Die Ehre der Legion
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- Erschienen: Januar 2015
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- , 2009, Titel: 'Wounds of Honour', Originalausgabe
Spione am Hadrianswall
Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus. Die Römer haben die britische Insel besetzt und hoch im Norden einen Wall gebaut, den Limes. Er grenzt die Römer von den dort hausenden Barbaren ab, die immer wieder gegen die römischen Besatzer aufbegehren. Zu den dort stationierten Legionen wird Marcus Valerius von seinem Vater gesandt.
Doch Valerius ist nicht freiwillig hier. Sein Vater wurde von Kaiser Commodus zum Tode verurteilt, was immer die ganze Familie mit einschliesst. Durch Freunde konnte Marcus immerhin ans Ende des Imperiums gelangen, damit er hier unter falschem Namen untertauchen kann und eines Tages den Namen seiner Familie wieder reinwaschen kann.
Doch zunächst muss sich Marcus in seiner Legion durchsetzen. Direkt als Adliger als Zenturio eingesetzt, macht ihn das bei seiner Truppe nicht unbedingt beliebt. Doch durch ein paar geschickte Schachzüge steigt seine Legion unter seinem Kommando bald von der schlechtesten zur besten im Heer auf, was natürlich Aufmerksamkeit auf ihn lenkt. Und natürlich verliebt er sich in die Frau eines anderen Zenturios - und sie in ihn. Während die Römer sich in Stellung bringen, bieten die Barbaren ein Heer auf, dem die Römer nicht gewachsen zu sein scheinen...
Eine neue Reihe
Der englische Autor Anthony Riches beginnt mit Die Ehre der Legion einen neue Reihe an historischen Romanen, die im antiken Römischen Reich, hier allerdings auf der britischen Insel spielen. Das ist geschickt gewählt, denn alle bisherigen Reihen aus dieser Zeit spielen mehr auf dem Kontinent oder mal ausnahmsweise am Hadrianswall, aber eine komplette Serie war hier bislang nicht angesiedelt. Da es bislang neun Bände gibt, gibt es wohl auch genügend zu erzählen.
Zu Beginn des Romans ist es noch nicht immer klar zu erkennen, wer auf Marcus' Seite ist und wer nicht, wer von seiner Identität weiß und wer nicht und wer ihn vielleicht lieber mit einem Schwert zwischen den Rippen sehen würde. Intrigen gibt es allerorten, und so ist der Beginn doch recht verwirrend geraten, ehe sich nach ungefähr einem Drittel endlich der düstere Himmel über Britannien aufklärt und der Leser die Grundstruktur der Romanreihe erfasst hat.
Durchwachsener Start, starker Rest
Doch dann geht es furios weiter. Marcus behauptet seinen Platz in der Legion und macht sich als Zenturio direkt einen Namen, indem er auch einem Zweikampf nicht aus dem Wege geht. Er mischt die korrupte Wäscherei auf und macht seine Neunte Legion von einem Haufen unwilliger Waschlappen zur durchtrainiertesten und schlagkräftigten aller Legionen. Das ist ein toller Aufstieg und man liest ihn gerne, zumal er mit einer schönen Prise Humor durchzogen ist.
Marcus Sternstunde schlägt, als er mit seiner Legion unterwegs ist und er eine Frau aus einer Hütte befreien kann, die, so stellt sich heraus, die Frau eines anderen Zenturios ist, vor diesem aber wegen seiner Brutalität geflohen ist. So wurde sie von den Barbaren aufgegriffen und hier eingesperrt. Bei näherer Betrachtung stellt sich dieses Haus und seine Umgebung als Vorratskammer für die Barbaren heraus, und Marcus lässt Haus, Vorräte, Vieh und alles drumherum kurzerhand verbrennen, um den Barbaren zu schaden. Leider sind die Flammen meilenweit zu sehen und die Barbaren nicht so weit entfernt wie gehofft, und das mit sinkender Laune...
Marcus Legion macht einen guten und mutigen Eindruck, und so hat er bei den wichtigen Vorgesetzten direkt einen Stein im Brett. Ob das so klug ist, wo man doch inkognito bleiben wollte, wird sich zeigen. Anthony Riches hat Spaß am Erzählen, und diese Freude überträgt sich auf den Leser, der einen gut recherchierten Roman vorgelegt bekommt, der sowohl durch seine Geografie als auch durch seine Sitten und Gebräuche des Heeres und der Taktiken in den Schlachten dem Leser schöne Lesestunden beschert. Fast mag man den Dreck schmecken, das geronnene Blut und das schlechte Wetter in der Nase wahrnehmen, hier hat der Autor gute Arbeit geleistet und schafft es, den Leser in das 2. Jahrhundert zu entführen.
Alte Strukturen im erfreulich neuen Gewand
Wer der Drahtzieher im Hintergrund ist oder auch nicht, soll hier natürlich nicht verraten werden, aber dass es am Ende auf Verrat hinausläuft, dürfte keine Überraschung sein. Mit Die Ehre der Legion liegt dem Leser ein Roman vor, der der Erste einer Reihe ist und der natürlich seinen Helden strahlen und verletzt sein lässt. Das Personal für künftige Romane wird vorgestellt, seine Vorgesetzten, sein "Team" um sich herum, seine Legion, sein Einsatzort und natürlich "die Frau", Felicia, unerlässlich, gutaussehend, willig und doch irgendwie allem im Weg. Die Konstellation an sich ist nichts neues, aber die Umstände, und so wird man sich auf weitere Abenteuer von Marcus freuen - wenn der Verlag durchhält.
Ein dreiseitiges Nachwort ist neben einer Karte des Hadrianswalls leider die einzige Beigabe zu dem Roman. Man hätte sich ein Personenverzeichnis gewünscht oder eine Tabelle der römischen Ränge, die ungeübte Leser verwirren können. Nach einigem Geplänkel nimmt der Roman ab dem zweiten Drittel Fahrt auf und ist fast nicht mehr zu bremsen, auch wenn der Autor neben Patrouillen und Kämpfen immer wieder ruhige Momente einflicht.
Eine auch sprachlich erfrischende neue Reihe, die Freunden von Romanen aus dem Alten Rom Spaß machen dürfte und für Neulinge in dieser Zeit einen schönen, wenngleich schonungslosen Einblick in die Zeit bringen. Bleibt zu hoffen, dass der hohe Unterhaltungswert gehalten werden kann. Weiter so.
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