Das Pestdorf
- Goldmann
- Erschienen: Dezember 2015
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- Goldmann, 2015, Titel: 'Das Pestdorf', Originalausgabe
Quarantäne ist keine Erfindung der Neuzeit
Susanna und Urs Blatter leben zufrieden im Trier des Jahres 1671. Urs hat sich als Arzt bewährt und ihr Leben könnte schön und friedlich sein, doch dann unternimmt seine 15jährige Tochter Gritli eine Botenfahrt nach Piesport an der Mosel. Eigentlich kein großes Unterfangen, wäre dort nicht völlig unerwartet die Pest ausgebrochen. Nun ist es der jungen Frau nicht mehr möglich, den Ort zu verlassen. Piesport wird komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Die Nachricht erreicht Susanna und ihren Mann völlig unvorbereitet. Gritli schwebt in größter Gefahr und es scheint kein Entkommen für sie zu geben, aber die Blatters finden einen Weg und hoffen Gritli retten zu können. Ein gefährliches Unterfangen beginnt.
Lebensgeschichte einer Familie
Der Klappentext verspricht eine spannende Geschichte aus einem Dorf, in dem die Pest ausgebrochen ist. Allerdings ist diese Handlung nicht der Hauptteil des Romans. Es dauert so etwa zwei Drittel des Buches, bis die Protagonisten überhaupt nur in die Nähe jenes besagten Dorfes gelangen. Sicherlich erwartet man, dass die Charaktere mit oder beziehungsweise gegen die Pest kämpfen, aber dies geschieht so nicht. Es wird ausführlich geschildert, wie das Mädchen in den Ort gelangt ist und was die Familie zu ihrer Rettung unternehmen will. Trotzdem ist die Handlung nicht etwa langweilig, erzählt aber eben mehr aus dem Leben des Arztes Urs und seiner Frau Susanna, sowie von ihren Kindern und deren Sorgen. Sorgen gibt es allerdings reichlich. Das Schreckgespenst der Pest versetzt alle in Angst und Schrecken.
Eine Seuche hat alle im Griff
Deana Zinßmeister zeigt, wie von ihr gewohnt, ein authentisches Bild aus dem 17. Jahrhundert. Es ist die Zeit nach dem 30jährigen Krieg und die Folgen sind noch überall zu spüren, genauso wie die Angst vor der Pest immer allgegenwärtig ist, obwohl sie als ausgerottet galt. Die Ereignisse um Piesport schildert die Autorin dann aber detailgetreu. Automatisch drängen sich Bilder der Gegenwart auf, wenn man liest, wie dieses Dorf abgeriegelt wurde. Die Menschen waren mehr oder weniger auf sich allein gestellt, um den Kampf mit der Pest zu überleben. So wie Zinßmeister das Vorgehen hier beschreibt, könnte es durchaus gewesen sein. Es liest sich süffig weg und die Ereignisse in diesem Dorf sind zudem historisch belegt. Spannung entsteht durch den Befreiungsversuch vom Bruder und Vater. Obwohl sich auch die Frage aufdrängt, ob dieser Versuch nicht etwas überzogen dargestellt wird. Die Probleme, auf die die beiden Retter treffen, scheinen weit hergeholt zu sein, nur um am Ende doch zu überzeugen.
„Das Pestdorf“ ist der dritte Teil einer Trilogie mit dem Hauptaugenmerk auf dieser grauenvollen Krankheit und erzählt die Geschichte von Urs und Susanna weiter. Es empfiehlt sich, die Vorgänger „Das Pestzeichen“ und „Der Pestreiter“ gelesen zu haben, da die Geschichten aufeinander aufbauen. Die Autorin hat zwar ausreichend Rückblenden in die Handlung eingewoben, aber es ergibt ein eindeutig besseres Gesamtbild, hat man die Bücher der Reihenfolge nach gelesen.
Ein Nachwort schließt, wie gewohnt das Buch und klärt Fiktion und Wahrheit. Auch gibt es ein Glossar und ein Personenregister. Sie sorgen für den Überblick über die Protagonisten und fremden Begriffe dieser Epoche.
Fazit:
Dieser dritte Teil ist durchaus unterhaltsam zu lesen, zumal er in der heutigen Zeit so erschreckend aktuell ist. Allerdings kommt „Das Pestdorf“ nicht wirklich an seine Vorgänger heran. Zwischendurch ist es etwas langatmig und scheint abzuschweifen, ist aber trotz Schwächen immer noch gute Unterhaltung.
Deana Zinßmeister, Goldmann
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