Der Parzival-Code und die Externsteine
- -
- Erschienen: Januar 2009
- 1
- , 2009, Titel: 'Der Parzival-Code und die Externsteine', Originalausgabe
Für Verschwörungstheoretiker
In der Gegenwart. Georg Lang ist angesehener Archäologe an der Universität Bielefeld. Sein Spezialgebiet ist der Einsatz einer neuen Untersuchungsmethode, mit deren Hilfe auch tiefere Erdschichten und Hohlräume sehr genau erforscht werden können. Ein kleiner, eher unscheinbarer Apparat ist der Gammastrahlendetektor, mit dem diese Untersuchungen durchgeführt werden. Und Georg Lang ist ein weltweit anerkannter Spezialist dafür. Als sich jedoch ein privater Auftraggeber meldet und Lang drängt, die Externsteine zu untersuchen, gerät der Wissenschaftler in eine schwierige Lage. Denn dieser Auftraggeber setzt Lang und dessen Freund Richard Bauer stark unter Druck und verfolgt offenbar keine guten Absichten. Bald geraten Lang und Bauer in einen Strudel gefährlicher Ereignisse, denn hier geht es um den heiligen Gral, der in den Externsteinen verborgen sein soll und der demjenigen, der ihn besitzt, große Macht verspricht.
Aber so einfach ist der Gral nicht zu finden. Erst in der Parzifal-Erzählung des Wolfram von Eschenbach finden Lang und Bauer die entscheidenden Hinweise darauf, wo das Heiligtum verborgen sein könnte.
Eilig erzählt
Achim Köppen und Horst Burger haben versucht, auf nicht einmal 200 Seiten eine Geschichte zu erzählen, die ein wenig an Romane wie Der Da Vinci-Code oder Illuminati erinnert. Skrupellose Machtmenschen wollen noch mächtiger werden und versuchen deshalb mit allen Mitteln, sich einer sagenumwobenen Reliquie zu bemächtigen. Nette Menschen wie du und ich geraten in dieses Machtspiel hinein und versuchen, mit halbwegs heiler Haut davon zu kommen und die sich anbahnende Katastrophe zu verhindern. Das könnte spannend sein. Ist es im Falle dieses Romans aber eher weniger. Zu eilig jagen die Autoren durch ihren Roman, lassen sich wenig Muße, ihren Protagonisten Charakter und Unverwechselbarkeit zu geben. Viel zu häufig wird hier die Schablone bemüht und geraten die Figuren in diesem Roman einfach nur eindimensional.
Zudem scheint der eigentliche Hauptdarsteller gar kein Mensch zu sein, sondern eine Maschine: Der Gammastrahlendetektor, mit dessen Hilfe Archäologe Lang seine Untersuchungen durchführt. Zwar führt die Romanhandlung durch diverse Länder dieser Erde, aber auch hier geraten die Schilderungen der einzelnen Schauplätze eher blass. Auch nicht alle Handlungen sind logisch erklärbar oder nachvollziehbar. Kaum ein Mensch, selbst ein renommierter Wissenschaftler nicht, fährt mal einfach so schnell nach Rom um dort im Geheimarchiv des Vatikans zu stöbern. Selbst dann nicht, wenn man einen guten Kumpel hat, der dort arbeitet und Unterstützung zusagt. Immer wieder entsteht der Eindruck, die Autoren hätten es eilig gehabt, ihren Roman zu beenden und sich nicht die Zeit genommen, die Handlung ein wenig besser zu durchdenken.
Die Sache mit Parzifal
Die an und für sich schon stark vollgepackte Geschichte in der Gegenwart wird ergänzt durch einen zweiten Erzählstrang, der im Jahr 1192 spielt und darüber berichtet, wie der Gral aus dem Heiligen Land fortgeschafft wurde und wo man ihn verborgen hat. Auch im historischen Teil des Romans wird der Leser mit einer eigentlich umfangreichen und spannenden Story konfrontiert, die jedoch im Eiltempo und ohne liebevolle literarische Zuwendung erzählt wird. Es gibt viele interessante Thesen, aber sie werden nicht unbedingt glaubhaft an den Leser gebracht. Und manchmal hat man eher das Gefühl, einen Schulaufsatz vor sich zu haben als einen Roman. Die Sprache ist in beiden Erzählsträngen ausgesprochen anspruchslos und ziemlich steif. Und so wird leider auch wenig glaubwürdig, was da über Wolfram von Eschenbach und seinen Code zur Auffindung des heiligen Grals berichtet wird.
Realer Hintergrund
Der große Pluspunkt dieses Romans ist sein realer Hintergrund. Wohl jeder kennt die Externsteine, hat zumindest schon mal von ihnen gehört. Dazu illustrieren die Autoren ihre Geschichte mit Fotos, die dem Leser erlauben sollen, die Gedanken der Protagonisten nachzuvollziehen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass Horst Burger selbst mit der neuen Prospektionsmethode, der Anwendung des Gammastrahlendetektors, arbeitet und an den Externsteinen geforscht hat, gibt der Geschichte Würze. Schade, dass sie so wenig professionell erzählt wurde. Dies ist nicht wirklich ein historischer Roman, aber wer geschichtlich interessiert ist, wer vielleicht Urlaub in der Nähe der Externsteine macht, der hat hier vielleicht eine nette, wenig anstrengende Urlaubslektüre gefunden.
Achim Köppen, -
Deine Meinung zu »Der Parzival-Code und die Externsteine«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!