Dictator
- Heyne
- Erschienen: Januar 2015
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- Heyne, 2016, Titel: 'Dictator', Originalausgabe
Fulminanter Abschluss der Cicero-Trilogie
Cäsar, Pompeius und Crassus verbünden sich als Roms wichtigste Männer im Triumvirat, um die Macht im Staat untereinander aufzuteilen. Cicero entschließt sich zum Widerstand, woraufhin Cäsar den Demagogen Clodius zum Volkstribun wählen lässt. Cicero muss um sein Leben fürchten und flieht. An diesem Punkt beginnt im Jahr 58 v. Chr. der dritte und letzte Teil der grandiosen Trilogie über jenen Mann, der als "die Stimme Roms" in die Historie einging. Ein ebenso begnadeter Redner wie politischer Machtmensch, der - neben den eingangs erwähnten Personen - zu den mächtigsten Männern seiner Zeit zählte. Doch zunächst begibt er sich mit seinem Tross in die Verbannung, die ihn für längere Zeit nach Thessalonica führen wird, wo ihm schnell sterbenslangweilig wird. Erst ein Besuch des jungen Volkstribun Milo bringt die überraschende Wende. Pompeius plagt das schlechte Gewissen, da er seinem alten Freund Cicero nicht zur Seite stand und so schickt er Milo mit einem Angebot, dem Cicero nicht widerstehen kann. Sollte sich Cicero überwinden Cäsar zu unterstützen, so könne er nach Rom zurückkehren.
"Und am Ende seiner verlängerten Amtszeit wird Cäsar nach Rom zurückkehren und sich selbst zum Konsul wählen lassen. Diesmal stellen Pompeius und Crassus ihre Veteranen zur Verfügung, die für Cäsar stimmen werden. Das sind die Bestimmungen im Abkommen von Luca. Es wurde für die Dauer von sieben Jahren vereinbart. Pompeius hat Cäsar versprochen, dass du dich daran hältst."
"Und wenn nicht?"
"Garantiert er nicht mehr für deine Sicherheit."
Cicero hat keine Wahl, seine Rückkehr gleicht einem Triumphzug und so gelingt es dem gealterten Strippenzieher erneut, zu einem der einflussreichsten Männer Roms zu werden. Dort herrscht derweil Clodius mit einem rauflustigen Pöbel, welcher die Senatoren bedrängt und das Volk aufwiegelt. Ein großer, nie zuvor dagewesener Brotmangel führt zu immer roherer Gewalt auf der Straße. Pompeius sieht die Chance, seinen Reichtum zu mehren und will sich eine Präfektur für die Getreideversorgung sichern. Doch Cicero weigert sich ihn zu unterstützen, sieht das Gleichgewicht zwischen Pompeius, Cäsar und Crassus in Gefahr. Derweil sorgt die Ermordung des Philosophen Dion von Alexandria, der gegen die Wiedereinsetzung des Pharaos Ptolemaios, den Vater von Kleopatra, protestiert, für einen Skandal, zumal ein Gutsverwalter von Pompeius der Täter sein soll. Cicero übernimmt die Verteidigung und erzielt seinen ersten Prozesssieg nach seiner Heimkehr.
"Nun, nach gestern habe ich wieder ein bisschen Macht, und du weißt ja, was ich immer sage. Macht muss man einsetzen."
Danach überschlagen sich die Ereignisse, die eine der interessantesten Epochen der Geschichte bilden. Der Untergang der Republik und ein anschließender Bürgerkrieg stürzen das Land in ein einziges Chaos. Das Triumvirat zerfällt und deren Protagonisten geraten immer offener aneinander. Schließlich fällt Cäsar mit seinen Legionen in Italien ein. Jetzt heißt es Pompeius gegen Cäsar und später werden beide bekanntlich ermordet (wie die meisten wichtigen Menschen jener Zeit). Die Machtkämpfe gehen derweil unerbittert weiter und immer wieder steht ein Mann im Mittelpunkt des Geschehens: Cicero.
"Vielleicht errichten sie, wenn ich stumm in meinem Grab liege, hinter der Rostra eine Statue von mir. Aber ich will kein Denkmal sein. Mein Talent liegt in der Staatskunst, aber mit diesem Talent muss man am Leben und in Rom sein."
Wie schon bei Imperium und Titan erzählt Ciceros Privatsekretär Tiro, der als Erfinder der Kurzschrift gilt, über das Leben des größten Redners seiner Zeit. Einmal mehr ist Cicero ein Getriebener, dem es vornehmlich um die Interessen des Staates geht. Rom über alles und dies vor allem in Freiheit, dem muss sich das Machtstreben aller Beteiligten unterordnen. Doch Theorie und Praxis liegen im Rom der Jahre 58 bis 43 v. Chr. weit auseinander. Gewalt auf der Straße, Krieg, Niedertracht, Gier und Intrigen beherrschen die Lage. Die Republik ist längst verloren.
"Ich würde alles unternehmen, um diesen Krieg zu verhindern. Genau deshalb hat er meine Meinung auch nicht eingeholt. Uns erwartet nichts als Blutvergießen, Elend und Tod."
Bestsellerautor Robert Harris hat die Figur des Cicero sehr differenziert dargestellt. Für seinen politischen Weitblick, seine ebenso scharfen Analysen wie Reden muss man ihn bewundern. Demgegenüber steht der intrigante Ränkeschmied, der häufig die Seiten wechselt, wenn er sich davon Vorteile erhofft und der mit zunehmendem Alter wiederholt Opfer der eigenen Selbstüberschätzung wird. Der Politik ordnet Cicero alles unter und so geht seine ohnehin nie wirklich glückliche Ehe mit Terentia in die Brüche. Mit seinem Bruder Quintus kommt es zum Zerwürfnis, allein seine Liebe zu seiner Tochter Tullia - und zu Tiro - bleibt. Cicero macht es anderen nicht immer leicht ihn zu mögen, was sich an seinen herabwürdigenden Äußerungen über Rufus ("Mein lieber, armer Junge. Dich betrachte ich doch nicht als meinen Feind. Du bist zu unbedeutend"), Lepidus ("Ein Genie der Mittelmäßigkeit") oder Pompeius Sohn Gnaeus ("Neben ihm wirkt sogar sein Vater intelligent") zeigt.
Wer sich für Politik interessiert, kommt an der Trilogie über Cicero nicht vorbei. Noch heute sind deren zentrale Themenfelder aktuell wie nie. Skrupellose Machtansprüche gepaart mit unersättlicher Gier, Korruption verbunden mit Wahlmanipulation und nicht zuletzt permanente Kriegseinsätze mit ihren verheerenden Auswirkungen. Wie soll sich in einem solchen Umfeld der Gedanke an Freiheit entfalten können?
Robert Harris, Heyne
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