Skarabäus und Schmetterling
- Gerth Medien
- Erschienen: Januar 2015
- 8
- Gerth Medien, 2015, Titel: 'Skarabäus und Schmetterling', Originalausgabe
Spannung und Historie gekonnt gemischt
Die junge Sarah reist mit Lady Alison Clifford nach Ägypten. Im Jahr 1922 ein gefahrvolles Unternehmen für zwei Frauen ohne männliche Begleitung. Doch die unerschrockene Lady Clifford möchte ihrer zögerlichen und zurückhaltenden Ziehtochter Sarah die Ausgrabungen näher bringen. Immer wieder gerät Sarah in Bedrängnis, sie wird vom Unglück regelrecht verfolgt. Doch es scheint ein guter Geist über ihr zu wachen in Form zweier Männer, die Sarah mehr als nur Sympathie entgegen bringen. Aus dem verhaschten Mädchen, das noch immer darunter leidet, von ihrem Vater nach dem frühen Tod der Mutter von einem Tag auf den anderen zu einer Ziehmutter gebracht worden zu sein, wächst langsam eine tatkräftige junge Frau heran. Die Reise nach Ägypten vermag vieles aufzubrechen und gibt Sarah die Chance, sich völlig neu kennen zu lernen.
Einige Jahrzehnte später reist erneut eine junge Frau nach Ägypten, um Wahrheiten zu finden. Rahel macht ein Praktikum in einem Museum. Als sie eines Abends überfallen und ihre Wohnung durchsucht wird, gerät Rahel in den Sog von seltsamen Machenschaften und in den Verdacht der Ermittler. Zusammen mit ihren Freunden reist Rahel nach Ägypten, um nachzuforschen, was bei der Öffnung des Grabes, bei der damals auch Sarah zugegen war, wirklich passiert ist. Doch Rahels Suche nach Wahrheit gefällt nicht allen: Die junge Frau gerät in große Gefahr. Doch wie schon damals bei Sarah taucht auch bei Rahel ein guter Geist auf, der sie zu beschützen scheint.
Lockerer Erzählstil
Elisabeth Büchle kann erzählen. Das wird bei Skarabäus und Schmetterling schon nach wenigen Seiten klar und dieser Eindruck hält auch über die ganzen mehr als 600 Seiten hinweg an. Immer mit einer leisen Note von Humor erzählt die Autorin die Geschichte ihrer beiden Protagonisten. Dabei geht sie einen sehr klaren Weg. Die beiden Geschichten sind nicht, wie oft bei Romanen, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, bunt ineinander verwoben. Büchle erzählt zunächst Sarahs Geschichte und anschließend jene von Rahel einer Protagonistin übrigens, die sie bereits in einem früheren Roman (Das Mädchen aus Herrnhut) eine Rolle spielen ließ. Dadurch werden die Leser nicht aus dem jeweiligen Erzählstrang heraus gerissen und können sich ganz dem Fluss der Geschichte überlassen. Dass die beiden Geschichten letztlich doch mehr miteinander zu tun hat, als man auf den ersten Blick vermuten mag, versteht sich von selbst.
Spannender Ablauf
Die Vermischung von historischem Roman, Spannung und Liebesgeschichte ist der Autorin weitgehend geglückt. Sie hat alle Elemente eingeflochten, die es braucht, um fasziniert bei der Sache zu bleiben und das Buch nur ungern aus den Händen zu legen. Es zeigt sich auch, dass Elisabeth Büchle es mühelos schafft, die geheimnisvolle Welt des alten Ägyptens sichtbar einzufangen und ihren Lesern als besonderes Geschenk dem Roman beizumischen. Dass sie dabei auch nicht halt vor politischen Entwicklungen Anfang des 20. Jahrhunderts macht, gibt dem Roman zusätzlich Tiefe. Die Leserinnen und Leser erfahren, wie es um das Verhältnis der ehemaligen Kolonialmacht England zum neuerdings angeblich freien Ägypten bestellt ist.
Schwieriger wird es, wenn es um die Protagonisten geht. Während Lady Alison beispielsweise sofort ein Mensch ist, den man schon alleine aufgrund ihrer unkonventionellen Haltung mögen muss, tut man sich mit der etwas langweiligen Sarah schon schwerer. Obwohl sie sich im Laufe des Romans tüchtig entwickelt, kann sie niemals diese Tiefe aufweisen, wie es ihre Ziehmutter tut. Das zögerliche Verhalten und die vielen Selbstzweifel der jungen Frau legen sich manchmal etwas schwer über die ganze Geschichte. Allerdings machen die ausgesprochen gut gezeichneten anderen Figuren dieses leise Manko wieder wett.
So ist Skarabäus und Schmetterling einmal mehr eine gelungene Unterhaltung aus der Feder von Elisabeth Büchle, die mit Sicherheit auch dazu führen wird, dass die Leserinnen und Leser das alte Ägypten künftig mit ganz anderen Augen betrachten werden.
Elisabeth Büchle, Gerth Medien
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