Das Geheimnis des Tanzmeisters
- Scm Hänssler
- Erschienen: Januar 2014
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- Scm Hänssler, 2014, Titel: 'The Dancing Master', Originalausgabe
Seichte Geschichte, aber mit viel Gefühl
Beaworthy in Devonshire ist ein kleiner beschaulicher Ort, in dem Lady Amelia Midwinter das Sagen hat. Hierher verschlägt es den jungen Tanzmeister Alec Valcourt mit Mutter und Schwester. Er stammt aus London, wo er bisher Tanz-und Fechtunterricht gegeben hat. Die Familie hofft auf einen Neuanfang und hat nicht im geringsten mit Schwierigkeiten gerechnet. Julia, die Tochter der Lady, fühlt sich zu Alec hingezogen und sucht immer wieder seine Nähe. Julia ist neugierig und fragt sich, warum der gut aussehende junge Mann London verlassen hat. Was hat er für ein Geheimnis? Aber nicht nur die Familie Valcourt verbirgt einiges, auch die Familie Midwinter umgeben ein paar Geheimnisse.
Das Schicksal des Tanz- und Fechtmeisters Alec Valcourt
Julie Klassen erzählt hier von dem Schicksal des jungen Tanz- und Fechtmeisters Alec Valcourt, zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England. Der Beruf des Tanzmeisters hat nicht unbedingt einen guten Ruf, er wurde auch gern als Kapriolen-Händler bezeichnet. Meistens lehrten diese Männer aber auch die Kunst des Fechtens, weswegen ihre Dienste dann wiederum gern in Anspruch genommen wurden. Klassen versucht ein Bild dieses Berufsstandes zu zeichnen, und ihm in diesem kleinen Dorf eine Zukunft zu schaffen. Ihr Erzählstil ist dabei leicht zu lesen. Leider schafft sie es nicht, den Leser gleich von den ersten Seiten an abzuholen. Ungefähr 200 Seiten lang plätschert die Story so vor sich hin und hat wenig Aufregendes zu bieten. Das Leben in diesem Dorf wird geschildert und wie die Familie Valcourt versucht, hier ein neues Zuhause zu finden. Schnell wird klar, wer hier das Sagen hat. Die Familie von Lady Amelia bestimmt das Bild, Fremde haben da nicht wirklich eine Chance, Anerkennung zu finden. Jeden Falls nicht, wenn sie nicht so handeln, wie die Lady dies gern möchte. Klassen schildert sehr gut, wie eben der Adel alles bestimmt, aber auch wie die Menschen langsam beginnen, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen und aufbegehren. Ein bisschen Farbe in die Geschichte bringt die Tochter Julia. Sie ist ein aufmüpfiger Teenager, die leider feststellen muss, dass ihr Leben, so wie sie es kennt, eine Wendung nehmen wird. Es gibt ein paar Familiengeheimnisse, denen sie so nach und nach auf die Spur kommt. Leider bleiben die Charaktere dabei ein bisschen farblos, auch ist die Geschichte selbst durchschaubar und birgt nur wenige Überraschungen.
Ein kleiner Benimmkurs zur Zeit des 19.Jahrhunderts
Trotz aller Schwächen gelingt es der Autorin, die Stimmung der Zeit einzufangen und das Leben glaubhaft zu schildern. Auch erzählt sie von den Tänzen der Zeit. Es fällt nicht schwer, sich die Akteure vorzustellen und ein wenig mit ihnen zu tanzen. Sie erzählt aber nicht nur vom Tanzen, sondern auch davon, wie sich die jungen Leute zu benehmen hatten. Es gibt einen kleinen Grundkurs in "Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich auf einen Ball gehe". Dies ist amüsant zu lesen und zeigt, wie die Menschen damals nach dieser Etikette lebten, vor allem in der oberen Bevölkerungsschicht.
Aber nicht nur beschauliches gibt es in dem kleinen Dorf Beaworthy, auch hier gibt es Störenfriede, die für Unruhe sorgen. Sie sorgen ein bisschen für Spannung und bringen etwas Schwung in die Handlung.
Erst im letzten Drittel tanzt der Leser mit
Ein kurzes Nachwort erklärt hier Fiktion und Wahrheit. Das Leben dieser Zeit hat Klassen zwar gut eingefangen und geschildert, aber Das Geheimnis des Tanzmeisters kann nicht wirklich fesseln. Erst auf den letzten Seiten steigt die Spannung und man beginnt langsam mit den jungen Leuten mitzutanzen und ihnen zu wünschen, dass sie ihre Hindernisse überwinden können und für sie ein neues Leben beginnt.
Julie Klassen, Scm Hänssler
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