Die Heilerin vom Strahlenfels

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2014
  • 2
  • Lübbe, 2014, Titel: 'Die Heilerin vom Strahlenfels', Originalausgabe
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Karin Speck
601001

Histo-Couch Rezension vonSep 2014

Von brennenden Hexen und Kräuterfrauen

Am Anfang verspricht die Geschichte eigentlich spannend zu werden. Die junge Freifrau Katharina von Velden lebt im Jahr 1509 auf einer Burg in der Nähe von Nürnberg. Sie ist die Herrin der Burg Strahlenfels und glücklich verheiratet mit Thassilo von Wildenstein. Außerdem arbeitet sie als Heilerin und hilft den Menschen in ihrer Umgebung. Nicht jedem gefällt das. Ihr Handeln ruft unweigerlich die Inquisition auf den Plan. Bonifatius ist ein Inquisitor, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, allen den Kampf anzusagen, die mit Kräutern heilen oder irgendetwas gegen die Kirche sagen. Er greift mit harter Hand durch und jagt gnadenlos vor allem Frauen. Erst einmal in seiner Hand kennt er keine Gnade, er lässt foltern und verbrennen. Auch die Freifrau ist ihm ein Dorn im Auge, auch wenn sie eine Verwandte von ihm ist. Nur die Tatsache, dass mächtige Adlige ihre schützende Hand über sie halten, hindern ihn daran auch Katharina in seine Folterkammer zu holen.

Debüt der Autorin Antonia Salomon

Doch dann plätschert die Geschichte ein bisschen vor sich hin, statt einen schönen Kampf zwischen dem Inquisitor und der Freifrau zu schildern, wird nur ihr Leben erzählt. Wie sie auf der Burg lebte, wie sie den Menschen half und wie sie ihre Kinder aufzog. Dies zieht sich über ca. 16 Jahre hin. Ihr Leben verläuft eigentlich mehr in ruhigen Bahnen, zwar immer mit den Gedanken an Bonifatius, aber ohne wirkliche Konsequenzen. Sicher ist es interessant zu lesen, wie mit Kräutern geheilt wurde und auch wie die Kirche oder der hohe Adel dazu stand, aber dies wird zu ausführlich geschildert und ist auch nur mäßig spannend. Bei Die Heilerin vom Strahlenfels handelt es sich um das Debüt der Autorin, ihr Erzählstil ist auch gut und flüssig lesbar, aber irgendwie fehlt der Handlung etwas. Die Protagonisten wirken eher oberflächlich. Irgendwie fällt es schwer, eine echte Beziehung zu Katharina aufzubauen. Weder kann man richtig mit ihr mitleiden, sie hat ja nicht wirklich zu leiden, noch kann man sich mit ihr freuen. Auch die Beziehung zu ihrem Ehemann wird geschildert, aber hier scheint sich die Autorin etwas unschlüssig zu sein, ob die beiden nun ein glückliches, aufgeschlossenes Paar sind oder doch eher eine Ehe im Sinne des 16. Jahrhunderts führen. Mal hat Thassilo für das Verhalten seiner Frau Verständnis und ermuntert sie sogar weiterzumachen, dann wieder nimmt er sich zurück und mahnt auch sie sich anzupassen.

Der Inquisitor Bonifatius

Das Leben von Bonifatius wird dahingegen richtig spannend erzählt. Er ist mit vollem Herzen Inquisitor und zeigt das auch. Salomon hat diesen Charakter glaubwürdig, grausam dargestellt. Bis zum Schluss erzählt sie von seinen eigenen Fantasien, die ihn quälen. Auch schildert sie genau, wie es bei der Folter zuging, was nicht immer einfach zu lesen ist. Spannend sind sicher auch Bonifatius ständige Versuche, sich bei dem jeweiligen Papst, der sich gerade in diesem Amt befindet, einzuschmeicheln. Ständig ist er auf der Suche nach neuen Verbündeten. Glaubhaft schildert die Autorin schon, wie nicht nur arme Frauen den Flammen zum Opfer fielen, sondern auch Reiche angeklagt wurden, mit dem Ziel ihr Vermögen einzukassieren. Nur an Katharina kommt Bonifatius irgendwie nicht heran. Er redet zwar immer davon, sie zur Ordnung zu rufen, aber es geschieht nicht wirklich etwas. Erst im letzten Drittel des Buches wird es dann spannend und am Ende wird der Leser dann doch noch überrascht. Obwohl das eigentliche Ende als eher lose zu bezeichnen ist. Es bleibt noch viel Raum für eine mögliche Fortsetzung. Eine Fortsetzung, die dann vielleicht auch ein bisschen spannender und aussagekräftiger ist.

Ein Nachwort gibt es hier leider nicht, und so bleiben Fiktion und Wahrheit im Dunkeln. 

Die Heilerin vom Strahlenfels

Antonia Salomon, Lübbe

Die Heilerin vom Strahlenfels

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