Joséphine - Napoléons große Liebe

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 1995
  • 1

Originalausgabe erschienen 1995 unter dem Titel „The Many Lives & Secret Sorrows of Josephine B“ bei Harper Collins
deutsche Erstausgabe erschienen 1999 im S. Fischer Verlag,
aktuelle Ausgabe erschienen 2019 im Fischer Taschenbuch Verlag

 

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Birgit Stöckel
751001

Histo-Couch Rezension vonAug 2019

Der schwierige Aufstieg der Joséphine de Beauharnais

Marie Josephe Rose de Tascher de La Pagerie wurde 1793 auf der Karibikinsel Martinique geboren und ihr Geburtsname ist längst nicht so bekannt wie ihre Persönlichkeit. Obwohl sie einen niedrigen gesellschaftlichen Stand innehatte und ihre Zukunft aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ihres Vaters und dessen Plantage alles andere als gesichert erschien, sollte sie als Joséphine de Beauharnais an der Seite Napoléons zur Kaiserin der Franzosen aufsteigen und zudem Vorfahrin vieler europäischer Königshäuser werden, da eine ihrer Enkeltöchter den späteren König Oskar I. von Schweden heiratete.

Joséphines Leben ist der Beweis dafür, welch verschlungene Wege das Schicksal bereithalten kann. Eigentlich sollte ihre drei Jahre jüngere Schwester Catherine den Vicomte Alexandre de Beauharnais heiraten, doch sie starb noch vor der Überfahrt nach Frankreich an Tuberkulose. Die dritte der Schwestern war noch zu jung und so fiel es Joséphine (oder Rose, wie sie damals genannt wurde) zu, als Braut nach Paris zu reisen. Gut sechzehn Jahre später heiratet sie in zweiter Ehe Napoléon Bonaparte, doch dazwischen liegen eine unglückliche Ehe, die Geburt zweier Kinder und die Schrecken der Französischen Revolution mit den Jahren der Terrorherrschaft.

In Tagebuchform geschrieben - mit allen Vor- und Nachteilen

Sandra Gulland erzählt aus dem Leben dieser faszinierenden Frau anhand eines fiktiven Tagebuchs, dessen Autorin Joséphine selbst ist. Dieser Band, der erste einer Trilogie, beginnt an Joséphines 14. Geburtstag und endet mit ihrer zweiten Hochzeit. Naturgemäß erfahren wir hier also nur wenig über Napoléon, da er erst gegen Ende des Buchs in Erscheinung tritt.

Die Tagebuchform ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da viele Einträge nur kurz sind und durch die Datumsangaben der Lesefluss immer wieder unterbrochen wird. Zudem ist auch der Stil zunächst sehr ungelenk, was allerdings zu Joséphines Bildungs- und Gesellschaftsstand passt. Später werden die Einträge deutlich flüssiger und damit auch angenehmer zu lesen. Während die Tagebuchform den unbestreitbaren Vorteil hat, dass man Joséphines Gedanken, Ansichten und Gefühle erfährt, zeigen sich aber auch die Nachteile: Alle Ereignisse, die sie nicht miterlebt, erfährt man oft nur nebenbei und stark zusammengefasst. So ist Joséphine beispielsweise auf Martinique, als die Französische Revolution los bricht, und somit fällt der Sturm auf die Bastille fast komplett unter den Tisch. Durch Briefe, die sie aus der Heimat erhält, erfahren die Lesenden immerhin die groben Details. Zudem lockern diese eingestreuten Briefe den Tagebuchstil auf.

Politisch turbulente Zeiten

Gut gelungen ist die Darstellung der Schreckensherrschaft, die Paris und ganz Frankreich im Zuge der Revolution fest im Griff hatte. Misstrauen breitet sich aus, keiner weiß, wer Freund und wer Feind ist, keiner ist sicher. So landet auch Alexandre de Beauharnais, eigentlich ein glühender Revolutionär, im Gefängnis und da Sippenhaft damals fast schon selbstverständlich war, wird auch Joséphine verhaftet. Der Angst, der Schrecken, die unmenschlichen Bedingungen und die Verzweiflung sind beim Lesen gut zu spüren. Ebenso erlebt man Joséphines Kampf in den darauf folgenden Jahren hautnah mit, denn auch nach Robespierres Sturz kehrt politisch gesehen keine Ruhe ein. Und in diesem Kampf um das Wohl und die Zukunft ihrer Kinder, ihrer Familie lernt man Joséphines Stärke und Großmütigkeit kennen und kommt so dieser Frau langsam näher.

Fazit:

„Joséphine - Napoléons große Liebe“ ist ein durchaus gelungener Auftakt der Trilogie über diese faszinierende Frau. Wer sich auf den Tagebuchstil einlässt, der erfährt einiges über sie und die turbulente, brutale Zeit der Französischen Revolution. Hilfreich sind dabei auch die Fußnoten, in denen die Autorin, wenn nötig, Anmerkungen zu manchen Details gibt. Ebenso von Nutzen ist die Zeittafel am Ende des Buchs. Lediglich das Cover ist zu hell, lieblich und romantisch für den Inhalt dieses Buchs.

Joséphine - Napoléons große Liebe

Sandra Gulland, Fischer

Joséphine - Napoléons große Liebe

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