Die Brooklyn-Verschwörung
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2004
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- Droemer-Knaur, 2000, Titel: 'Suspension', Originalausgabe
Gelingt ein verheerender Anschlag auf die Brooklyn Bridge?
New York im Jahr 1883. Die Brooklyn Bridge steht nach dreizehnjähriger Bauzeit kurz vor der Eröffnung. Die Brücke überspannt den East River, verbindet Manhattan mit Brooklyn und soll den Fährverkehr entlasten. Doch das technische Meisterwerk ist zugleich ein Machtsymbol des wirtschaftlich aufstrebenden Nordens und daher einigen Südstaatlern verhasst, die noch immer mit den Folgen des Bürgerkrieges kämpfen. Im Hinterhof von Paddys Bar wird die Leiche des ermordeten Terrence Bucklin gefunden. Bucklin war als Arbeiter auf der Brücke beschäftigt und machte kurz vor seinem Ableben ein paar denkwürdige Äußerungen, dass mit der Brücke etwas nicht stimmen würde. Tom Braddock, Sergeant Detective der erst kürzlich gegründeten Kriminalpolizei im New York City Police Departement, übernimmt den Fall. Je tiefer er in die Ermittlungen einsteigt, umso mehr erhärtet sich sein Verdacht, dass ein Anschlag auf die Brücke verübt werden soll. Dabei erregen vor allem einige Arbeiter, die aus den Südstaaten stammen, seinen Argwohn. Doch gibt es tatsächlich eine Verschwörertruppe, und wenn ja, wie sollte man dieses gewaltige Gebäude ernsthaft beschädigen können? Aber noch wichtiger: Wie soll Braddock mit seinen begrenzten Möglichkeiten die Hintermänner rechtzeitig entlarven?
Der Bürgerkrieg ist noch nicht vergessen
Richard Crabbe hat mit Die Brooklyn-Verschwörung einen schweren Wälzer mit knapp 700 Seiten vorgelegt, der ein bildgewaltiges und facettenreiches Werk über die Stadt New York bietet. Im Mittelpunkt der Handlung stehen mehrere Figuren, deren Handlungen und Erlebnisse abwechselnd erzählt werden. Neben den Ermittlungen von Braddock muss vor allem der zehnjährige Mike Bucklin fortan ohne Eltern zurechtkommen und wird zudem noch von dem Mörder seines Vaters bedroht. Die Eheleute Emily und Washington Roebling planen derweil die letzten Arbeiten als leitende Ingenieure an ihrer Brücke. Und da auch ein Bösewicht nicht fehlen darf, verfolgt man als Leser gespannt die Vorbereitungen für eine Brückensprengung, die der ehemalige Captain der Südstaatenarmee, Thaddeus Sangree, mit einer kleinen Gruppe seiner früheren Gefolgsleute unter allen Umständen durchführen will.
"Die Brücke steht für den Triumph der Industrie und der Politik des Nordens, eine Folge unseres Bürgerkrieges. Die Brücke steht nicht nur im Norden, sie steht im Herzen der größten Stadt des Nordens, einer Stadt, die für einige unserer Landsleute aus dem Süden die schlimmsten Auswüchse der Industrialisierung, Kommerzialisierung, der Habgier und der Korruption repräsentiert."
Die Spannung des Romans entsteht hier nicht aus der Frage, wer hier auf welcher Seite steht. Von Beginn an ist klar, was Sangree und seine Männer vorhaben. Sangree war Soldat und kämpfte an der Seite seines geliebten Bruders, der am Little Round Top, der legendären Schlacht um Gettysburg im Jahr 1863, fiel. Verantwortlich für dessen Tod macht Sangree einen Colonel der Nordstaatenarmee - Washington Roebling. Obwohl Gettysburg fast zwanzig Jahre her ist, sinnt Sangree auf Rache und will seinerseits in die amerikanische Geschichte eingehen als derjenige, der Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden verhassten Yankees den Tod brachte.
Interessante Aspekte bieten die Details des Brückenbaus und eine korrupte Polizei
Interessant werden die Arbeiten des Brückenbaus beschrieben, darunter die Arbeiten im sogenannten Craisson, einer Art Taucherglocke, in der die Brückenfundamente auf dem Grund des Flusses errichtet werden. Die meisten Arbeiter starben während der Bauarbeiten an der Craisson-Krankheit, da sie mit der Drucksituation nicht klar kamen. Auch Roebling ist seit geraumer Zeit auf den Rollstuhl angewiesen, so dass seine Frau Emily maßgeblich die Brückenarbeiten beaufsichtigt.
Auf die sozialen Verhältnisse der damaligen Zeit geht der Autor nur bedingt ein, veranschaulicht an der Lebenssituation des jungen Mike. Wer sich besonders für dieses Thema interessiert, findet mit Die Einkreisung von Caleb Carr einen informativeren Roman. Dafür glänzt Richard Crabbe noch mit einem anderen Problem, denn die Polizisten des NYCPD sind allesamt korrupt.
Es war interessant, dass in einer Organisation, die für die Einhaltung der Gesetze sorgen sollte, der erste Karriereschritt mit einer Übertretung der Gesetze begann. Ein neuer Kandidat musste gewöhnlich um die 300 Dollar als Bestechungsgeld zahlen. Die meisten zahlten auch für die Beförderung. Wer nicht zahlte, wurde einfach nicht befördert, auch wenn er noch so lange auf der Beförderungsliste stand.
Ein Punkt, an dem Braddock arg zu knabbern haben wird, denn er soll für einen Captain Schutzgelder einkassieren, jedoch aus seiner Sicht von den falschen Leuten. Gewaltiger Ärger ist vorprogrammiert, während der Wettlauf gegen die Zeit immer dramatischere Züge annimmt. Mit teils angehaltenem Atem verfolgt der Leser gebannt vor allem die letzten hundert Seiten mit einem furiosen Finale. Ein breitgefächertes Themenspektrum mit guter Erzählstruktur sorgt für spannende und informative Unterhaltung. Schade, dass bislang keine weiteren Romane von Richard Crabbe in die deutsche Sprache übersetzt wurden.
Richard Crabbe, Droemer-Knaur
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