Im Feuer des Lebens
- mediaKern
- Erschienen: Januar 2014
- 6
- mediaKern, 2014, Titel: 'Im Feuer des Lebens', Originalausgabe
Dem Galgen entkommen, um in den Krieg zu ziehen
Zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Nach dem Tod ihrer Eltern sind die beiden Kinder Jakob und Bärbel Selzer zu Fuß ins Rheintal zu Verwandten gepilgert, um bei diesen unterzukommen. Nicht gerade freudig empfangen, konnte Jakob bei seinem Onkel am Hof als Knecht bleiben. Seine Schwester wurde nach Straßburg gebracht und musste als Magd in einem Bürgerhaus für ihren Lebensunterhalt schuften.
Jakob verliebt sich in Elisabeth und die beiden wollen heiraten. Durch eine boshafte Intrige landet Jakob jedoch als Söldner im Heer und darf dieses erst nach zehn Jahren wieder verlassen. Bärbel hatte mehr Glück und baut gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian ein Waisenhaus in Straßburg auf. Doch auch diese vermeintliche Idylle scheint bedroht&
Gleichbleibendes Niveau
Der zweite Band der Trilogie um die Geschwister des Bergmanns schließt nahtlos am Vorgänger an. So direkt die Geschichte fortgesetzt wird, so harmonisch und auf demselben Level bleiben auch Erzählstil und Sprache. Dies ist gerade deshalb besonders erwähnenswert, da es sogar erfahrenen Autoren oft nur schwer gelingt, das Niveau des ersten Bandes bei einer Reihe bis zum letzten Buch durchzuhalten. Nicht selten schwächelt schon der zweite Teil.
Heidrun Hurst aber hat diese Hürde fabelhast gemeistert und erzählt im selben Fluss die Geschichte der beiden Geschwister weiter. Authentisch und glaubwürdig verfolgt man den Weg der beiden und bekommt interessante Einblicke in die damalige Zeit.
Geschichte und Fiktion geschickt verwoben
Während Jakob dem Galgen entkommen ist, wird ihm erst nach und nach bewusst, welchen Preis er dafür zahlen muss. Hunger, Kälte und Ungewissheit sind ständige Begleiter im Heer und die Spur der Verwüstung die so ein Tross bei seinem Zug durch das Land hinterlässt, hat Hurst cineastisch dargestellt.
Schonungslos, aber ohne reißerisch zu werden, schildert Hurst das harte (Über-)Leben im Heerestross. Die gefühlvolle Herangehensweise an die Erzählung und die Veranschaulichung der kleinen, so selbstverständlich wirkenden alltäglichen Dinge, mit denen die Protagonisten stets konfrontiert sind, zeigt, wie viel Mühe sich Heidrun Hurst auch mit der Recherche machte. Alles wirkt durchdacht und glaubwürdig. So ist es ihr auch hervorragend gelungen, Geschichtliches in die fiktiven Erlebnisse der Figuren mit einzubauen, ohne dass ein Bruch entsteht oder der Lesefluss gestört wird.
Vielfältige Charaktere
Schon im ersten Band wartete die Geschichte mit einer Vielzahl an Darstellern auf, die allesamt detailliert und feinfühlig geschaffen wurden. Nicht nur die beiden Protagonisten entwickeln sich weiter, sondern auch sämtliche Nebendarsteller. So ist Elisabeths harter Überlebenskampf, die nach dem Tod ihres Vaters alleine mit ihrer Mutter den Hof bewirtschaften muss, sehr anschaulich gezeichnet. Die verachtenden Reaktionen der Dorfbewohner nach Jakobs furchtbarer Tat bekommen Elisabeth und ihre Mutter mit voller Härte zu spüren, geben aber dennoch nicht auf.
Auch Bärbel und Sebastian, die immer mehr Schützlinge aufnehmen, haben mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen und jeder hat seine eigene Art mit Schicksalsschlägen umzugehen.
In die Gedankengänge Jakobs, aber auch Elisabeths und Bärbels, gibt die Autorin nachvollziehbar und feinfühlig Einblicke, sodass ein Identifizieren mit der einen oder anderen Figur nicht schwerfällt.
Heidrun Hurst ist mit dem zweiten Band eine wunderbare Fortsetzung gelungen und der Leser wird von so mancher Wendung der Geschichte überrascht sein, denn zu der Stärke der Autorin zählt unter anderem, dass sie das Leben erzählt, wie es gewesen hätte sein können und nicht, wie man es sich vielleicht wünscht, dass es gewesen wäre.
Heidrun Hurst, mediaKern
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