Die Morde der Hebamme

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  • Erschienen: Januar 2015
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  • , 2015, Titel: 'Die Morde der Hebamme', Originalausgabe
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Annette Gloser
731001

Histo-Couch Rezension vonMär 2015

Eine vielbeschäftigte Dame anno 1610

Luzia, die ehemalige Diebin, lebt im Jahr 1610 als geachtete Gattin eines Edelmannes und Gelehrten in Marburg. Aber ihre Abenteuerlust ist ungebrochen. Als sich der treusorgende Gatte auf eine Reise zum Sohn des brandenburgischen Kurfürsten begibt, langweilt sich Luzia fast zu Tode. Sie gewährt einem Holzschnitzer Obdach und lässt ihn das Haus ausschmücken. Und sie findet gemeinsam mit Schwägerin Magdalena einen weiteren Zeitvertreib: Das Tagebuch der Apothekersgattin Mechthild, die im vorhergehenden Band Die Huren des Apothekers ihr Unwesen trieb und der gerechten Strafe zugeführt wurde. Noch ahnt Luzia nicht, dass die Lektüre dieses Tagebuchs sie zu überraschenden Entdeckungen führen wird. Denn erst einmal muss sie sich um einen Schutzgelderpresser kümmern, der die Handwerker der Stadt terrorisiert.

Ehemann Lukas dagegen gerät Wegelagerern in die Falle. Ein hohes Lösegeld soll für ihn erpresst werden. Zu dumm, dass der brandenburgische Kurfürst die Zahlung desselben kategorisch ablehnt. Nun ist Lukas Leben keinen Pfifferling mehr wert. Aber Luzia wäre nicht Luzia, wenn sie den geliebten Mann so einfach in der Tinte sitzen lassen würde!

Drei rote Fäden

In diesem Roman hat Autorin Tatjana Stöckler gleich drei Handlungsstränge parallel laufen lassen. Zwei davon spielen in Marburg und betreffen zum einen den geheimnisvollen Erpresser, zum anderen das Tagebuch der Apothekersfrau Mechthild. Das dritte Thema ist die Reise des Astrologen Lukas ins Brandenburgische, samt Entführung. So wechseln Schauplätze und Protagonisten regelmäßig, was unterhaltsam und spannend ist. Die Autorin führt diese drei roten Fäden letztendlich gekonnt wieder zusammen und zum gewohnten Happy End. Insgesamt wird hier mit viel Spaß und Enthusiasmus erzählt, auch wenn die Autorin offenbar einen leichten Hang zu grausamen Hinrichtungen hat und diese gerne ausführlichst schildert.

Die Story ist modern gedacht und auch in moderner Sprache geschrieben, einfach und unkompliziert. Gelegentlich tauchen Redewendungen auf, die ganz sicher nicht in das Jahr 1610 gehören ( Kraft tanken zum Beispiel), aber das stört eigentlich nicht beim Lesen. Da man als Leser sowieso nicht das Gefühl hat, in eine andere Zeit einzutauchen, sondern eher die Position eines Beobachters aus der Ferne einnimmt, kann man mit Modernismen ganz gut leben.

Spannend, interessant und witzig

Magdalena und Luzia sind ein interessantes Gespann: Zwei scheinbar brave Mädchen mit Tiefgang, jede für sich mit ihrer ganz eigenen Aufmüpfigkeit. Sie sind auch die beiden Protagonistinnen, deren Charakter am stärksten von der Autorin ausgearbeitet wurde. Gatte und Bruder Lukas bleibt dagegen erstaunlich blass und auch andere Figuren im Roman sind eher flach. Allein Mechthild wird durch ihre eigenen Schilderungen im Tagebuch greifbarer und vielschichtiger. Nachdenklichkeit und große Gefühle sind vielleicht nicht die Stärken dieses Romans, dafür gibt es Action in beachtlicher Menge.

Nicht alles, was hier erzählt wird, scheint glaubwürdig. Zwar spielt dieser Roman zu Beginn des 17. Jahrhunderts, aber bei genauerer Betrachtung erscheinen doch viele Details wohl unwahrscheinlich und eher einem späteren Jahrhundert entsprungen. Wer glaubt, dass sich das Leben einer Dame in den besseren Kreisen tatsächlich so abgespielt haben könnte, dass das Alltagsleben tatsächlich so verlaufen sein könnte, der ist vermutlich auf dem Holzweg. Wenn man die Historie allerdings nicht auf die Goldwaage legt, so hat man hier einen spannenden, witzigen und interessanten Roman.

Gute Unterhaltung

Die Morde der Hebamme ist nunmehr der dritte Roman um die ehemalige Diebin Luzia. Es wäre sicher hilfreich, zuerst zumindest den vorhergehenden Band Die Huren des Apothekers gelesen zu haben, aber es ist nicht zwingend notwendig, um die Handlung zu verstehen.

Die Gestaltung des Covers passt gut zu den vorhergehenden Bänden und zum Inhalt des Romans. Wie immer liefert Tatjana Stöckler am Ende auch einen Hinweis auf einen Protagonisten, der tatsächlich gelebt hat. Ein Roman, den man nicht unbedingt für bare Münze nehmen sollte, der jedoch gute, spannende Unterhaltung zu bieten hat und der seine Leser zu fesseln versteht.

Die Morde der Hebamme

Tatjana Stöckler, -

Die Morde der Hebamme

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