellung einer Frau war beileibe nicht einfach – auch nicht, wenn sie reich und mächtig war. Ganz im Gegenteil, wie die Intrige des Palatin von Ungarns, Graf Thurzó, zeigt, welche gleichzeitig auch noch das Spannungsmoment erhöht.
Lediglich die gehäuft auftretenden Rechtschreib- und Grammatikfehler stören den Lesefluss immer wieder. In diesem Bereich erreicht Im Dienst der Gräfin nicht die gewohnte Qualität von Tereza Vaneks Büchern. Auch das Cover ist etwas irritierend, weckt es doch eher die Erwartung eines (erotischen) Vampirromans und nicht eines spannenden und glaubhaft erzählten historischen Romans.
Lobend erwähnt werden muss hingegen das Personenverzeichnis am Ende des Romans sowie das ausführliche Nachwort der Autorin, in welchem sie Quellenlage erörtert und erklärt, warum sie sich für ihre Ansicht der Figur Erzsébet Báthorys entschieden hat.
Mit wenigen Abstrichen ist auch dieses Werk Tereza Vaneks wieder ein äußert gelungenes Buch, welches den Leser fesselt und in eine faszinierende, widersprüchliche und spannende Welt eintauchen lässt.
Tereza Vanek, -
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