Die Dame im Schatten

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Gmeiner, 2015, Titel: 'Die Dame im Schatten', Originalausgabe
Die Dame im Schatten
Die Dame im Schatten
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Jörg Kijanski
701001

Histo-Couch Rezension vonAug 2015

Kurzweilig und interessant, mitunter etwas spannungsarm

Juli 1866. Die Schlacht von Königgrätz nähert sich ihrem Finale und mittendrin befinden sich Julius Bentheim und Albrecht Krosick. Beide werden verletzt und haben es ihrem Freund und Mentor, dem Berliner Kriminalkommissar Gideon Horlitz, zu verdanken, dass sie nach Hause zurückbeordert werden. Schon bei früheren Ermittlungen halfen die beiden Studenten dem Ermittler, der nun von höchster Stelle mit einem brisanten Fall beauftragt wurde. Seit geraumer Zeit machen Juwelendiebe die Stadt unsicher und haben es dabei vor allem auf ägyptischen Schmuck abgesehen. Horlitz darf eine Ermittlungseinheit zusammenstellen und denkt dabei an seine Freunde, zumal Julius Frau Filene in höchsten Umständen ist. Gemeinsam macht sich das Trio auf die Suche nach der Diebesbande und lernt dabei eine geheimnisvolle Frau kennen, zu der sich Krosick prompt hingezogen fühlt. Doch können sie ihr trauen? Welche Rolle spielt zudem Veysel Al-Hokra, der Sonderbeauftragte des Khediven und welches Interesse hat der osmanische Vizekönig an preußischen Banden? Die Sache drängt, denn König Wilhelm I. sowie Ministerpräsident Otto von Bismarck wollen die Diebstahlserie gelöst sehen&

Sympathische Figuren, abwechslungsreiches Stimmungsbild der damaligen Zeit

Zunächst befinden sich die beiden Helden wider Willen, Julius und Abrecht, mitten im Deutschen Krieg, wo preußische Truppen vor allem auf das Heer der Österreicher treffen. Am Ende der Schlacht, an der 400.000 Menschen beteiligt sind, sind 7.500 Soldaten gefallen, genauso viele werden vermisst und Julius fehlen zwei Finger seiner linken Hand.

 

"Irgendwo da drüben, am anderen Ufer der Bistritz, da steht der Feind. Vielleicht ein Sachse, vielleicht ein Bayer, vielleicht ein junger Österreicher. Er kennt uns nicht, und wir kennen ihn nicht und dennoch werden wir aufeinander anlegen und zielen, einfach weil es einer alten Kriegsgurgel in Preußen danach gelüstet."

"Es macht keinen Unterschied, Julius, ändern wird es nichts. Verwirf die üblen Gedanken. Mach es wie ich: Lebe! Lebe im Hier und Jetzt. Denke nicht an morgen oder gestern. Lebe einfach!"

"Du meinst: Überlebe!"

 

Zurück in Berlin gilt seine Sorge der hochschwangeren Filine, die ihren Sohn erwartet. Bis dahin ermitteln Julius und Albrecht gemeinsam mit Gideon Horlitz und lernen dabei die titelgebende Dame im Schatten kennen. Das Berlin der Bismarck-Ära wird von Autor Armin Öhri gelungen in Szene gesetzt und auch der Bezug zu Ägypten hält interessante Informationen über Land und Politik bereit.

Mit einem Einbruch in das Neue Museum beginnt für Julius sein neuestes Abenteuer, bei dem er prompt von dem gesuchten Einbrecher niedergeschlagen wird. Die Ermittlungen führen die Freunde zu Wilhelm I., Otto von Bismarck und zu dessen Generalfeldmarschall Graf von Roon. Neben dem schon erwähnten osmanischen Vizekönig, Ismail Pascha, bekommen weitere Persönlichkeiten der damaligen Zeit ihren Auftritt wie beispielsweise der bekannteste Bühnenzauberer des 19. Jahrhunderts, Samuel Bellachini. So lernt man viel über Zeit und Menschen und wer sich für die Ära Bismarcks (Preußens) oder die Geschichte Ägyptens interessiert, erhält hier durchaus vielseitige Anregungen.

 

"Wenn Sie hier im Nil planschen, passiert es zuweilen, dass sich mikroskopisch kleine Fische in Ihre Badekleidung verirren. Wenn Sie noch mehr Pech haben, geraten diese Fische in Ihre Harnröhre und schwimmen sie hinauf. Und wenn Sie völlig von jeglichem göttlichen Beistand verlassen sind, nisten sich die Viecher bei Ihnen ein und wachsen zu schmerzvoller Größe an. Da kriegt das Wort Fischreuse schnell eine ganz andere Bedeutung, was?"

 

Insgesamt ist Die Dame im Schatten eine kurzweilige und durchaus gefällige Geschichte, gäbe es da nicht ein paar Winzigkeiten, die unangenehm aufstoßen. Julius wird als Tatortzeichner benannt, zeichnet aber gar nicht. Genauso wenig hat Albrecht, angeblich Fotograf, jemals eine Kamera zur Hand. Weder anlässlich der späteren Geburt des Kindes von Julius noch bei einer gemeinsamen Reise nach Ägypten (dort findet das Finale statt) wird ein einziges Foto geschossen. Natürlich ist dies unproblematisch und eigentlich nicht bemerkenswert, aber warum erwähnt dann der Autor wiederholt den "Tatortzeichner" und den "Fotografen"? Von der geheimnisvollen Dame, die von sich aus Kontakt zur Polizei sucht, erhalten die Ermittler wichtige Hinweise auf die gesuchte Diebesbande. Später gibt ein abgefangenes Telegramm den entscheidenden Hinweis. Kann man machen, aber ein Ermittlungserfolg, basierend auf eigenen Anstrengungen und weniger dank "Kommissar Zufall", wäre auch schön gewesen. So ergeben sich die Spuren meist beiläufig, was den Spannungsbogen der Geschichte leider nie in erwähnenswerte Höhen treibt. 

Die Dame im Schatten

Armin Öhri, Gmeiner

Die Dame im Schatten

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