Ein letzter Tanz
- Pendo
- Erschienen: Januar 2014
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- Pendo, 2014, Titel: 'One Last Dance', Originalausgabe
Die Folgen einer falschen Entscheidung
Was, wenn der Mann meiner Träume mich heiratet, aber eigentlich meine Schwester liebt. Esme muss sich genau mit dieser Frage auseinander setzen. Denn ihr Glück über die Heirat mit dem liebenswürdigen Rosindell-Erben Devlin wird von einer Bemerkung Camillas überschattet, dass er zuerst sie heiraten wollte, von ihr aber einen Korb bekommen hat. Esme, die schon immer darunter litt, dass Camilla nicht nur die hübschere der beiden Schwestern war, sondern auch von allen vorgezogen wurde, kann den Gedanken kaum ertragen, nur zweite Wahl zu sein. Devlin gelingt es, seiner jungen Frau die Ängste zu nehmen. Er ist zudem bereit, alles dafür zu tun, um das Familienerbe Rosindell zu erhalten. Seit er aus dem Ersten Weltkrieg nach Devon zurückgekehrt ist, trägt er den Gedanken an einen Neubau für seine Familie in sich. In einer schwachen Minute erliegt Devlin trotz allem Camillas Charme. Esme erfährt davon und verlässt mit den beiden Kindern ihren Mann und Rosindell. Erst da wird Devlin deutlich, dass er seine große Liebe aufs Spiel gesetzt hat. Doch Esme lässt ihn nicht mehr an sich heran. Als im Zweiten Weltkrieg Soldaten im herrschaftlichen Rosindell einquartiert werden, die das Gebäude nahezu zerstören, scheint Devlin alles verloren zu haben, was ihm etwas bedeutet.
Vielschichtiger Roman etwas zu vielschichtig
Judith Lennox ist dafür bekannt, dass ihre Romane auf mehreren Ebenen angesiedelt sind, die verschieden ineinander hinein greifen. Das ist auch bei Ein letzter Tanz nicht anders. Es ist ein vielschichtiger Roman vielleicht sogar eine Spur zu vielschichtig. Das Lesen ist nicht immer nur Genuss, es ist manchmal auch eine Geduldsprobe. Die verschiedenen Aspekte fordern viel Konzentration und das Konstrukt, das Judith Lennox rund um Esme baut, steht manchmal auf etwas wackligen Beinen. Es dauert, bis die Leserinnen und Leser sich mit allen Verwicklungen und Charakteren vertraut gemacht haben. Dafür ist es dann gut. Denn die Autorin verzichtet darauf, ihre Charaktere im Laufe der Zeit eine Metamorphose erleben zu lassen. Wer am Anfang gut ist, wird auch zum Schluss gut sein und umgekehrt. Dass sich das nicht negativ auf die Spannung legt, ist einzig dem Erzähltalent der Autorin zuzuschreiben. Man möchte wissen, wie sich die Geschichte entwickelt, auch wenn von Anfang an klar ist, wo die Sympathien angesiedelt sein müssen und bei wem auf keinen Fall.
Nebenschauplatz Weltkriege
An sich erzählt Judith Lennox eine Familiengeschichte. Doch durch das Zeitraster, in dem die Geschichte angesiedelt ist, wird es quasi automatisch das Portrait einer Gesellschaft, die sich mit zwei Weltkriegen konfrontiert sieht, und in diesen Jahren eine enorme Verwandlung erlebt. Die Autorin macht das Grauen des Kriegs erlebbar, zeigt Nebenschauplätze wie etwa die Einquartierungen auf und schildert, mit welchem Lebenshunger die Menschen versuchen, das erlebte Grauen zu verscheuchen. Sie erzählt auch von Loyalität gegenüber dem Familienbesitz, von Träumen und Sehnsüchten, die unerfüllt bleiben und von Verrat. Die Mischung ist reichhaltig und es fehlt kaum ein Aspekt. Dadurch wird das Ganze aber auch schwerfällig und langatmig. Manchmal wünschte man sich, Lennox könnte sich entscheiden, die eine oder andere Szene zu kürzen oder wegzulassen, da sie im eigentlichen Verlauf der Geschichte kaum fehlen würde.
Suche nach dem Glück
Wie bei Judith Lennox gewohnt, sind ihre Protagonisten stets auf der Suche nach dem Glück, das doch eigentlich greifbar vor ihnen liegen würde. Das ermüdet etwas. In ihren bisherigen Romanen konnte die Autorin jeweils einige überraschende Wendungen einbauen, die dieser Ermüdung entgegen wirkten - diese fehlen hier fast vollständig. Dennoch lohnt es sich, durchzuhalten und die Geschichte bis zum Schluss auf sich wirken zu lassen. Die Autorin versöhnt zwar nicht mit allen Gegebenheiten, aber sie bietet eine Fülle von Informationen, die dem Leser die Chance geben, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Den Lennox-Fans wird ein solider Roman ihrer Autorin geboten. Er ist zwar nicht ihr bestes Werk, aber er reiht sich nahtlos an die andere Werke aus ihrer Feder an.
Judith Lennox, Pendo
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