Die Salbenmacherin
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2015
- 2
- Gmeiner, 2015, Titel: 'Die Salbenmacherin', Originalausgabe
Ein Leben in der Fremde
Olivera ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie im Jahre 1408 in Konstantinopel. Dort lernt sie einen Kaufmann kennen, der mit ihrem Vater Geschäfte macht. Laurenz gefällt ihr vom ersten Augenblick und es braucht nicht viel, den Vater zu überzeugen, dass genau Laurenz ihr Ehemann werden muss. So macht sich Olivera auf den weiten Weg nach Tübingen, die Heimat ihres Gatten. Dieser jedoch hat ein düsteres Geheimnis, welches er um keinen Preis preisgeben will. Schon bald wird das Leben für Olivera anders, als sie es sich vorgestellt hat. Was verbirgt ihr Mann? Womit handelt er wirklich?
Nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint
Mit Die Salbenmacherin entführt die Autorin Silvia Stolzenburg ein weiteres Mal ihre Leser ins ferne Mittelalter, überwiegend nach Tübingen. Sie gibt wunderbare Einblicke in das Leben dieser Zeit, erzählt vom Leben der Menschen, von ihrem Glauben und von ihrem Handwerk. Ihr Erzählstil ist dabei facettenreich und bildhaft. Schnell entstehen Bilder im Kopf, die einem den Weg mit Olivera gemeinsam gehen lassen. Am Anfang der Geschichte ist das Mädchen noch ein verliebter Teenager, die erst nach und nach aus ihren Träumen erwacht und zu einer jungen Frau wird, die feststellen muss, einige falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Glaubhaft erzählt die Autorin, was in Olivera vorgeht und wie sie damit umgeht, das Beste aus ihrer Situation zu machen.
Ist Laurenz in Konstantinopel noch der Mann ihrer Träume, so geht doch langsam eine Wandlung mit ihm vor. Erst einmal im Alltag angekommen, sieht es schon ganz anders aus, nur das Olivera sich die Veränderung ihres Gatten nicht erklären kann. Laurenz wird launisch und auch aggressiv. Für Olivera ein Rätsel, der Leser jedoch bekommt die Wandlung von Laurenz hautnah mit und auch das warum. Ein bisschen zum Gruseln ist die Erklärung schon, aber auch sehr spannend und vor allem interessant. Die Handlungsstränge um Olivera und Laurenz wechseln sich ab, sodass dem Leser nichts entgeht.
Allein in der Fremde
Das Leben in Tübingen, also für Olivera in der Fremde, schildert Stolzenburg glaubhaft. Es ist nicht einfach, für eine Fremde dort heimisch zu werden. Die Damen der Stadt legen ihr jede Menge Steine in den Weg und akzeptieren sie nicht so einfach. Dann geschehen auch noch seltsame Dinge, immer wieder verschwinden Menschen. Schnell macht es die Runde, ein Dämon treibe sein Unwesen, da ist so eine Fremde ja die perfekte Zielscheibe und Laurenz ist in dieser Zeit keine wirkliche Hilfe. Olivera muss allein mit ihren Ängsten und Zweifeln fertig werden. Die Autorin schildert die Ereignisse glaubwürdig und detailgetreu. Es macht Spaß zu lesen, wie die Menschen lebten und auch von ihren Ängsten zu lesen. Am Anfang geht es schnell los und man ist mitten im Geschehen, dann nimmt das Tempo etwas ab und wird ruhiger. Es wird von dem Leben dieser Zeit erzählt. Zum Ende hin wird es jedoch noch einmal rasant. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich und dann ist dieser Teil auch schon zu Ende, aber auch ist von Anfang klar, es handelt sich hier nicht um ein einzelnes Buch. Band 2 ist schon in Arbeit und so kann man sich auf ein Wiedersehen mit Olivera freuen und erfährt, wie es mit ihr weitergeht. Man darf gespannt sein, wie die Protagonisten sich weiter entwickeln werden.
Schöne Aufmachung
Die Aufmachung dieses Romans ist für den Verlag eher ungewöhnlich, bei der Salbenmacherin handelt es sich um ein Hardcover, sogar mit Lesebändchen. Das Cover ist zwar direkt auf den Buchrücken aufgedruckt, liegt aber trotzdem gut in der Hand. Das Bild selber passt wunderbar zu der Geschichte zwischen den Buchdeckeln. Das Mädchen könnte durchaus Olivera sein und die Stadt im Hintergrund Tübingen. Allerdings ist der Buchtitel vielleicht ein bisschen unglücklich gewählt. Hinter diesem Titel vermutet man eben eine Salbenmacherin, aber eigentlich liegt das Hauptaugenmerk der Protagonisten im Handel. Olivera stellt zwar auch Salben her, aber eben nicht so vordergründig. Ein kurzes Nachwort klärt noch Fiktion und Wahrheit und eine Bibliografie sorgt am Ende dafür, vielleicht selbst einmal das eine oder andere Buch zu diesem Thema zu lesen.
Silvia Stolzenburg, Gmeiner
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