Die Frauen der Rosenvilla
- Heyne
- Erschienen: Januar 2015
- 8
- Heyne, 2015, Titel: 'Die Frauen der Rosenvilla', Originalausgabe
Bittersüsse Zeitreise
Für Anna Kepler läuft es gerade gut: Sie eröffnet ihr zweites Schokoladengeschäft in Dresden und hat eben die Villa ihres Großvaters zurück gekauft. Den Garten will sie wieder so gestalten, wie er einst war: Als ein Rosenparadies. Bei den Pflanzarbeiten stößt sie auf eine geheimnisvolle Schatulle. Darin findet Anna eine ganze Reihe von Notizen, die ihr die Geschichte einer jungen Frau näher bringen, die einst in der Rosenvilla gelebt haben muss. Anna ist fasziniert, auch wenn die Notizen von Leuten erzählen, die sie nicht zuordnen kann. Anna fühlt sich zu der geheimnisvollen Emma hingezogen und beginnt, nach der Geschichte der Menschen zu forschen, die vor hundert Jahren in der Rosenvilla gelebt haben müssen. Dabei stößt sie auf Geheimnisse, die von der Familie sorgsam gehütet wurden. Durch die Recherchen von Anna wird auch die jeweilige Geschichte von Emma, Helene und Charlotte aufgezeigt, die alle eine tiefe Verbindung zur Rosenvilla haben. Die verschiedenen Schicksale weisen mehr Gemeinsamkeiten auf, als zunächst sichtbar ist. Anna muss erkennen, dass die Geschichte der Rosenvilla auch auf ihr eigenes Leben Einfluss hat.
Viele Zeitsprünge
Es ist faszinierend, welches feine Muster die Autorin Teresa Simon mit den verschiedenen Schicksalen webt. Allerdings nutzt sie dazu das Mittel der Zeitsprünge. Das alleine wäre kein Problem, doch setzt sie diese Zeitsprünge etwas zu oft und abrupt ein mal ist das Jahr 2013 Schauplatz, dann 1892, 1900, 1913, 1923, 1938& Damit ist es nicht immer ganz einfach, sich in den neuen Erzählteil einzufinden, zumal der alte nicht abgeschlossen ist und man meist nicht ganz bereit ist, davon schon loszulassen. Dennoch es täte der Geschichte gut, die so plötzlichen Wendungen etwas sanfter einzubinden. Besonders, da die verschiedenen Zeitsprünge in einer nicht immer ganz nachvollziehbaren zeitlichen Abfolge geschehen.
Die Welt der Schokolade
Dass die Autorin sich intensiv mit der Geschichte der Schokolade auseinander gesetzt hat, wird an verschiedener Stelle deutlich. Ihre Schilderungen vermögen die Geschmacksnerven zu kitzeln und wecken die Lust darauf, ein Stück Schokolade im Munde zergehen zu lassen. Ebenso so sinnlich beschreibt Teresa Simon die Welt der Rosen. Die Kombination der beiden Sinneseindrücke macht den Roman zu etwas Besonderem, das auch neben der eigentlichen Geschichte durchaus lesenswert ist. Sehr gut aufgefangen hat Teresa Simon die verschiedenen wirtschaftlichen Hochs und Tiefs, die der Schokoladenmanufaktur immer wieder zugesetzt haben. Ohne sich dessen richtig bewusst zu werden, erfahren die Leserinnen und Leser, wie es in den jeweiligen Epochen sei es nun das spätere 19. Jahrhundert, die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg oder der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu und her ging, mit welchen Problemen sich die Menschen gerade beschäftigten und welche Schwierigkeiten den Fabrikanten entgegen schlugen.
Nicht ganz ausgereift
So vielfältig die Rosenvilla-Geschichte ist, es hapert schließlich an einigen kleinen Details, dass der Roman es nicht ganz ins Spitzenfeld schafft. So wird der Zufall etwas gar strapaziert, damit die Geschichte aufgeht. Das ist sehr bedauerlich, denn so spannend die einzelnen Schicksale sind, so feinfühlig die Erzählungen daher kommen, so überdehnt wirkt der Plot, wenn der Zufall mal wieder Regie führt. Auf jeden Fall aber hat Teresa Simon viel Potenzial und weiß durchaus, wie man eine komplexe Geschichte erzählen kann, ohne dass man das Publikum langweilt. Sie kann auch viel Atmosphäre schaffen und einen wundervollen Einblick in die Welt der Schokolade geben. Wer bei diesem Roman niemals in Versuchung kommt, ein Stück Schokolade in den Mund zu schieben, mag entweder keine Schokolade oder hat sich der sinnlichen Verlockung ganz verschlossen.
Teresa Simon, Heyne
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