Manduchai - Die letzte Kriegerkönigin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2014
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- Droemer-Knaur, 2014, Titel: 'Manduchai - Die letzte Kriegerkönigin', Originalausgabe
Zwei große Frauen und die chinesische Mauer
Bei ihrer Geburt ist die kleine Mongolin Manduchai nur die zweitgeborene Tochter eines großen Mongolenfürsten. Doch das Schicksal hat Großes mit dem Mädchen vor. Behütet vom chinesischen Eunuchen Ma Jing, der nach einer verlorenen Schlacht als Beute in die Jurte von Manduchais Vater Tsorokbai-Temur gekommen ist, wächst Manduchai zu einem neugierigen und mutigen Mädchen heran, das sich bald auch als kluge Strategin erweist eine Gabe, die durch die umsichtige Art von Ma Jing gefördert worden ist. Als der Mongolenführer Eser Tsorokbai-Temur zwingt, den in einer Schlacht gefangen genommenen Kaiser in die verbotene Stadt zurück zu bringen, muss Manduchai in der Delegation mitreisen. Sie begegnet zum ersten Mal dem Sohn des gefangenen Kaisers, Zhu Jianshen und dessen Kinderfrau Wan. Wan warnt die Mongolen vor einem Komplott, dass der jüngere Bruder des Kaisers, der sich während dessen Gefangenschaft als neuer Herrscher ausrufen ließ, mit der Kaisermutter geschmiedet hat. Die Mongolische Delegation soll auf ihrer Rückreise getötet werden. Wan hofft, dass sie mit ihrer Warnung die Stellung ihres Schützlings verbessern kann. Noch verwirrt von der Begegnung erlebt Manduchai die tiefe Demütigung ihres Vaters durch den eben erst aus der Gefangenschaft entlassenen Kaiser mit und in ihr erwacht Kampfgeist.
Manduchai steigt zur mächtigsten Herrscherin des Mongolenreichs auf, auch wenn dies von ihr große Opfer verlangt, unter anderem die Preisgabe ihrer großen Liebe. Denn erst als Ehefrau des letzten Sprosses aus der Linie der Nachfahren von Dschingis Khan kann sie ihre Macht voll entwickeln. Im Namen ihres erst fünf Jahre alten Ehemanns eint sie die verschiedenen Mongolenstämme zu einem einzigen Volk. Auch Wan wächst über sich hinaus. Die einstige Kinderfrau wird zur Geliebten ihres Schützlings und zu einer mächtigen Drahtzieherin am Hofe. Sie schafft es, sich gegen alle möglichen Gegner am Hof zu behaupten und sie ist es schließlich, die den Auftrag dazu erteilt, die große Mauer, die China gegen die Angriffe der Mongolen schützen soll, zu verstärken und weiter zu bauen. Nichts scheint Wan aufhalten zu können bis sie erneut auf Manduchai trifft. Die beiden Frauen erkennen in einander die ebenbürtige Gegnerin und zugleich die Macht, die ewigen Kriege beizulegen. Dazu müssten aber beide über ihren eigenen Schatten springen.
Großartige Figurenzeichnung
Tanja Kinkel schafft etwas, worüber viele Autoren stolpern: Sie stellt in den Mittelpunkt ihres Romans zwei starke Charaktere und gibt ihnen viel Raum, ohne sie als Heldinnen zu überzeichnen. Genau damit aber gibt sie den Figuren eine unglaubliche Tiefe. Sowohl Manduchai als auch Wan sind faszinierende Charaktere, die sich im Laufe des Romans zu überzeugenden Protagonistinnen entwickeln. Dank des Geschicks der Autorin wird der Leser vor eine schwierige Situation gestellt: Sowohl die Mongolenherrscherin als auch Wan und ihre Taktiken sind beeindruckend und lassen zu, dass man die entsprechende Figur ins Herz schließt. Damit gerät der Leser aber unweigerlich in einen Loyalitätskonflikt. Mit beiden Figuren mag man mitfühlen und doch stehen sich die beiden letztlich als Gegnerinnen gegenüber. Doch Tanja Kinkel schafft es auch hier, die Leser geschickt zu führen: Sie lässt durch den Aufbau der Geschichte genügend Raum, um für beide Herrscherinnen Sympathie empfinden zu können. Zudem haben die beiden mächtigen Herrscherinnen genügend Gegenspieler, die die eher negativen Gefühle der Leser auf sich ziehen.
Tiefgründige Geschichte
Für ihren Roman hat Tanja Kinkel sich intensiv mit der Geschichte Chinas und derjenigen der Mongolen auseinander gesetzt. Sie präsentiert den Leserinnen und Lesern Fakten, die gemeinhin bekannt sind, aber noch viele mehr, von denen kaum jemand hierzulande etwas weiß. Damit nimmt sie ihr Publikum nicht nur mit auf eine Reise ins 15. Jahrhundert, sondern auch an einen exotischen Schauplatz. Dennoch verzichtet Tanja Kinkel darauf, mit der Exotik zu kokettieren. Sie öffnet ihren Lesern die Türe in eine längst vergangene Welt und macht die Ereignisse wieder lebendig, ohne aber allzu geschichtslastig zu wirken. Wohltuend ist auch die Art, wie die Autorin über die Schlachten berichtet. Sie klammert weder blutige noch brutale Szenen aus doch walzt sie sie nicht so lange aus, bis Langeweile aufkommen könnte.
Schritt für Schritt führt Tanja Kinkel in die fremde Welt ein und gibt dem Publikum einen tiefen Einblick in die Denkstruktur und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der beiden so unterschiedlichen Völker der Mongolen und der Chinesen. Das tut sie auf eine gekonnte und sprachlich so überzeugende Art, dass wer erst einmal die ersten Worte gelesen hat das Buch nicht mehr aus den Händen legen mag. Die Geschichte Manduchais wirkt noch lange nach und entfaltet ihre ganze Kraft und Schönheit erst richtig, wenn man all das Gelesene nochmals auf sich wirken lässt.
Tanja Kinkel, Droemer-Knaur
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