Die Küste der Freiheit
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2014
- 34
- Lübbe, 2014, Titel: 'Die Küste der Freiheit', Originalausgabe
Hier mischt der Zufall mächtig mit
Die junge Mennonitin Anna entgeht nur knapp einer Vergewaltigung durch den unehrenhaften Soldaten Kurt Paul. Obwohl Lorenz von Tannau und seine Männer das Schlimmste verhindern können, wird Anna von der Gemeinschaft, in der sie mit ihrem Vater lebt, fortan ausgegrenzt. Hinter ihrem Rücken wird gemunkelt, sie habe die Situation provoziert. Anna, die durch ihr Wissen um die Heilkunst bereits angeeckt war, leidet. Erst recht, als sie weitere Schicksalsschläge einstecken muss und immer deutlicher wird, dass sie ihn der Gemeinde kaum mehr eine Zukunft haben wird. Gleichzeitig hat sie ihr Herz an ihren einstigen Retter verloren. Der aber soll mit seinem Regiment nach Amerika versetzt werden. 1776 herrscht dort ein erbitterter Krieg. Anna verkauft sich als Schuldmagd ebenfalls nach Amerika, um ihrem Geliebten nahe zu sein. Sie ahnt nicht, dass sie als Schuldmagd quasi den Status einer Sklavin einnehmen wird. Den in seinem Geiste edlen Lorenz erwartet auf dem Schlachtfeld Schlimmes: Nicht nur, dass er verwundet wird, er begegnet auch dem unehrenhaften Soldaten wieder, der seit seiner Entlassung aus der Armee und dem Spießrutenlaufen nach der versuchten Vergewaltigung voller Hass auf Lorenz ist und seit Jahren auf Rache sinnt.
Sie begegnen sich immer wieder
Die Autorin Maria W. Peter führt ihre Leserinnen und Leser von Hessen in die Vereinigten Staaten und siedelt damit ihren Roman in einer Region an, die in den historischen Romanen nicht schon ausführlich abgehandelt wurde. Auch die Schauplätze rund um den Unabhängigkeitskrieg sind wohl für etliche Leserinnen und Leser eher ungewohntes Terrain. Damit kann die Autorin durchaus punkten. Doch gleichzeitig birgt das auch Gefahren: Es mag sich wohl jeder irgendwann die Frage stellen, weshalb sich in einem solch weitläufigen Land die Protagonisten immer wieder über den Weg laufen. Meist überlässt Maria W. Peter dem Zufall das Feld. Doch das wirkt auf Dauer denn doch etwas zu einfach gestrickt und so verliert der Roman je länger, desto mehr an Tempo. Selbst ein Publikum, das solche Zufälligkeiten gerne hinnimmt, wenn es dem Verlauf des Romans dient, dürfte etliche Entwicklungen schlicht als unglaubwürdig empfinden. Das ist sehr schade, entführt die Autorin doch in eine facettenreiche Welt und hat viel zu bieten.
Interessante Charaktere
Die Zusammenstellung ihrer Charaktere ist Maria W. Peter durchaus geglückt. Sie hat die einzelnen Figuren feinfühlig ausgearbeitet und gibt ihnen viel Gehalt mit auf den Weg. Die Konstellationen sind nicht ohne Reiz und die Figuren bewegen sich bis auf wenige Ausreißer sehr glaubwürdig in der ihr zugeschriebenen Welt. Dass die Autorin dann aber doch häufig auf Klischees zurückgreift und bei den beiden Hauptfiguren Anna und Lorenz die Heldenposition sehr stark ausreizt ist schade. Es bringt den Roman etwas ins Trudeln und verschiebt die Handlung zu stark in den Mainstream-Liebesroman-Bereich. Dabei sind, bei genauerem Hinsehen, sehr viele interessante Aspekte eingearbeitet, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit der entsprechenden Zeit verdienen. So etwa das Thema "Schuldenmagd" oder auch die verschiedenen religiösen Aspekte, die zum Tragen kommen. Es ist dabei nicht nur die Gemeinschaft der Mennoniten, die wohl für viele eine unbekannte Welt darstellen.
Etwas in die Länge gezogen
Sehr üppig ausgefallen ist der Umfang des Romans, der immer wieder auch die Geduld des Publikums strapaziert. Manche Szene hätte durchaus Kürzungspotenzial, kommen doch einige Beschreibungen oder Handlungen etwas gar oft vor. Natürlich können die Wiederholungen auch als bewusstes Stilmittel verwendet worden sein, doch dürfte dies dann eher eine etwas unglückliche Wahl gewesen sein. Trotz den deutlichen Schwächen, die der Roman mit sich bringt, lohnt es sich dennoch, sich näher mit Die Küste der Freiheit zu befassen. Die Autorin spricht etliche Themen an, die zu faszinieren vermögen und nimmt ihr Publikum auf eine abenteuerliche Reise mit.
Maria W. Peter, Lübbe
Deine Meinung zu »Die Küste der Freiheit«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!