Ein Kardinal vor La Rochelle
- Aufbau
- Erschienen: Januar 2001
- 2
- Aufbau, 1999, Titel: 'La Gloire et les périls', Originalausgabe
Hervorragend recherchiert und amüsant erzählt - die letzte Schlacht der Hugenotten!
Frankreich, im Jahre des Herrn 1627: nach der überstandenen Belagerung der Insel Ré gibt es nunmehr nur noch ein Hindernis, das dem Frieden in Frankreich im Wege steht. Die Stadt La Rochelle, letzte Hochburg der Hugenotten, rebelliert gegen ihren König und hofft auf Unterstützung aus dem protestantischen England in Gestalt des Lord Buckingham, der mit Ludwig XIII. noch eine Rechnung offen hat. Vor der Stadt lagert das französische Heer, und Kardinal Richelieu betreibt fieberhaft den Aufbau eines Deichs und einer schlagkräftigen Flotte. Inmitten der Geschehnisse lebt und liebt Pierre-Emmanuel de Siorac, Graf von Orbieu, der wieder einige gefährliche Aufträge für König und Kardinal erledigen muss.
Band 11 der Fortune-de-France-Reihe schildert wieder einen Höhepunkt der Glaubenskriege: die Belagerung von La Rochelle. Sie stellt das vorläufige Ende der französischen Hugenotten als Machtfaktor in Frankreich dar. Über die Bartholomäusnacht und das Edikt von Nantes haben die religiösen Auseinandersetzungen schließlich zu diesem finalen Aufeinandertreffen geführt. Und Pierre-Emmanuel de Siorac, der in zweiter Generation von den Geschehnissen erzählt, knüpft dieses Mal ernsthafte romantische Bände.
Historie und Spannung - das schließt sich nicht aus!
Nachdem der letzte Band Lilie und Purpur bis zur Belagerung der Insel Ré etwas gemächlicher daher kam, bietet die Schlacht um La Rochelle den perfekten Boden für eine von Anfang bis Ende spannende Geschichte. Der historisch informierte Leser, der das Ende der Belagerung kennt, wird dennoch seine Freude an der spannenden Erzählweise Merles haben. Ein Auf und Ab, dessen entkräftende Wirkung man den Figuren ansieht. Eine Herausforderung für die Ungeduldigen unter den Belagerern.
Trotz der erzeugten Spannung bleibt der Autor den historischen Fakten treu: die bekannten Daten stimmen, die historischen Figuren sind zwar, bedingt durch die Position der erzählenden Hauptfigur, in ihren Sympathiewerten ein wenig eindeutig sortiert; dennoch sind die Charaktere, gleich ob historisch oder fiktiv, in sich glaubwürdig und logisch nachvollziehbar. Gerade in die Nebencharaktere steckt Robert Merle viel Liebe und Energie, so dass ein rundum stimmiges Gesamtkonstrukt entsteht.
Merle ist ein Meister der niveauvollen und amüsanten Sprache
Der Thematik angemessen erzählt Robert Merle auf hohem Niveau und anspruchsvoll. Doch wer deswegen glaubt, ein unzugängliches und schwer verdauliches Werk vor sich zu haben, der irrt: Merle schreibt immer mit einem Augenzwinkern, amüsant, romantisch wo es sich anbietet.
Der Erzähler, Pierre-Emmanuel, ist ebenso charmant wie geistreich, ohne dabei zum unglaubwürdigen Helden zu werden. Der Leser steht nicht abseits der Ereignisse sondern wird hineingezogen, hat das Gefühl, im unfreundlichen Klima von La Rochelle am Deich zu stehen.
Erwartungen erfüllt
Nach hervorragender Arbeit in den ersten zehn Bänden sind die Erwartungen an den Autor entsprechend hoch, und werden doch alle erfüllt. Für die Liebhaber der Reihe ist es wie ein nach Hause Kommen, wo man alte Freunde wiedersieht und sich am Kaminfeuer eine spannende Geschichte über Frankreich, seinen König, sein Volk erzählen lässt. Wie seine Vorgänger verdient Ein Kardinal vor La Rochelle daher das Prädikat: uneingeschränkt empfehlenswert!
Robert Merle, Aufbau
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