Katzmann und das schweigende Dorf
- Jaron
- Erschienen: Januar 2011
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- Jaron, 2011, Titel: 'Katzmann und das schweigende Dorf', Originalausgabe
Katzmann zieht es an den Ort seiner Kindheit
Konrad Benno Katzmann, Dresdenkorrespondent der Leipziger Volkszeitung (LVZ), hat ein paar Tage Urlaub und besucht das beschauliche Dorf Wulkersbach, welches in Thüringen unmittelbar an der Grenze zu Sachsen liegt. Der an Asthma leidende Katzmann verbrachte hier einen Teil seiner Kindheit, da ihm das ländliche Klima stets gut bekam. Seine Mutter ist weiläufig verwandt mit Anni Geisler, auf deren Hof sie früher übernachteten. Doch bei seiner Ankunft scheint die Stimmung äußerst schlecht zu sein, was sich schnell aufklärt, denn Annis Mann Ferdinand wurde in einem kleinen Waldstück, den Rauber genannten Grenzwald zu Sachsen, erstochen. Ziemlich genau an der gleichen Stelle, wo vor langer Zeit bereits sein Großvater ermordet wurde.
An Vermutungen über den Täter fehlte es nicht: herumziehende Zigeuner, verdächtige Waffenschmuggler, versprengte Reste der Hoelzschen Banden aus dem Vogtland auf gar keinen Fall jemand aus dem Dorf. In Wulkersbach gab es keine Mörder.
Ferdinand Geisler war angeblich mit dem Familienvermögen unterwegs, um das immer schneller verfallende Papiergeld gegen Sachwerte umzutauschen. Die übrige Familie war mit seinem Vorgehen nicht einverstanden, doch sollte hier ein Tatmotiv zu finden sein? Auch ein gehörnter Ehemann käme in Frage, denn Geisler war als Frauenheld bekannt. Katzmann, der bereits in zwei früheren Mordfällen zu deren Auflösung maßgeblich beitrug, will der befreundeten Familie helfen, trifft jedoch nicht nur dort auf eine Wand des Schweigens...
Nach Franziska Steinhauer und Uwe Schimunek erzählt Jan Eik die Geschichte weiter.
Der dritte Fall der als Kettenroman angelegten Katzmann-Serie spielt 1922 und verschlägt den Protagonisten an die thüringisch-sächsische Landesgrenze, womit die Probleme auch schon beginnen. Wo wurde Ferdinand Geisler tatsächlich umgebracht und wer ist demzufolge für die Ermittlungen zuständig? So ermitteln für die Polizei in Thüringen der arg einfältige Wachtmeister Arthur Fialla und für die sächsische Polizei der forsch auftretende Kriminaloberassistent Friedrich-Karl Habicht. Da man sich zunächst nicht einigen kann, wie die Zuständigkeiten zu klären sind, ermitteln beide Beamte gleichzeitig, allerdings eher neben- statt miteinander und nehmen einen ordentlichen Teil des Romanumfanges ein. Katzmann ist natürlich auch im vorliegenden dritten Fall selbstredend der Protagonist, dem letztlich die Lösung des Falles gelingt.
"Wie sieht es denn an der Mulde mit den Freikorps und den anderen rechten Organisationen aus? In Thüringen gibt es jede Menge Ärger mit dem Jungdeutschen Orden. Demnächst soll Ludendorff auf einer Veranstaltung von denen reden."
"Könnte mich ja mal ein bissel umsehen. Ein paar Tage Urlaub auf dem Dorf würden meinem Asthma guttun."
"Und nebenbei könntest du gleich noch den Mörder fangen, wie?"
Nach Franziska Steinhauer und Uwe Schimunek darf nun also Jan Eik die Serie fortschreiben, was ihm ordentlich gelingt. Zwar kommen die aus den beiden vorangegangenen Fällen bekannten Nebenfiguren (allen voran Katzmanns Familie) kaum vor, dennoch wird die Geschichte glaubwürdig weitererzählt. Nach wie vor verfügt Katzmann über eine 1000er NSU und wird nahezu ständig von seinem Terrier Harry begleitet, dem er im ersten Teil (1918 spielend) das Leben rettete. Neben der Lösung des aktuellen Mordfalles und dem Aufzeigen der unterschiedlichen Polizeistrukturen in Thüringen und Sachsen legt Jan Eik den (historischen) Schwerpunkt seiner Geschichte auf die drohende Inflation und weniger auf politische Entwicklungen, die hier am Rande erwähnt werden, wenn beispielsweise Katzmanns vorgesetzter Redakteur auf die Auflagenprobleme der linken LVZ hinweist. Zehntausende Mitglieder hat die USPD in den letzten Monaten durch Austritte verloren, was sich auch in den zurückgegangenen Verkaufszahlen der Zeitung wiederspiegelt.
Insgesamt eine gelungene Mixtur und eine ordentliche Fortführung der kurzweiligen und (zumindest bis hierhin) lesenswerten Reihe. Allein die Tatsache, dass Katzmann und seine Freunde aus Kindheitstagen damals große Fans von Karl May waren, stößt womöglich etwas unangenehm auf, da sie sich damals Spitznamen aus den Romanen gaben. So verwirrt mitunter, dass man nicht nur die zahlreichen Dorfbewohner mit deren Echtnamen kennenlernt, sondern gleichzeitig auch noch (zumindest teilweise) auseinander halten muss, wer damals Old Surehand oder eine andere May-Figur war. Die namentlichen Dopplungen sind zwar vereinzelt unterhaltsam, aber Geschmacksache.
Cecilia Ekbäck, Jaron
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