Die Adlon Verschwörung
- Wunderlich
- Erschienen: Januar 2011
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- Wunderlich, 2010, Titel: 'If the Dead Rise Not', Originalausgabe
Mörderische Olympiade
Berlin, 1934: Zwei Jahre vor Ausrichtung der Olympischen Spiele macht das Wort "Boykott" die Runde, denn die Sportspiele wurden noch vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vergeben. In Amerika gibt es stimmen, die eine Absage an das antisemitische Regime fordern. Doch mit den Olympischen Spielen ist Geld zu machen, und so wird Bernie Gunther, der mittlerweile als Hoteldetektiv im Adlon seine Brötchen verdient, mehrfach Zeuge von Treffen zwischen Wirtschaft und Politik. Doch dann fordern ein unbekannter Toter im Landwehrkanal und ein toter Hotelgast seine Aufmerksamkeit und als wäre das noch nicht genug, ist da noch diese hübsche, jüdische Amerikanerin ...
Nachdem die letzten Bände aus der Reihe um Bernie Gunther in der Nachkriegszeit spielten, befinden wir uns jetzt wieder in der Anfangszeit des Nazi-Regimes der Antisemitismus wird schon offen gezeigt, auch wenn die Schrecken der kommenden 11 Jahre nicht abzusehen sind. Bernie Gunther hat die Polizei auf eigenen Wunsch verlassen und arbeitet als Hausdetektiv im Adlon, so dass man auch einen Einblick in Berlins altehrwürdiges Hotel erhält.
Olympische Spiele und Politik - da war doch was?
Das Sport politisch genutzt, manchmal gar missbraucht wird, zieht sich durch alle Jahrhunderte. Die Römer boten dem Volk Brot und Spiele, politisch fragwürdige Regime versuchen, sich durch die Ausrichtung sportlicher Großveranstaltungen in ein besseres Licht zu rücken. Auch der Boykott solcher Veranstaltungen ist immer wieder Thema. Doch genauso alt wie die Verbindung Politik und Sport ist auch die Verbindung Sport und Geld, denn mit solchen Großereignissen lässt sich auch viel Geld verdienen.
So ist klar, dass es in diesem Band um Bernie Gunther auch und vor allem um Intrigen geht, um Geschäfte in Hinterzimmern. Diese schilderte der leider jüngst verstorbene Philip Kerr ebenso glaubhaft und authentisch wie das Kuba der 50er Jahre, wo das organisierte Verbrechen floriert und sich manch ein bekannter Name findet, den man eher mit den 20ern und 30ern in Amerika assoziiert.
Stilistisch überzeugend wie immer - eine Empfehlung für Histo-Fans auf der Suche nach Spannung
Wer kein Problem mit Erzählungen aus der Ich-Perspektive, bekommt hier wie auch in den vorherigen fünf Bänden um Bernie Gunther - eine gewohnt spannende Geschichte präsentiert, die dem Leser Wissen vermittelt, ohne ihn zu belehren und mal sympathische, mal unsympathische, aber immer glaubwürdige Charaktere hervorbringt.
Ein wenig irreführend ist allein die Bezeichnung als Thriller - denn dafür gibt es definitiv zu wenig ruhige Phasen, in denen sich die Charaktere und die Geschichte zwar entwickeln, das Spannungslevel aber etwas absinkt. Das tut jedoch der Geschichte keinen Abbruch, denn die überzeugt auf ganzer Linie.
Philip Kerr, Wunderlich
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