In unseren grünen Jahren

  • Aufbau
  • Erschienen: Januar 1996
  • 2
  • Aufbau, 1979, Titel: 'En nos vertes années', Originalausgabe
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Almut Oetjen
921001

Histo-Couch Rezension vonJan 2007

Vom Erwachsenwerden im Krieg

In unseren grünen Jahren, der zweite Band der Reihe Fortune de France, setzt die Geschichte der Familie de Siorac zur Zeit der Hugenottenkriege fort. Der erste Band endet mit dem Aufbruch Pierre de Sioracs, seines Halbbruders Samson und seines Dieners Miroul nach Montpellier. Die Fortsetzung umspannt den Zeitraum von Sommer 1566 bis zur Rückkehr der drei Freunde nach Montpellier kurz nach der "Michelade", dem Massaker von Nîmes im September 1567.

Pierre, Samson und Miroul treffen während ihrer Reise auf den Baron Caudebec und eine Pilgergruppe. Caudebecs argwöhnischer Beichtvater misstraut Pierre, hält ihn für einen Ketzer. Hieraus entwickeln sich einige dramatisch-komische Szenen.

In Montpellier kommen die drei Freunde bei Pierres Onkel, dem Apotheker Meister Sanche unter. Pierre beginnt sein Medizinstudium, nicht ohne Schwierigkeiten. Er lässt sich auf eine Liaison mit Madame de Joyeuse ein, die ihm auch im Moment der Gefahr nützlich ist. Wegen eines Grabraubes und zweier Skandale muss er Montpellier verlassen und begibt sich mit Samson und Miroul nach Nîmes, gerade als sich dort einmal mehr die Gewalt entlädt.

Studenten leben, Nachbarn töten Nachbarn

Pierres Zeit als Student bestimmt In unseren grünen Jahren. Der Roman beschreibt, wie das Studium und seine Rahmenbedingungen aussehen. Die Leser erfahren manches über Naturheilmittel der Zeit und lernen Tischsitten kennen: so wird beim Essen schon mal über die Beschaffenheit von Kot und deren medizinische Aussagefähigkeit diskutiert. Das Studium und die vielfältigen Freizeitgestaltungen überdecken aber nicht, dass die Menschen in ständiger Angst vor Übergriffen leben, es herrscht eine (latente) Atmosphäre der Gewalt.

Andere Orte, die gleichen politischen Probleme

Die wichtigsten Handlungsorte sind Montpellier und Nîmes. Von den politischen Bedingungen des zweiten Hugenottenkrieges (1567-1568) erfahren wir am Rande, oft durch kurze Hinweise, da wir hier auf Pierres jugendliche Sicht der Dinge angewiesen sind. Pierre erzählt nicht mehr auf überwiegender Grundlage der Aufzeichnungen seines Vaters, sondern sehr viel unmittelbarer.

Besonders intensiv beschreibt Merle zwei Ereignisse: das rücksichtslose Vorgehen der katholischen Kirche gegen "Ketzer" in Montpellier, einen Prozess, Folter, die Hinrichtung eines Menschen durch Feuer, die Blutgier des Pöbels; die Wirren der "Michelade", die Metzelei von Nîmes, gewalttätige Ausschreitungen von Hugenotten gegen Katholiken, die Blutgier des Pöbels.

Robert Merle ist mit In unseren grünen Jahren ein spannender und intelligenter historischer Abenteuerroman über den Hugenotten Pierre de Siorac gelungen. Er zeichnet ein faszinierendes Zeitbild und erhält durchgehend die Aufmerksamkeit der Leser. Der zweite Band ist eine hochwertige Fortsetzung der Reihe.

 

In unseren grünen Jahren

Robert Merle, Aufbau

In unseren grünen Jahren

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