Mission Walhalla
- Rowohlt
- Erschienen: Juni 2011
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- Wunderlich, 2011, Titel: 'Field Grey', Originalausgabe
Spiel der Geheimdienste im Nachkriegsdeutschland
Deutschland, 1954. Der Zweite Weltkrieg ist fast 10 Jahre vorbei, doch die Aufarbeitung hat, so denn sie schon begonnen hat, noch lange kein Ende gefunden. Auch Bernie Gunther muss diese Erfahrung machen, als die Amerikaner ihn vor Kuba festsetzen und nach Deutschland bringen lassen. Gunther soll den Amerikanern dabei helfen, Erich Mielke zu fassen, denn er kennt den aufstrebenden Geheimdienstchef der DDR von früher. Doch auch die Franzosen haben Interesse an Bernie Gunther, und als sein Name mit Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht wird, steht auch Gunthers Leben auf dem Spiel.
Heiße Feuer im Kalten Krieg
Der Krieg ist vorbei, doch seine Nachwehen sind präsent – diese bittere Erfahrung muss Bernie Gunther machen, als ihn seine eigene Vergangenheit einholt und er sowohl von den Amerikanern als auch den Franzosen für ihre Zwecke eingespannt wird. Die Aufgaben in der Gegenwart sind jedoch nur ein Teil dieses siebten Bandes um Bernie Gunther: Auch die Vergangenheit ist Thema. Der Autor führt den Leser ins besetzte Frankreich, aber auch in sowjetische Kriegsgefangenenlager. Dabei fügen sich die verschiedenen Handlungsstränge harmonisch zusammen und erzählen eine runde Geschichte.
Die Konstellation bringt es mit sich, dass der Leser dieses Mal etwas vertiefter mit den Geheimdiensten der Alliierten in der Nachkriegszeit konfrontiert wird. Vom vermeintlichen Zusammenhalt der Kriegspartner, die sich gegen Nazideutschland verbündet haben, ist nicht mehr viel übrig, und das ist der Aufklärung der Kriegsverbrechen mehr ab- als zuträglich. Letztere spielen eine nicht unbedeutende Rolle, und auch der unterschiedliche Umgang der Nationen mit selbigen wird vom Autor interessant und verständlich dargestellt.
Stilistisch überzeugend und ein perfektes Mix aus Spannung und Geschichte
Dass dem Leser oder der Leserin hierbei nicht langweilig wird, ist mal wieder die große Leistung des Autors. Seine Erzählweise – wie in den vorherigen Bänden erzählt Bernie Gunther aus der Ich-Perspektive – nimmt den Leser mit, lässt ihn durch die Augen des Protagonisten die Geschichte erleben. Gleichzeitig mit Gunther erfährt der Leser vieles über die Kräfteverhältnisse im Nachkriegsdeutschland – gerne zynisch kommentiert vom Protagonisten, der mit dem ihm eigenen Humor, aber auch mit einer gewissen Resignation auf die politischen Entwicklungen blickt. Diese Art, die Geschichte zu erzählen, lockert die Lektüre auf und macht auch den siebten Band um Bernie Gunther zu einem echten Lesevergnügen, das sich harmonisch zwischen die bisherigen Bände einfügt und auch vergangene Episoden gekonnt einflicht.
Fazit:
Neben geübten Fans der Reihe ist dieser Band auch für Einsteiger geeignet, da Bernie Gunther vieles aus seiner Vergangenheit erklärt und erläutert – Vorwissen steigert zwar den Lesegenuss, ist aber keine Voraussetzung für selbigen.
Philip Kerr, Rowohlt
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