Arnulf. Die Axt der Hessen
- Acabus
- Erschienen: Januar 2015
- 7
- Acabus, 2015, Titel: 'Arnulf. Die Axt der Hessen', Originalausgabe
Ein lebendiges Männerbuch aus der Zeit der Sachsenkriege
Seit Arnulfs Vater, der Jäger, auf einer Wolfshatz von Sachsen getötet wird, die ins Frankenland eingefallen waren, hasst der Junge die Heiden abgrundtief. Mutter und Stiefvater geben den 14jährigen zu einem verarmten Händler, der ihn hungern lässt und schikaniert. Baumeister Notker rettet Arnulf und bildet ihn zum Holzfäller aus. Arnulf verliebt sich Jahre später in dessen Tochter Hilde. Thegan, Paladin des hessischen Gaugrafen, rekrutiert Arnulf mit anderen Freiwilligen für eine Erkundungstour. Doch das ist eine Falle. Thegan will ihn aus dem Weg haben. Als er Arnulf danach wegen Hilde beleidigt, schlägt der ihn nieder und muss fliehen. Auf seiner Flucht rettet er zufälligerweise den Schreiber des Beraters von Karl dem Großen vor den Sachsen und steht dadurch unter dessen Schutz. In Zukunft wird Arnulf scheinbar zufällig an Orten sein, um wichtige Männer zu beschützen, sogar Karl den Großen während der Schlacht mit Herzog Widukind, dem Anführer der Sachsen. So beginnt seine Karriere als Axt der Hessen.
Eindeutig ein Männerbuch - das zeigt sich schon im ersten Satz, dem ersten Absatz. Focken lässt Arnulf heldenhaft in der Schlacht gegen die Sachsen 772 kämpfen. Wie es dazu kam, dass Arnulf einer der gefürchtetsten Krieger in Karls Heer - dem späteren Kaiser - wird, davon erzählt dieser Roman. Fockens Erstlingswerk hat seine Vorzüge. Er hält sich, so weit er kann, an historische Begebenheiten und haucht ihnen lebendigen Atem ein. Mit Arnulf hat er einen Protagonisten geschaffen, der vom Anti-Helden zum Helden wird. Europas Geschichte erzählt er aus der Sicht des kleinen Mannes, und das macht er gut. An seiner Seite streitet sein Gönner, der Gelehrte Einhard, der als Figur das aktuelle Geschehen am nördlichen Rand des Frankenreiches in europäische Bezüge setzt. Dazu gehört zu dieser Zeit schon die Auseinandersetzung mit Tassilo, dem bayrischen König.
In Wahrheit kam Einhard erst 794 an Karls Hof, doch auch das erklärt Focken im Nachwort.
Plastisches 8. Jahrhundert
Der Autor verwendet die alten Namen der Städte und Gegenden sowie einige althochdeutsche Begriffe. Dabei hält er das rechte Maß. Trotzdem fällt es auf den ersten Seiten etwas schwer, sich an die Diktion zu gewöhnen. Die verschiedenen Interessengruppen, die es damals gegeben hat, und zwar innerhalb der Verbündeten Karls genauso wie innerhalb der sächsischen Stämme, beschreibt er anschaulich. Er hat sich große Mühe gegeben, die Menschen von damals, ihre Lebensumstände und -gewohnheiten plastisch werden zu lassen. Dazu zählen auch die Schilderungen von Kämpfen und Schlachten. Aus dieser Zeit gibt es jede Menge Romane aus dem Angelsächsischen und Französischen. Focken zeigt deutsche und hessische Geschichte. Dafür ein großes Lob.
"Den heiligen Benedikt hat einmal ein junger Mönch gefragt, wer Gott am nächsten sei. Die Gänse hat er geantwortet ... Sie fliegen über den Himmel. Und manchmal klingt ihr Geschnatter wie ein zu lautes Gebet."
Welches ist der wahre Gott? Das war schon vor vielen Jahrhunderten eine große Streitfrage. Focken geht ihr insofern nach, da er überlegt, wie die Sachsen christianisiert wurden, welche Beweggründe es möglicherweise gab, dass Sachsen - Falen und Engern in dem Fall - auch freiwillig das Kreuz genommen haben. Er beschreibt anschaulich eine Zwangstaufe. Was wäre ein Buch für Männer ohne Kameradschaft, Freundschaft, Loyalität, ohne Intrigen, Machtgier, Eifersucht und Verrat? Ohne Kräfte messen. Von all dem gibt es reichlich. Einige Handlungen der Protagonisten sind vorhersehbar, was daran liegen mag, dass man vielleicht schon hunderte historische Romane gelesen hat.
Schade ist, dass der Autor Arnulfs Frauengeschichten so nebenbei und oberflächlich abhandelt. Hilde, die erste Liebe, vergisst er mit einem Satz. Ragla, ehemalige Gefährtin und emotionale Retterin in der Fremde könnte von ihm oder dem König schwanger sein, mit der Geisel Erika macht er ein paar Ausflüge und findet sie interessant, aber verliebt ist er nicht in sie. In der Hinsicht ist auch der Klappentext irreführend und spoilert einen Fakt, den es nicht wirklich gibt. Um Frauengeschichten geht es in dem Buch auch gar nicht, es hätte gewonnen, wenn er sie ersatzlos gestrichen hätte. Arnulf - Die Axt der Hessen ist ein Roman für alle, die lebendige Geschichte lieben. Im Dezember 2017 erscheint Band 2.
Robert Focken, Acabus
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