Die Rache des Normannen
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2014
- 7
- Droemer-Knaur, 2014, Titel: 'Die Rache des Normannen', Originalausgabe
Familienfehden in der Lombardei
Italien, 1054. Die Normannen haben sich inzwischen in Apulien angesiedelt, die Familie der Hautevilles besetzt wichtige Posten. Man hat inzwischen Italiener geheiratet und Contessa Gaitelgrima, Gattin des normannischen Grafen von Apulien, hat einen Sohn geboren, den sie taufen lassen will.
Hierfür will sie ins lombardische Salerno reisen, wo ihr Bruder, Prinz Guaimar, Fürst ist. Der Normanne Gilbert, Mitglied der Hauteville-Familie, wird von Robert Guiscard mitgeschickt, um für die Sicherheit der Contessa zu garantieren.
Zwar kommt die Entourage wohlbehalten in Salerno an, doch ist dort Unruhe unter den Feinden Guaimars. Einige Barone planen den Aufstand gegen ihn, der für sie nicht streng genug sein Amt führt. Gaitelgrima und ihre Beschützer geraten in eine Familienintrige, in der viel Blut fliesst und in der die Prinzenfamilie der Tod droht. Die Familie Teano holt zum Schlag aus, und die Normannen unter Gilbert sinnen auf Rache.
Spannende Fortsetzung
Es ist eine spannende Fortsetzung, die Ulf Schiewe auf Das Schwert des Normannen hat folgen lassen. Lernte man im ersten Teil noch alle Protagonisten kennen, deren Feindeskonstellation und das Familiengefüge, so wird die Familie in Die Rache des Normannen auf eine harte Probe gestellt. Überhaupt, die Familie, das wichtigste überhaupt, Sinn und Zweck jeglichen Daseins, Garant für Macht und Machtansprüche, Ursache und Durchführer von Fehden und Kriegen und somit neben der Ehre der zentrale Punkt in dieser Zeit. Die Familie und deren Sicherung geht über alles, und Ulf Schiewe deckt schamlos die Machenschaften im Hintergrund auf, wie Intrigen eine Familie zunichte machen können oder wollen.
Durch eine spannende Familienkonstellation packt Schiewe den Leser und lässt ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los. Dabei ist diese Familie so nicht seine Idee, sondern tatsächlich seinerzeit real gewesen, wie man dem Nachwort und dem Personenverzeichnis entnehmen kann. Nichtsdestotrotz weiß Schiewe dem geneigten Leser das Wirrwarr um Namen und Verwandtschaftsgrade zu entwirren, wenn nicht Freund und Feind gerade den selben Namen (Pandolfo oder Pandulf, es gibt wenigstens vier im Roman) haben. Doch er behält die Übersicht und entführt den Leser in eine Zeit und in eine Fehde, die von bedeutender familiärer Tragweite ist.
Die Familie
Neben Gilbert, dem Ich-Erzähler, stehen nicht nur seine normannischen Krieger im Fokus, sondern natürlich die Familie, allen voran Gaitelgrima als Prinzessin von Salerno und vor allem Guaimar, Prinz von Salerno und Familienoberhaupt, dessen Nachfolge zwar gesichert, aber durch mehrere Möglichkeiten nicht endgültig geklärt ist. Ein Anschlag auf ihn rüttelt die Familie durcheinander und führt zu Racheschwüren, denen sich aber nicht alle Familienmitglieder anschliessen wollen. Eindrucksvoll lässt Schiewe den Leser an den Diskussionen teilnehmen und entschlüsselt einem hiermit das Ranggefüge der Zeit. Das ist der Stoff, aus dem historische Romane sind und was jeder Leserherz höher schlagen lässt.
Mühelos verbindet Schiewe für den Leser Ort, Zeit und Geschichte und bietet dem Leser somit spannende Lesestunden. Nicht nur die Familenfehde, sondern auch das Gefüge unter Soldaten, die Strapazen damaliger Reisen und bauliche Besonderheiten Salernos sowie Landschaften und Menschen entstehen vor dem Auge des Lesers.
Wenn es am Ende des Romans zu einem irgendwie unerwarteten, wenngleich nicht unvorbereiteten Finale kommt, das historisch verbürgt und dennoch spannend und zugleich irgendwie abstossend ist, hat man alle Argumente mit abgewogen, für sich aber vielleicht eine andere Lösung gefunden. Der Titel des Romans scheint dabei nicht ganz korrekt, würde aber, würde man ihn zurechtrücken, zu viel verraten.
Die Rache des Normannen ist eine gelungene Fortsetzung, die Appetit auf den dritten Teil Der Schwur des Normannen macht. Ein Personenverzeichnis und ein Nachwort des Autors ergänzen einen gelungenen Roman, der zwar für sich allein gelesen werden kann, für einige Ereignisse im Roman empfiehlt sich dennoch die Kenntnis des ersten Teils, und mit dessen Lektüre macht der Leser auch gewiss keinen schlechten Griff. Wir freuen uns auf den dritten Teil. Weiter so!
Ulf Schiewe, Droemer-Knaur
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