Das Nordseegrab
- Fischer
- Erschienen: Januar 2015
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- Fischer, 2015, Titel: 'Das Nordseegrab', Originalausgabe
Der nächste Dichter ermittelt
Husum, 1843. Der junge Theodor Storm hat gerade angefangen, als Anwalt seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch neben seinem einflussreichen Vater Johann Casimir Storm gibt es bereits zwei weitere Anwälte in der kleinen Stadt an der Nordsee, die eher für ihre Beschaulichkeit bekannt ist. Als Storm den jungen Schreiber Peter Söt einstellt, ändert sich jedoch das ruhige Leben in Husum grundlegend. Zunächst taucht eine blutende Wachsfigur im Lagerhaus von Storms Vater auf, die diesem noch dazu verblüffend ähnlich sieht. Kurz darauf gibt es sogar eine echte Leiche, ein angesehener Kaufmann wird bei einem Pfingstausflug ermordet.
Es kommt zu Überfällen und Schlägereien und offenbar hat der Untergang der Hesperus vor drei Jahren irgendwie mit den Ereignissen zu tun. Damals starben alle an Bord des Schiffes befindlichen Personen. Während Storm sich zunehmend auf den ersten Auftritt seines von ihm geleiteten Chores im Rathaus der Stadt vorbereitet, stellt sich mehr und mehr die Frage, welches Geheimnis Peter Söt umgibt?
Gewinner des Theodor-Storm-Preises 2014
Tilman Spreckelsen liefert einen spannenden ersten Auftritt des im Jahre 1843 noch unbekannten Dichters Theodor Storm. Storm ist kein Student mehr, steht vielmehr am Anfang seiner beruflichen Laufbahn und hat seine große Liebe, seine Cousine Constanze (Heirat 1846, es folgen sieben Kinder), noch nicht entdeckt. Dafür vertritt er als junger Advokat verschiedene Mandanten, baut einen Chor auf und ist mehr als einmal auf seinen neuen Schreiber Peter Söt angewiesen.
"Der arme Lüdersen wird ermordet, praktisch vor meinen Augen, und vom Mörder fehlt jede Spur. Auf dem Pfingstmarkt wird ein Lichtbild mit acht Porträts ehrenwerter Bürger gezeigt, und der Besitzer der Bude schwört Stein und Bein, dass er es noch nie gesehen hat und nicht weiß, wie es in seinen Schaukasten kommt. Mein Klient ist immer noch in Haft und lügt mich an oder schweigt beleidigt. Und mein Schreiber wird am helllichten Tag grün und blau geprügelt pardon, ich meine, er ist bös gestürzt."
Söt wurde in Westfalen geboren, arbeitete zuletzt in Plön und verließ den Ort fluchtartig, nachdem sich sein letzter Arbeitgeber erhängt hatte. Söt, der Ich-Erzähler (!) der Geschichte, war hieran nicht gänzlich unbeteiligt und dient einem geheimnisvollen Meister. Sein aktueller Auftrag lautet, über Storms Aktivitäten zu berichten.
Zunächst gibt es zahlreiche Verwirrungen, die ihr Ziel erreichen und den Leser irritiert zurücklassen. Erst kurz vor Schluss führt der Autor die Ereignisse zusammen, wobei das Finale nicht jedem gefallen dürfte. Seis drum: Das Nordseegrab ist eine kurzweilige Unterhaltung mit raffiniertem Spannungsbogen. Gerne hätte das historische Flair intensiver sein dürfen, aber anhand des begrenzten Seitenumfangs von rund 250, noch dazu großzügig gedruckten Seiten, geht dies so in Ordnung. Autoren wie Tom Wolf zeigen allerdings, wie es eindringlicher und besser geht, aber für den Start einer Reihe &
Husum und seine Umgebung werden sehr gut beschrieben. Wer den Ort einmal besucht hat, wird vieles wiedererkennen und so darf man zugreifen; Idealerweise wenn man an der Nordsee Urlaub machen möchte. Die Idee, einen bekannten deutschen Dichter ermitteln zu lassen, ist freilich nicht neu. Allein Frank Goyke schickte mit Theodor Fontane und Fritz Reuter bereits zwei Kollegen ins Rennen.
Tilman Spreckelsen, Fischer
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