Die falsche Patrizierin
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2014
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- Gmeiner, 2014, Titel: 'Die falsche Patrizierin', Originalausgabe
Gaukler, Patrizier und eine Frau in unterschiedlichen Rollen
Ulm im Jahre 1524. Laila lebt bei einer Gruppe von Spielleuten. Sie ist zwar die Tochter eines verarmten Buchbinders, will aber mehr von ihrem Leben und so zieht sie mit einem Trupp Gaukler durch die Lande. Als sie wieder einmal in Ulm auf dem Markt ihre Darbietungen zeigt, wird sie von einer reichen Patrizierin entdeckt. Sie stellt fest, dass Laila ihr sehr ähnlich sieht. Nun soll Laila diese Frau auf einer Tanzveranstaltung vertreten. Bald schlüpft sie ganz in die Rolle der reichen Frau, denn diese hat sich das Leben genommen und nun soll sie der Familie helfen, dies zu vertuschen.
Leicht zu lesen, aber dabei durchaus spannend wie ein Krimi
Susann Rosemann erzählt die Geschichte von Laila in einfachen Worten, und so fällt es nicht schwer, dem Inhalt der Geschichte zu folgen. Die Seiten lesen sich quasi von allein. Dabei ist die Geschichte von Laila schon ziemlich seltsam. Dadurch, dass sie einer reichen Frau sehr ähnlich sieht, ist es für sie leicht, in deren Rolle zu schlüpfen, doch schnell wird klar, dass es hier nicht nur einfach darum geht, jemanden einmal zu vertreten. Eine große Intrige ist im Gange, und Laila versucht nun, diese aufzudecken, und dabei nebenbei auch etwas über ihre eigene Familie zu erfahren.
Etwas seltsam mutet die Geschichte trotzdem an. War es wirklich so einfach, in die Rolle einer anderen zu schlüpfen? Vielleicht, aber das Leben, das Laila vorher führte, war irgendwie merkwürdig und auch etwas untypisch für die Zeit. Ihr Vater verschwunden, die Mutter verarmt und der Bruder mit seinem eigenen Leben beschäftigt, so weit so gut. Aber war es für eine junge Frau wirklich so einfach, mit Spielleuten ihr Leben zu verbringen? Niemand hat sie daran gehindert, obwohl sie immer die Verbindung zu ihrer Familie gehalten hat. Es wirkt einfach so, als übe Laila einen normalen Beruf aus und würde nicht unter Menschen leben, die als unehrlich galten. Natürlich erwähnt Rosemann schon, dass der Beruf der Gaukler ein unehrlicher war, aber eben auch nur ganz kurz am Rande.
Blendet der Leser aber aus, dass es für eine Frau so ein Leben wohl eher nicht gab, macht es Spaß, Laila dabei zuzuschauen, wie sie ihre Rollen spielt. Vor allem wie sie versucht, dabei dem eigenen Geheimnis ihrer Familie näher zu kommen. Zeitweise ist es spannend wie ein Krimi und zwischendurch so interessant, wie ein historischer Roman sein sollte.
So erfährt der Leser schon einiges darüber, wie es bei Patrizierfamilien im 16. Jahrhundert zuging. Auch wie schwer so ein Gauklerleben war, wird gut beschrieben. Ein kleines Nachwort klärt noch kurz Fiktion und Wahrheit.
Trotz kleiner Schwächen etwas für gemütliche Lesestunden vor dem Kamin
Die falsche Patrizierin ist ein netter, historischer Roman über Spielleute und Patrizier über Liebe, gemischt mit Intrigen und Verrat. Er sorgt für angenehme Lesestunden.
Susann Rosemann, Gmeiner
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