Des Kaisers neue Braut
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2015
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- Gmeiner, 2015, Titel: 'Des Kaisers neue Braut', Originalausgabe
Attentat in Köln!
Man schreibt das Jahr 1235. Robert der Schmale und sein Freund, der Araber Osman, haben den beschwerlichen und abenteuerlichen Weg von Hildesheim nach Köln geschafft und treffen dort auf eine alte Bekannte von Robert: Augusta, die er einst auf dem Kinderkreuzzug kennen lernte, und wie es scheint, erfolgreich: In ihrer Begleitung ist ihre Tochter Adelinde, die Robert verdächtig ähnlich sieht. Robert und Osman ziehen zu den Frauen und bauen die alte Schmiede wieder auf, die ihnen ein Einkommen sichern soll.
Zur gleichen Zeit will der Kölner Domherr Konrad von Hochstaden Bischof in Köln werden, und am besten rückt man sich ins rechte Licht, indem man zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Dieser Moment scheint gekommen, als Isabella von England in Köln einzieht, um Kaiser Friedrich II. zu heiraten und neue Kaiserin zu werden. Was läge näher, einen Anschlag auf die neue Kaiserin in spe zu verüben? Oder besser, verüben zu lassen? Am besten durch die Hand eines Arabers, eines Feindbildes, und bezahlt der Domherr den Mörder Hartmuth, beim triumphalen Einzug Isabellas in die Stadt diese zu töten und als Attentäter wählen sie ausgerechnet Osman aus, der im Haus von Robert und Augusta mehr und mehr im Weg zu sein scheint. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Alte Bekannte
Peter Hereld lässt in seinem dritten Abenteuer um Robert und Osman seine beiden Protagonisten nach Köln kommen und dort direkt in die Arme von alten Bekannten laufen. Dabei ist vor allem Osman fasziniert von der Stadt Köln, oder Cölln, wie es seinerzeit hiess, hat er doch noch nie eine so grosse Stadt mit so hohen Häusern gesehen. Hereld beschreibt dies sehr anschaulich, und man kann Osman verstehen, dass ihm bei diesem Anblick zunächst der Mund offen stehen bleibt.
Während Robert seine Familie kennen lernt, schwenkt Hereld zum zweiten Handlungsstrang über, bei dem ein Anschlag auf die englische Prinzessin Isabella von England geplant wird, die sich auf dem Weg nach Köln befindet, um dort ihren künftigen Gatten kennen zu lernen und zu heiraten. Nachdem die Ehe genehmigt worden war, war Isabella mit großem Geleitzug von England über Antwerpen nach Köln gebracht worden, wo sie einen triumphalen Einzug hielt. Dies ist historisch belegt, und Hereld hält sich an die wenigen Fakten, die über dieses Ereignis bekannt sind. Das gibt dem Roman und der Handlung die Würze, in der man gut ein Attentat verstecken kann, was Hereld auch gerne tut.
Realer Handlungshintergrund
Hereld lässt den Leser an Isabellas Zweifeln teilhaben, ob die Heirat mit einem unbekannten Mann, zudem um zwanzig Jahre älter, sie glücklich machen werde. Doch der Einzug überzeugt sie von der Richtigkeit, und zu ihrer und des Volkes Freude liess sie ihren Schleier fallen, so dass alle von ihrer Schönheit überzeugt wurden und sie begeistert in Köln aufnahmen. Friedrich war nicht zugegen, aber Hereld beschreibt trotzdem einen bunten und begeisterten Empfang, bei dem bestimmt jeder gerne dabei gewesen wäre.
Während Robert sich in seine Familie einlebt, hat Osman zwar ein Auge auf Tochter Adelinde geworfen, sieht aber bald ein, nunmehr das überflüssige Rad am Wagen zu sein und macht sich über Nacht davon. Durch Zufall (der in diesem Roman des Öfteren vorkommt) wird er von Helmuth aufgegabelt, der ihn als Geisel nimmt, ihn aber nicht tötet, weil er ihn als Opfer braucht. Helmuth will Isabella töten und dies so aussehen lassen, als sei es Osman gewesen, womit man zugleich den Hass auf die Araber schüren kann eine Intrige des aufstiegsgeilen Domherrn. Helmuth ist gerissen und nicht dumm und weiß sich im finalen Endkampf durchaus zu behaupten, ein schwerer Fall für Osman und Robert.
Leichte Sprache
Neben den genannten Protagonisten spielt vor allem der Freund von Robert und Osman, Hannes, eine bedeutende Rolle. Alles in allem ist der Roman gut konstruiert und der reale triumphale Einzug Isabellas geschickt in die Handlung eingefügt. Peter Hereld versteht es, seine Leser an die Handlung zu fesseln, dabei vermeidet er allzu komplizierte Formulierung und besticht durch eine direkte, einfache Sprache, was aber durchaus nicht unpassend ist. Die teilweise wortwitzigen Geplänkel zwischen Osman und Robert kennt der geneigte Leser bereits aus den beiden Vorgängern des Romans und kann sich darüber amüsieren.
Ein kurzes historischer Nachwort und vor allem vier Kurzkrimis und eine Weihnachtsgeschichte um Robert und Osman, die zuvor bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden, ergänzen einen kurzweiligen Roman, der seine Leser zu unterhalten weiß und sie trotzdem auf eine interessante Geschichtsstunde mitnimmt, die nach hinten raus spannend ist und den Leser an die Lektüre fesselt. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht das letzte Abenteuer der beiden ungleichen Freunde ist und Hereld sie in absehbarer Zeit wieder in spannende Situationen schickt. Ein gelungener historischer Roman, lang genug für vergnügliche Stunden und kurz genug für kurzweilige Momente.
Peter Hereld, Gmeiner
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