Schwert und Feuer
- Wunderlich
- Erschienen: Januar 2014
- 2
- Wunderlich, 2014, Titel: 'Imperial Fire', Originalausgabe
Enttäuschende Reise nach China
Konstantinopel, 1081. Nachdem der fränkische Krieger dem griechischen Kaiser Alexios I. das Leben gerettet hat, wird er von ihm auf eine heikle Expedition geschickt: Er soll nach China reisen und diplomatische Beziehungen mit dem Reich der Mitte aufnehmen. Das eigentliche Ziel, das zunächst niemanden etwas angeht, ist die Formel für das sagenhafte Schießpulver, von dem man selbst im alten Europa bereits gehört hat.
Vallon lehnt zunächst ab, wird diese Reise ihn doch für wenigstens zwei Jahre von seiner Familie trennen ein Jahr hin, ein Jahr zurück, vom Aufenthalt dort ganz zu schweigen. Dennoch sammelt er seine Getreuen um sich, und auch alte Bekannte wie der Arzt Hero und der englische Falkner Wayland schliessen sich dem Tross an, und somit ist die Truppe wieder beisammen, die neun Jahre zuvor weisse Falken aus dem Nordland zum türkischen Sultan bringen sollte.
Doch hinter jedem Felsen auf dem Weg nach Osten lauern Gefahren, seien es Banditen, auf dem Wasserweg Piraten oder auch nur normale Naturgewalten wie Sandstürme, Meeresstürme und Wüsten. Vallons Reise nach China ist strapaziös, und nicht jeder wird das Ziel erreichen. Doch wird es ihm gelingen, neben seinen Erlebnissen und Unwägbarkeiten auch seinen Auftrag zu erledigen?
Alles wiedergekaut
Wer Robert Lyndons Debütroman Der Thron der Welt gelesen hat, wird sich schnell in den Roman einfinden. Leider zu schnell, denn viele Elemente des Erstlings sind auch in Schwert und Feuer wiederzufinden, doch nicht immer schmecken aufgewärmte Mahlzeiten besser als am Vortag. Schwert und Feuer kann getrost als Fortsetzung angesehen werden, sammelt sich doch zu Beginn das alte (überlebende) Personal des Vorgängers zusammen, um erneut eine lange Reise ins Ungewisse anzutreten.
Nachdem der Autor auch einen Grund dafür zusammenkonstruiert hat, ziehen Vallon und seine Begleiter Richtung Osten. Im Tross ist auch der junge Lucas, ein Sohn von Vallon, was dieser allerdings nicht weiß, denn einst tötete er seine Frau und seine Kinder, doch Lucas hat überlebt und will sich nun im passenden Moment zu erkennen geben und seine Mutter rächen. Doch im Verlauf der Reise wird er seinen Vater anders kennen lernen, als ihm lieb ist.
Keine Spannung, keine Ideen
Woran es dem Roman in erster Linie mangelt, ist ein Spannungsbogen, der vom Auftrag abgesehen die einzelnen Episoden auf der Reise zusammenhält. Es gibt Feinde und Gegner, aber keine durchgehenden, die helfen würde, die Spannung zu halten. Gleich zu Beginn wird man einen Feind los, durch die Gebirge wird man immer wieder mit Räubern einig, zumal Geld genügend gegen freies Geleit immer vorhanden ist, und selbst die Piraten, derer man sich zu einer Meeresüberquerung bedient und die anschließend mitkommen, werden letztlich grummelnde Partner statt Gegner.
Natürlich gibt es auch eine junge schöne Frau, die zum Treck stösst und die einigen Männern gehörig den Kopf verdreht und so eigentlich stört und im Weg ist. Zwischendurch trennen sich die Wege der Helden, als Wayland, der Familienvater, mit besagtem Mädchen Suleika einen ausgedehnten Ausflug ins Hochgebirge macht, um dort ein Kloster aufzusuchen und etwas zu überprüfen.
Wie war doch gleich der Ausgang?
Das alles kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Dann könnte es sein, dass Sie zuvor auch Der Thron der Welt gelesen haben, den Vorgänger, in dem alles neu und spannend war. In diesem Roman jedoch passiert eigentlich fast dasselbe neue Personen, neues Ziel (China statt Skandinavien) doch sonst wird man manche Situation wiedererkennen, und bei so mancher Szene wird man den Kopf schütteln und sich fragen, wie das nun die Handlung vorantreiben soll. Denn an einer wirklich spannenden Handlung hapert es auch. Was im ersten Roman noch originell war, wird hier wiedergekaut, und das tut dem Roman überhaupt nicht gut. Und warum Vallon den ganzen Roman über schlechte Laune hat und sogar ein Übermass an Brutalität an den Tag legt, bleibt auch das Geheimnis des Autors.
Das Ziel der Reise gerät in den Hintergrund, und das ist das schlimmste, was man über einen Roman sagen kann. Wenn man die letzten der rund 700 Seiten gelesen hat, kann man sich kaum daran erinnern, wie denn das Ende überhaupt gewesen ist, ausser, dass man befürchten muss, dass vielleicht noch ein dritter Teil folgen wird, denn der Teil in China beschreibt nur den allerkleinsten Teil des Romans.
Zwar kann der Autor gut erzählen, doch bleiben viele Personen blass und uninteressant. Er fängt die eine oder andere Tradition gut auf, leistet sich aber auch den einen oder anderen Lapsus, der auf historisch ungenauer Recherche beruht. Zudem schleichen sich viele gewollte oder ungewollte Modernismen ein, die bei sorgfältigerer Nachprüfung hätten vermieden werden können, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Nach einem originellen Vorgänger ist Schwert und Feuer eher eine Enttäuschung und kann nur Lesern empfohlen werden, die mehr über das Asien des Mittelalters lesen möchten. Schade.
Robert Lyndon, Wunderlich
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