Bach

  • Braumüller
  • Erschienen: Januar 2014
  • 0
  • Braumüller, 2014, Titel: 'Bach', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
911001

Histo-Couch Rezension vonNov 2014

Vom Himmel hoch jauchzend - zu Tode betrübt

1720. Johann Sebastian Bach ist ein glücklicher Mann. Er ist 35 Jahre alt, verheiratet, Vater von vier Kindern und erfolgreicher Musiker und Komponist am Hof in Köthen, als er mit dem kurfürstlichen Tross nach Karlsbad zu des Kurfürsten Kur reist. Dort plant der Fürst, Bach ein eigenes Opernhaus zu bauen, und die ersten Nummern für Bachs erste Oper sind bereits geschrieben, vor allem für die junge Sängerin Anna Magdalena Wilcke. Doch gerade mit dieser fängt Bach ein Verhältnis an.

Durch Briefe ist Bachs Frau Maria Barbara in Köthen von dem Verhältnis im Bilde, doch mehr Sorgen macht ihr, dass bei ihr die Krebskrankheit entdeckt wurde. Nachrichten von Maria Barbaras Schwester an Bach kommen nicht an, da der begeisterte Kurfürst allen Briefverkehr an Bach unterbindet, um Bach in Opernlaune zu halten.

Als Bach einige Wochen später nach Köthen zurückkehrt, ist seine Frau bereits verstorben und begraben, seine Kinder bei Verwandten untergebracht und er, der nur nach und nach herausfindet, was geschehen ist, ein gebrochener Mann. Kann seine Geliebte, die junge Sängerin, ihn retten?

Ein intensiver Roman

Auf nur knapp 130 Seiten eröffnet Franz Winter seinem geneigten Leser eine intensive Welt, die einem den Komponisten Johann Sebastian Bach auf ungewöhnliche Weise näher bringt, wobei betont werden muss, dass dies kein Roman nur für Musiker und Musikliebhaber, sondern gerade wegen seiner Intensität und seiner Handlung etwas für jeden sein kann.

Das Buch beginnt mit Bachs Heimkehr nach Köthen. Im ersten Kapitel kehrt er nach Hause zurück und wundert sich, dass er nicht von seiner Familie in Empfang genommen wird. Nur allmählich kann ihm sein Hausdiener beibringen, was geschehen ist, und nach dieser Nachricht ist Bach in sich gekehrt und kaum ansprechbar. Winter zeichnet den Komponisten als gebrochenen Mann und erklärt in den folgenden Kapiteln, wie dieser Schock seinen Ausgang nahm.

Wunderbare Sprache

Bach steht in höchster Gunst seines Kurfürsten, der ihn mitnimmt, um bei seiner Kur zu musizieren, und Bach verliebt sich in seine Sopranistin, die die Hauptrolle in seiner ersten Oper spielen und singen soll. Die Kunde von Bachs Verhältnis erreicht jedoch auch Bachs daheimgeblieben Frau Maria Barbara, die von der Kurfürstin von Bachs erotischen Eskapaden erfährt. Da sie zudem von ihrer unheilbaren Krankheit erfahren hat, beschliesst sie, den Freitod zu wählen, von dem sie auch ihre Schwester Friedelena nicht abbringen kann.

Der Autor versteht es auf eindrücklichste Weise, den Leser vor allem durch seine Sprache in den Bann zu ziehen. Mit viel Wortgewalt, diese aber wohldurchdacht und immer genau den richtigen Ton treffend, wird die Lektüre des kleinen Bandes aus dem österreichischen Braumüller-Verlag zu einem intensiven Lesegenuss, wenngleich das Thema weniger genussvoll ist.

Erschütternd und mitreissend

Bach, der sich die Schuld am Tod seiner Frau gibt, wenngleich er von ihrer Krankheit nichts wusste, beschliesst, das alles zu vergessen und will mit seiner Familie aus Köthen verschwinden. Konsequent wird er seinen Leben ändern und alles anders machen. Er verbrennt die Noten seiner Oper und wird nie eine schreiben, heiratet seine Geliebte Anna Magdalena und wird drei Jahre später bei nur einem Drittel seines vorigen Lohnes Thomaskantor in Leipzig werden.

Ein erschütterndes, zugleich aber mitreissendes Buch, das keinen Leser kalt lassen dürfte, allein der geringe Umfang stört, man hätte gerne noch weitergelesen. Das Buchcover zeigt einen Stich des historischen Köthens, im Anhang finden sich ein Verzeichnis der im Buch erwähnten Musikstücke und ein Personenverzeichnis mit sehr kurzen biografischen Notizen. Gerne würde man ob der intelligenten Sprachgewalt des Autors einmal einen längeren Roman aus seiner Feder lesen. Sehr empfehlenswert.

Bach

Franz Winter, Braumüller

Bach

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