Ich malte die Sonne - Die Bedrohung
- Salonlöwe
- Erschienen: Januar 2014
- 4
- Salonlöwe, 2014, Titel: 'Ich malte die Sonne - Die Bedrohung', Originalausgabe
Genrebild mit Mätresse
Im Dezember 1670 lebt Daphne von Owen wieder in Heidelberg. Nach dem Tod ihres Vaters versucht die junge Malerin, sich in der kurpfälzischen Hauptstadt zu etablieren. Aber sie hat große Schwierigkeiten, niemand will ihr Aufträge geben, denn unter den braven Calvinisten hat es sich herum gesprochen, dass die unverheiratete Daphne ein Kind zur Welt gebracht hat. So wird die ledige Mutter mit Verachtung und Ignoranz bestraft. Dann aber wird Daphne beauftragt, das Hochzeitsportrait der Prinzessin Elisabeth Charlotte von der Pfalz zu Rhein zu malen. Elisabeth Charlotte, genannt Lieselotte, soll die zweite Gemahlin des Herzogs von Orléans werden und somit Schwägerin des Sonnenkönigs Louis XIV.
Daphne kennt Monsieur aus ihrer Zeit in Paris, sie weiß, was die junge Lieselotte von der Pfalz erwartet: Ein Gemahl, der den Männern weitaus mehr zugetan ist als den Damen. Niemand hält es für notwendig, die unerfahrene Prinzessin über die Neigungen ihres Mannes und die komplizierten Verhältnisse am französischen Hof zu informieren. Daphne beobachtet dies mit Sorge und fasst schließlich den Mut, Lieselotte auf das vorzubereiten, was sie in Frankreich erwarten wird. Elisabeth Charlotte ist dankbar für diesen Freundschaftsdienst und wünscht sich, dass Daphne als ihre Vertraute mit nach Frankreich kommt. Diesen Wunsch kann Daphne nicht ablehnen. Aber sie fährt mit sehr gemischten Gefühlen nach Paris, denn mit ihr fährt auch ihre kleine Tochter Marie Françoise, und eine Begegnung mit dem Vater des Kindes wird sich nun nicht mehr vermeiden lassen. Aber noch weiß der Sonnenkönig nicht, dass er der Vater einer weiteren Tochter ist. Das allerdings ist nicht zu übersehen, denn Marie Françoise ist ihrem königlichen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
Höfisches Leben
Im zweiten Teil der als Trilogie angelegten Romanreihe Ich malte die Sonne setzt Cornelia Mohrmann die fiktive Geschichte der begabten Malerin Daphne von Owen fort. Allerdings liegt der Schwerpunkt in diesem Teil der Trilogie weniger auf der Malerei und Daphnes Schwierigkeiten, sich als Frau in der Académie zu behaupten. Die Autorin lässt ihre Heldin tief in das höfische Leben und die damit verbundenen Intrigen eintauchen. Zwar malt Daphne auch jetzt noch, aber es wird sehr viel weniger darüber berichtet und auch die ausgesprochen informativen (und vergnüglichen) Exkurse in die zeitgenössische Malerei des Barock entfallen weitestgehend. Dafür begegnet man sehr vielen Persönlichkeiten des Hoflebens und erfährt viel über die oft gefährlichen Spielchen, die Missgunst und Neid auf königliche Protektion hervorbringen können.
Es bleibt nicht aus, dass Daphne in das Visier der offiziellen Maitresse Ludwigs gerät und allen Grund hat, Madame de Montespan zu fürchten. Eine unverhoffte Verbündete findet sie in der früheren Geliebten des Königs, Madame de La Vallière. Und da Daphne als Hofmalerin Lieselottes von der Pfalz nach Frankreich zurückkehrt, spielt auch das (Ehe-)Leben dieser außergewöhnlichen Dame eine nicht unwichtige Rolle im Roman.
Ein buntes und lebendiges Bild
Cornelia Mohrmann erzählt ihre Geschichte mit viel Schwung. Auch wenn die Handlung nicht immer spannend im eigentlichen Sinne des Wortes ist, so erfährt der Leser hier doch so viel Interessantes, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Die Autorin schenkt ihren Protagonisten viel Aufmerksamkeit, arbeitet ihre Charaktere sorgfältig aus und verleiht ihnen so sehr viel Lebendigkeit. Und auch, wenn man vielleicht seine Zweifel haben mag, ob der reale Ludwig XIV. im Privatleben tatsächlich so gewesen sein könnte, wie ihn Cornelia Mohrmann schildert, so begegnet man in diesem Roman doch einem König, dessen Persönlichkeit in sich stimmig ist. Es ist der Louis, den die Autorin für sich entdeckt hat, und den sie ihren Lesern mit viel Empathie nahe bringt.
Aus der Vielzahl der handelnden Personen und Schauplätze entsteht ein stimmiges, buntes Genrebild des Lebens am Hof. Das reicht von der Schilderung einiger Festlichkeiten über die Beschreibung des Parks von Versailles bis zur Verteilung von Räumlichkeiten im Schloß und zur Beschaffung einer Mahlzeit. Dabei hat man als Leser den Eindruck, dass hier gründlich und mit viel Detailfreude recherchiert wurde.
Unterhaltung auf hohem Niveau
Ich malte die Sonne II - Die Bedrohung ist ein Roman, der seinen Lesern entspannte Stunden bescheren kann, verbunden mit dem Abtauchen in eine nicht ungefährliche Glitzerwelt, voller Trug und Schein. Man muss den ersten Teil der Trilogie nicht gelesen haben, um sich im zweiten Teil zurecht zu finden. Aber wer den zweiten Teil liest, wird nicht zögern, sich auch den ersten zu beschaffen. Hier findet man gute Unterhaltung auf hohem Niveau. Glücklicherweise hat sich der Salonlöwe Verlag auch für eine andere Covergestaltung als beim ersten Band entschieden, so dass das Cover jetzt dem Inhalt des Romans weitaus eher gerecht wird.
Die Autorin hat das Buch mit einem interessanten Nachwort versehen, in dem sie noch einmal auf das Verhältnis von realer Geschichte und Fiktion eingeht. Dieses Nachwort sollte man sich nicht entgehen lassen. Sehr angenehm auch das Glossar am Ende des Buches. Alles in Allem ein gelungenes Rundum-Paket. Und ein Buch, das man gerne weiter empfiehlt.
Cornelia Mohrmann, Salonlöwe
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