Nofretete - Das Buch der Toten

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Lübbe, 2007, Titel: 'Nefertiti: The Book of the Dead', Originalausgabe
Nofretete - Das Buch der Toten
Nofretete - Das Buch der Toten
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Annette Gloser
831001

Histo-Couch Rezension vonJan 2015

Eine Königin verschwindet

Rahotep ist ein Wahrheitssucher. Er ist der jüngste Kriminalkommissar der Thebener Medjai. Mit seiner geliebten Frau und seinen Töchtern lebt er in der alten ägyptischen Königsstadt. Nur ist Theben keine Königsstadt mehr, den Pharao Echnaton hat die alten Götter und ihre mit Privilegien reich versehenen Priester abgeschafft. Eine neue Ordnung gilt jetzt im Land am Nil und als Symbol für diese neue Ordnung hat Echnaton eine neue Königsresidenz gegründet: Achet-Aton, die Sonnenstadt mitten in der Wüste.

Als Rahotep nach Achet-Aton gerufen wird um im Auftrag des Pharao zu ermitteln, hat er böse Vorahnungen. Er weiß, dass im Falle eines Misserfolgs seine gesamte Familie dafür büßen muss. Trotzdem macht er sich auf den Weg in die neue Stadt und entgeht auf der Reise nur knapp einem Mordanschlag. Schnell merkt er auch in Achet-Aton, dass er hier nicht willkommen ist. Einzig Echnaton scheint großes Vertrauen in ihn zu setzen. Er beauftragt Rahotep mit der Suche nach Königin Nofretete, denn die Königin ist verschwunden. Echnaton aber braucht ihre Unterstützung, denn seine Gemahlin hat im Volk weitaus mehr Rückhalt als er selbst. Mit Nofretete steht und fällt die neue Ordnung, das Lebenswerk Echnatons. Viel Zeit bleibt Rahotep nicht, denn die Einweihung der neuen Stadt steht bevor und Gäste aus allen Landesteilen sind dazu geladen. Bis zum Tag der Einweihung muss Nofretete wieder gefunden werden, sonst sollen Rahotep und seine Familie sterben!

Die strahlende Sonnenwelt des Echnaton

Nick Drake schreibt über eine faszinierende Zeit der ägyptischen Antike: Die Regierungszeit Echnatons mit ihrem Versuch, alte, seit Jahrhunderten überkommene Privilegien zu brechen und auch talentierten Menschen aus ärmeren Schichten Zugang zu wichtigen Stellen der Macht zu geben. Nicht zuletzt auch mit dem wohl ersten Versuch in der Geschichte der Menschheit, eine monotheistische Religion einzuführen. Nick Drake ist es gelungen, die knisternde Atmosphäre einzufangen, die über dem neuen Königssitz gelegen haben mag, als die Königin verschwand. Es wird im Roman deutlich spürbar, dass der Autor umfangreiche Recherchen betrieben hat. Er benennt viele Fakten über das alte Achet-Aton, schildert auch das Dasein der Arbeiter und Handwerker ebenso wie das Leben in den Palästen. Offenbar hat er sich auch intensiv mit den Persönlichkeiten beschäftigt, die Echnaton umgaben. Ihre Charaktere hat er mit viel Geschick gestaltet und ihnen interessante Rollen in diesem fiktiven Roman gegeben. Eines allerdings ist nicht fiktiv: Nofretete verschwand tatsächlich etwa im zwölften Regierungsjahr Echnatons, kurz vor der Einweihung des neuen Königssitzes. Bis heute gibt es sehr unterschiedliche Theorien darüber, was aus ihr geworden sein könnte. Diesen Vermutungen hat Nick Drake seine eigene, durchaus spannende, Version hinzugefügt.

Sehr modernes Outfit

Allerdings pflegt der Autor eine ausgesprochen moderne Sprache und steckt seine Protagonisten damit in ein Gewand, das nicht so recht in die Antike passen will. Man hat einen Job, geht zu Partys und kommuniziert miteinander. Es gibt einen Olymp der alten Götter und Tote werden identifiziert. Diese Sprache ist gewöhnungsbedürftig, hat aber einen ausgesprochen interessanten Effekt: Obwohl der Leser durch diese Sprache daran gehindert wird, voll und ganz in das Alte Ägypten einzutauchen, bekommt er doch das Gefühl, dem Ermittler Rahotep sehr nahe zu sein, denn dieser ist ein Mann, mit dessen Denken und mit dessen Werten sich heutige Leser voll und ganz identifizieren können. Dennoch ist diese Form der Sprache für einen historischen Kriminalroman ganz gewiss nicht jeden Lesers Sache und kann störend  sein

Was den zu lösenden Kriminalfall angeht, so gibt es ein paar (nicht zu viele!) Längen, in denen die Spannung abflaut. Allerdings nimmt der Roman immer recht schnell wieder Fahrt auf. Ob man allerdings alles logisch und sinnvoll findet, was in diesem Krimi passiert, ob man der Argumentation des Autors zum Verschwinden Nofretetes folgen mag, ob man die Handlungsweisen der einzelnen Beteiligten nachvollziehen kann, das bleibt jedem Leser selbst überlassen.

Fortsetzung erwünscht

Nofrete - Das Buch der Toten könnte für viele Leser zu einer Entdeckung werden. Bastei-Lübbe hat das Cover mit zwei der Pyramiden versehen lassen. Die haben zwar nichts mit Echnaton oder Nofretete zu tun, dafür weiß der Leser gleich: Ah! Ägypten! Vielleicht ein bisschen langweilig, was man allerdings über den Inhalt des Romans nicht behaupten kann. Für alle, die sich komplizierte Namen nur schwer merken können, gibt es ein Personenregister.

Im Oktober 2015 erscheint die Fortsetzung des Romans und das ist erfreulich. Ganz sicher hat Rahotep noch ein paar spannende Abenteuer in petto.

Nofretete - Das Buch der Toten

Nick Drake, Lübbe

Nofretete - Das Buch der Toten

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